Fifa-Skandal Niersbach als Blatter-Erbe im Gespräch - Zwanziger macht's nicht

Als Folge des neuerlichen Fifa-Skandals wurde DFB-Präsident Wolfgang Niersbach erneut als neuer Chef des Fußball-Weltverbandes ins Gespräch gebracht. Sein Vorgänger Theo Zwanziger will den Job nicht.

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Der Ruf nach Wolfgang Niersbach wird (schon) wieder laut: Nach dem neuerlichen Fifa-Skandal um Noch-Präsident Joseph S. Blatter (79) und den Fragezeichen hinter seinem potenziellen Nachfolger Michel Platini (60) wird DFB-Präsident Niersbach (64) zum wiederholten Mal als möglicher neuer Boss des Fußball-Weltverbandes gehandelt. Der frühere DFB-Vizepräsident Rolf Hocke brachte den Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) - der bisher als Favorit auf die Platini-Nachfolge bei der Europäischen Fußball-Union (Uefa) galt - erneut als Blatter-Erbe ins Gespräch.

"Wolfgang Niersbach wäre natürlich ein geeigneter Kandidat als Fifa-Präsident", sagte der Präsident des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV) der Frankfurter Rundschau: "Denn erstens ist er unbelastet, weil er erst seit Kurzem der Fifa-Exekutive angehört, zweitens stehen seine Kompetenzen außer Frage und drittens ist er Chef des weltweit größten Nationalverbandes."

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Niersbachs Vorgänger Theo Zwanziger (70), der vom Schweizer Strafrechtsprofessor und ehemaligen Fifa-Reformer Mark Pieth als Übergangspräsident ins Spiel gebracht worden war, steht nicht zur Verfügung - obwohl sich der Jurist aus Altendiez offensichtlich geschmeichelt fühlt. "Pieth ist ein kluger Mann und sein Vorschlag grundsätzlich richtig", sagte Zwanziger dem kicker: "Meine Laufbahn aber ist beendet."

Für Hocke sind sowohl Blatter als auch Niersbach-Freund Platini nicht mehr tragbar. "Wenn man einen kompletten Neuanfang hinbekommen will, dann benötigt man Leute, die völlig unbelastet und frei von jedwedem Makel sind. Michel Platini war der Hoffnungsträger, aber ob er jetzt, nachdem diese Unregelmäßigkeiten aufgetreten sein sollen, noch frei von Makel ist, darf bezweifelt werden", sagte der 73-Jährige über den schon zuvor belasteten Franzosen: "Die logische zweite Frage, die sich stellt, ist die, ob Platini nun noch Uefa-Präsident bleiben darf. Diese Frage muss er sich auch selbst stellen. Hier ist große Selbstkritik gefragt."

Niersbachs Stellvertreter Rainer Koch schlägt in eine ähnliche Kerbe wie Hocke - nur ohne Namen zu nennen. "In den wichtigsten Gremien des Weltfußballs dürfen nur absolut verlässliche Persönlichkeiten sitzen", schrieb der 1. DFB-Vizepräsident bei Facebook.

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Vor dreieinhalb Monaten wurde Niersbach schon einmal als Anwärter auf die Blatter-Nachfolge gehandelt, da sich sein Zehn-Punkte-Programm zur Fifa-Reform wie das Wahlprogramm eines Präsidentschafts-Kandidaten gelesen hatte. Niersbach wollte das nach eigenen Angaben allerdings nicht so verstanden wissen.

Am Donnerstag hatte die Schweizer Bundesanwaltschaft das Verfahren gegen Blatter wegen des "Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung" sowie eventuell "wegen Veruntreuung" eröffnet, der Fifa-Boss wurde als Beschuldigter vernommen. Uefa-Chef Platini soll von Blatter eine "treuwidrige Zahlung" in Höhe von zwei Millionen Schweizer Franken erhalten haben und sprach als "Auskunftsperson" vor. Beide wiesen die Vorwürfe zurück.

(sid)
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