Einspruch abgelehnt Fifa bestätigt Sperre für Niersbach

Zürich · Durch die Affäre um die WM 2006 hat Wolfgang Niersbach fast seine gesamte Reputation verloren. Nun lehnt die Fifa den Einspruch des Ex-DFB-Präsidenten gegen seine Sperre ab. Niersbach bleibt nur noch eine Hintertür. Und auch die Aufklärung des Skandals stockt.

Wolfgang Niersbach tritt als DFB-Präsident zurück
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Wolfgang Niersbach tritt als DFB-Präsident zurück

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Foto: dpa, ade

Der frühere DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat in der WM-Affäre die nächste schwere Niederlage erlitten. Die Berufungskommission des Fußball-Weltverbandes Fifa lehnte am Freitag seinen Einspruch gegen eine im Juli verhängte Einjahressperre ab. Wegen seines Verhaltens in dem Skandal darf der 66-Jährige bis zum 25. Juli 2017 kein Amt im nationalen und internationalen Fußball mehr ausüben. Die Affäre ist noch immer nicht vollständig aufgeklärt, eine bislang verschlüsselte Datei brachte auch keine Erkenntnisse, wie der DFB und die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Freitag bestätigten.

Theoretisch dürfte Niersbach danach wieder in die Exekutivkomitees der Fifa und des europäischen Verbands Uefa zurückkehren. Doch praktisch ist seine Karriere als ranghoher Fußball-Funktionär wohl erledigt. Der neue DFB-Präsident Reinhard Grindel möchte so schnell wie möglich auch Niersbachs Nachfolge in den internationalen Gremien antreten. Bereits am 5. April 2017 kann er sich beim Uefa-Kongress in Helsinki in das Exekutivkomitee wählen lassen.

Dann endet Niersbachs Amtszeit. Da er zu diesem Zeitpunkt noch gesperrt ist, ist seine Rückkehr ausgeschlossen. Doch zumindest im Fifa-Council könnte Niersbach sein Amt nach Ende seiner Sperre im Juli theoretisch bis zum Ablauf seines Mandats 2019 wieder ausüben.

Doch Niersbach kann auch keinerlei Unterstützung mehr vom Deutschen Fußball-Bund erwarten. Nach seinem Rücktritt als DFB-Präsident im November 2015 machte der Verband zunächst noch keine Anstalten, ihn aus den internationalen Gremien abzuziehen. Auf seine Verbindungen und Kontakte wollte man dort nicht verzichten. Nach dem Fifa-Urteil im Juli ging der DFB aber spürbar auf Distanz zu seinem ehemaligen Chef. Niersbach bleibt in dieser Affäre jetzt nur noch der Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS.

Die Berufungskommission der Fifa nannte die Einjahressperre am Freitag in ihrer Begründung "verhältnismäßig". Niersbach habe mit seinem Verhalten gegen die Paragrafen 18 ("Anzeige-, Mitwirkungs- und Rechenschaftspflicht") und 19 ("Interessenkonflikte") des Fifa-Ethikcodes verstoßen. Die Ethikhüter des Weltverbands hatten im Sommer sogar eine Sperre von zwei Jahren gefordert.

Grundlage des Urteils ist der Untersuchungsbericht der Kanzlei Freshfields zum WM-Skandal. Daraus geht hervor, dass Niersbach bereits mehrere Monate vor der Aufdeckung der Affäre von einer dubiosen Zahlung von 6,7 Millionen Euro des WM-Organisationskomitees erfahren haben muss. Er informierte darüber aber weder seine Präsidiumskollegen beim DFB noch die Ethikhüter der Fifa.

Niersbach hat in dieser Affäre alle Ämter und auch einen Großteil seiner Reputation verloren. Dabei ist der Skandal um dubiose Geldflüsse rund um die Weltmeisterschaft 2006 auch mehr als ein Jahr nach seiner Enthüllung noch immer nicht vollständig aufgeklärt.

Ebenfalls am Freitag räumte die Staatsanwaltschaft Frankfurt ein, nach der Öffnung der bislang verschlüsselten "Warner-Datei" keine neuen Erkenntnisse in der WM-Affäre gefunden zu haben. Eine Sprecherin bestätigte einen entsprechenden "Bild"-Bericht.

Der nachweislich korrupte und mittlerweile lebenslang gesperrte frühere Fifa-Funktionär Jack Warner ist möglicherweise eine der Schlüsselfiguren in dem Skandal. Vor einem Jahr tauchte ein Vertragsentwurf zwischen ihm und dem DFB auf, der aus den Tagen kurz vor der WM-Vergabe datiert ist und Warner unter anderem 1000 WM-Tickets der teuersten Kategorie zusichern sollte. Dass dieser Vertrag ans Licht kam, war am Ende der ausschlaggebende Grund dafür, dass Niersbach als DFB-Präsident zurücktrat.

Der frühere Medienchef und Generalsekretär des Verbandes hat stets erklärt, nur die "politische Verantwortung" für die WM-Affäre übernommen zu haben, sich selbst aber keiner Schuld bewusst zu sein. Auch die Fifa-Sperre nannte er im Juli "unangemessen und überzogen".

(dpa)
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