Platini-Rüffel für Ribery Riberys Rücktritt aus dem Nationalteam schlägt hohe Wellen

Paris · Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps behält sich für die Zukunft eine Einbestellung von Franck Ribery ausdrücklich vor.

 Michel Platini kann Riberys Entscheidung nicht nachvollzihen.

Michel Platini kann Riberys Entscheidung nicht nachvollzihen.

Foto: afp, FF/don/ql

Die Stimme von Michel Platini wurde ganz ernst und eindringlich. "Ich war von der Entscheidung Francks überrascht. Ich möchte allen Spielern in Erinnerung rufen, dass es nicht ihnen zusteht zu entscheiden, ob sie in der Nationalmannschaft spielen oder nicht", wetterte der Präsident der Europäischen Fußball-Union (Uefa) vergangenen Donnerstag in Monaco und gab seinem Landsmann Franck Ribery damit eine schallende verbale Ohrfeige.

Denn der Star von Bayern München hatte nach diversen Vorkommnissen in der Equipe Tricolore am 13. August seinen Abschied aus der französischen Nationalmannschaft verkündet. Was Ribery betrifft, hat Michel Platini seine gebotene Neutralität verlassen und aus tiefster Fußballer-Seele formuliert: "Das ist doch eigentlich stark für einen Franzosen, wenn er daheim spielen kann." Er blickte damit auf die nahende EURO 2016, denn Frankreich ist dann Gastgeber.

"Wenn ich einen Spieler berufe, hat er zu kommen"

Am Donnerstag (21.00 Uhr) steht im Stade de France von St. Denis der Länderspiel-Klassiker gegen Europameister Spanien auf dem Programm - ohne Ribery. Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps stellte jedoch klar: "Wenn ich einen Spieler berufe, hat er zu kommen. Das gilt auch für Franck Ribery." Der einstige WM- und EM-Titelträger liegt damit auf einer Linie mit "Platoche", dem Uefa-Chef. Konfliktpotenzial liegt in der Luft.

Deschamps pocht auf internationale Vorschriften, denen zufolge die Uefa/Fifa einen Spieler auch für Vereinsspiele sperren kann, verweigert dieser eine Berufung durch den Verband. Für die beiden nächsten Länderspiele am Donnerstag gegen Spanien und Sonntag in Serbien hat Deschamps Ribery erst einmal nicht nominiert. Nach den gegenseitigen Vorwürfen von Bayern- und DFB-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt sowie Frankreich-Doc Franck Le Gall wegen der Behandlung Riberys vor der WM war die Entscheidung von Europas Fußballer des Jahres 2013, seine Demission im Nationalteam zu vollziehen, absehbar.

Keine Rolle spielen indes in Frankreich die Rücktritte von Samir Nasri und Eric Abidal. Ersterer gilt, obgleich ein genialer Fußballer, als zu eigenbrötlerisch und egoistisch. Letzterer hat nach seiner Leber-Transplantation den Anschluss ans Weltniveau nicht mehr gefunden. Und auf Weltniveau muss Didier Deschamps planen, denn die Grande Nation hat Großes vor.

Sie will, wie bei ihren Heimerfolgen 1984 (EM) und 1998 (WM) auch 2016 den EM-Titel gewinnen. Deshalb stellt Deschamps schon vor dem Test am Donnerstag gegen die Furia Roja klar: "Ich habe noch einmal alle WM-Teilnehmer nominiert, denn sie haben das nach dem Viertelfinale in Brasilien verdient. Danach aber wird es einige Wechsel geben, denn im Hinblick auf 2016 müssen junge Spieler Einsatzzeiten bekommen und sich an internationale Spiele gewöhnen. Die Talente jedenfalls sind da." In Brasilien waren die Franzosen in der Runde der letzten Acht am späteren Weltmeister Deutschland (0:1) gescheitert.

Das Duell gegen Spanien ist Frankreichs einziges prestigeträchtiges Länderspiel bis Ende 2015. Die anderen müssen Les Bleus in der einzigen Fünfer-Gruppe der EM-Qualifikation austragen, um die jeweiligen Wochen der Nationalmannschaften aufzufüllen, die die Uefa erfunden hat. So trifft Frankreich zweimal auf Serbien, Portugal, Armenien, Albanien und Dänemark.

Andere Gegner wären wegen der Quali-Spiele in Europa sowieso kaum zu finden gewesen. Und immerhin zahlt die Uefa dem Ausrichter der nächsten EURO 4,2 Millionen Euro pro Spiel als Antrittsgage. Es gibt Schlimmeres...

(sid)
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