Funktionäre in Haft "Blatter ist entspannt, tanzt aber nicht im Büro"

Zürich · Der nächste Skandal erschüttert den Fußball-Weltverband. Sieben Funktionäre sind am Morgen in Zürich festgenommen worden. Die Fifa hat sich auf einer Pressekonferenz zu den Ermittlungen geäußert.

Absurde FIFA-Pressekonferenz mit Walter De Gregorio
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Absurde Pressekonferenz der Fifa mit Walter De Gregorio

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+++ So viel erst einmal zu diesem Thema. In Kürze finden Sie eine aktuelle Zusammenfassung auf unserer Seite. Vielen Dank für Ihr Interesse!

+++ Von den möglichen Straftaten hochrangiger Funktionäre zeigte sich De Gregorio nicht sonderlich betroffen. Hierzu wollen sich die US-Behörden am Nachmittag auf einer Pressekonferenz in New York äußern. Dort herrschte ja Nacht, als die Festnahmen in Zürich erfolgten.

+++ Noch wichtig: Der Report des ehemaligen Fifa-Ermittlers Michael Garcia soll bald veröffentlicht werden. Er liege den Ermittlungsbehörden bereits vor. Der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert hatte den Bericht ausgewertet und "keine gravierenden Verstöße" bei dem Bieterverfahren zu den WM-Turnieren 2018 und 2022 feststellen können.

+++ De Gregorio betonte nachhaltig, dass es keine Ermittlungen gegen Blatter gebe. Außerdem sei die Fifa froh über die Entwicklungen, leide aber auch unter den ständigen Vorwürfen. Der Kongress soll von alledem unberührt bleiben.

+++ Das war es erst einmal aus Zürich. Walter De Gregorio, Fifa-Mediendirektor, stand den Journalisten Rede und Antwort, nachdem am Morgen sieben (zunächst war von sechs die Rede) Funktionäre in einem Luxushotel verhaftet worden waren. Ihnen droht die Auslieferung in die USA, weil sie neben anderen Verdächtigen Bestechungsgelder in Höhe von mehr als 100 Millionen Dollar kassiert haben sollen. Am Freitag beginnt der jährliche Fifa-Kongress, bei dem es unter anderem um die Wiederwahl von Präsident Sepp Blatter geht. Außerdem gab es Durchsuchungen in der Fifa-Zentrale in Zürich, die in Zusammenhang mit den Vergaben der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 stehen.

+++ Für die verhafteten Funktionäre gelte zunächst einmal die Unschuldsvermutung. "Sie können nicht erwarten, dass wir sofort Leute suspendieren, wenn der Generalstaatsanwalt um 6 Uhr morgens kommt." Natürlich müssten sie aber anwesend sein, um auf dem Fifa-Kongress abzustimmen.

+++ De Gregorio hatte gesagt, Blatter sei entspannt. Ein Reporter fragt, wie das sein könne, ob der Präsident nur an seinem eigenen Schicksal interessiert sei oder froh, dass er nicht selbst verhaftet worden ist. "Er tanzt natürlich nicht in seinem Büro. Nicht diese Art von relaxt", revidiert De Gregorio seine Aussagen. "Er ist kein glücklicher Mensch heute, er kooperiert mit den Behörden. Es ist eine Überraschnung, dass es heute passiert ist, aber keine, dass es überhaupt passiert ist."

+++ "Es ist nicht so, dass Herr Blatter die USA meiden würde", versichert De Gregorio. Er werde außerdem auf jedem Fall dem Finale der Frauen-WM in Kanada beiwohnen, das in Justizfragen eine enge Zusammenarbeit mit den US-Behörden pflegt. Für andere Fifa-Exekutivmitglieder und über deren Reisepläne könne er nicht sprechen, sagt De Gregorio.

+++ "Es ist eine schwere Zeit. Aber für die Fifa ist es eine gute Sache. Wir sind bereit, diesen Weg zu gehen", feuert De Greogorio noch einmal paar Worthülsen ab.

+++ "Der Präsident konzentriert sich auf die Wahl. Er hatte damit nichts zu tun, den ganzen Rest wird er akzeptieren. Sorry, wenn ich mich noch einmal wiederhole: Es war die Fifa, die den Generalstaatsanwalt im November bat, diese Ermittlungen zu beginnen."

+++ "Was wollen Sie?", fragt De Gregorio, als wieder ein Journalist auf die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 eingeht. Solle man das Prozedere etwa noch einmal untersuchen? Tja, was anscheinend alle wollen — abgesehen von der Fifa — dürfte klar sein.

+++ Die Journalisten interessieren sich vor allem für die Ermittlungen der Schweizer Staatsanwaltschaft. Derweil betont De Gregorio noch einmal: "Gegen Präsident Blatter wird nicht ermittelt." Die Verhaftungen vom Morgen gehen beinahe unter. Tatsächlich beziehen sich die Vorgänge ja nur auf einen Teil des Fifa-Kosmos, in diesem Fall auf den amerikanischen Kontinent.

+++ Auf die neuen Ermittlungen bezüglich 2018 und 2022 will die Fifa offenbar gar nicht konkret eingehen. Zu den Festnahmen ist der interessanteste Satz bisher: "Auch die Fifa leidet."

+++ Zwei Fragen: Kann De Gregorio sagen, wie viele Funktionäre verhaftet wurden? Wird die Fifa sich die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 noch einmal ansehen. Zweimal antwortet der Fifa-Sprecher knapp: "No and no." Auch die Namen könne er natürlich nicht bestätigen.

+++ Stehen die Ereignisse in Zusammenhang mit dem anstehenden Kongress? "Das können Sie mit dem Generalstaatsanwalt klären", sagt De Gregorio. Das versteht die Fifa unter eindeutigen Antworten.

+++ "Wird die Wahl stattfinden wie geplant? Oder wird die Wahl von Herrn Blatter verschoben?", fragt ein Journalist. Interessante Wortwahl. Aber auch hier sagt De Gregorio: Die Wahl werde auf jeden Fall stattfinden, keine Fragen.

+++ Jetzt erläutert er schon seit Minuten, dass gerne Fragen entgegengenommen werden. Um 11.26 Uhr soll es damit losgehen. Schweizer Präzision.

+++ Die Fifa hat seit heute also mit zwei riesigen Baustellen gleichzeitig zu kämpfen. "Wir sind sehr glücklich, dass das heute passiert ist. Die Fifa leidet unter diesen Umständen. Wir haben jetzt den Kongress. Natürlich wird der stattfinden. Definitiv!", sagt De Gregorio.

+++ "Wir arbeiten zusammen mit der Generalstaatsanwaltschaft. Es ist unser höchstes Interesse, dass alle Fragen im Sinne der Ermittlungen beantwortet werden können." Hierbei geht es jedoch um die Vergabe der WM 2018 und 2022. In dem Zusammenhang seien im Hauptquartier der Fifa in Zürich elektronische Daten und Dokumente sichergestellt worden, teilten die Behörden am Mittwoch mit.

+++ "Das Timing ist nicht das Beste", sagt Fifa-Kommunikationsdirektor Walter De Gregorio zu Beginn der Pressekonferenz. So kann man es auch ausdrücken.

+++ Die Ermittlungen konzentrieren sich also auf Vorgänge in Lateinamerika, teilweise sollen sie in den 90er-Jahren begonnen haben. Die "New York Times" nennt 14 Namen, denen eine Anklage in den USA droht. Darunter ist auch der ehemalige Fifa-Vizepräsident Jack Warner aus Trinidad und Tobago, der 2011 aufgrund von Bestechungsvorwürfen seine Ämter niedergelegt hatte.

+++ Als Gegenleistung sollen die mutmaßlichen Bestecher bei der Austragung von Fußballturnieren in den USA und Lateinamerika die Medien-, Vermarktungs- und Sponsoringrechte erhalten haben. "Diese Straftaten sind gemäß Verhaftsersuchen in den USA abgesprochen und vorbereitet worden; zudem sind Zahlungen über US-Banken abgewickelt worden", heißt es in einer offiziellen Mitteilung des Schweizer Bundesamtes für Justiz.

+++ Die Schweiz hat den USA Amtshilfe geleistet. In Fällen wie diesen kooperieren die eidgenössischen Behörden mit ausländischen Ermittlern. Fifa-Funktionäre werden verdächtigt, von Vertretern von Sportmedien und von Sportvermarktungsunternehmen Bestechungsgelder in Höhe von mehr als 100 Millionen US-Dollar angenommen zu haben.

+++ Unter den Festgenommenen sind nach bisherigen Erkenntnissen Jeffrey Webb von den Cayman Islands, einer der acht Vizepräsidenten des Fifa-Exekutivkomitees und Präsident des nord- und mittelamerikanischen Verbandes Concacaf sowie Eugenio Figueredo aus Uruguay, bis vor kurzem Präsident des südamerikanischen Verbandes Conmebol und ebenfalls ein Vizepräsident des Exekutivkomitees.

+++ Eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse: Kurz vor dem Fifa-Kongress hat die Kantonspolizei Zürich am frühen Mittwochmorgen sieben Funktionäre des Weltfußballverbandes Fifa festgenommen. Sie sollen in die USA ausgeliefert werden.

+++ Die Pressekonferenz müsste in wenigen Momenten beginnen.

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