217. Mailänder Derby Aufbruchstimmung bei Milan, Scherbenhaufen bei Inter

Mailand · Vom einstigen Glanz ist dem Mailänder Derby wenig geblieben. Der AC Milan mit seinen Teenies Donnarumma und Locatelli gibt der lombardischen Metropole aber mittlerweile die Lust am Calcio zurück und ist am Sonntag gegen ein zerbröselndes Inter der Favorit.

 Jungstars wie Manuel Locatelli machen beim AC Milan wieder Hoffnung auf bessere Zeiten.

Jungstars wie Manuel Locatelli machen beim AC Milan wieder Hoffnung auf bessere Zeiten.

Foto: dpa, tem ss

Vom Glanz der Achtziger und Neunziger ist dem Mailänder Derby wenig geblieben. Doch vor der 217. Auflage des größten Spiels im kriselnden italienischen Fußball zwischen Gastgeber AC Milan und dem FC Internazionale scheint die Talsohle durchschritten: Im diesmal wohl ausverkauften San Siro treten am Sonntagabend zwar nicht mehr van Basten, Gullit, Rijkaard gegen Matthäus, Brehme, Klinsmann an, doch vor allem die junge Milan-Elf lässt die Zukunft des kriselnden Calcio mittlerweile ein wenig rosiger aussehen.

"Mit mir und Gigi Donnarumma hat Milan ein schönes Projekt für die nächsten zehn Jahre. Da kann noch Wichtiges kommen", sagte AC-Jungstar Manuel Locatelli. Der 18-Jährige steht zusammen mit dem noch ein Jahr jüngeren Nationalkeeper Donnarumma für die runderneuerten Rossoneri, mit denen Coach Vincenzo Montella nach einem schauerlichen Halbjahrzehnt wieder an große Zeiten anzuknüpfen scheint.

Als Tabellendritter mit 25 Punkten aus zwölf Spielen steht Milan so gut da wie lange nicht mehr. Und obgleich die schwarzrote Rasselbande kaum den nächsten Scudetto des Serienmeisters Juventus verhindern wird, ist die Aufbruchstimmung deutlich spürbar - gerade vor dem Derby della Madonnina, benannt nach der Muttergottes-Statue auf der Spitze des Doms.

"Milan ist ein junges Projekt mit jungen Spieler und einem jungen Trainer. Sie vertrauen auf Montella, das passt. Er ist endlich der richtige Mann", sagt die frühere Abwehr-Ikone Alessandro Nesta, mittlerweile Trainer bei Miami FC.

Beim alten Rivalen Inter fällt der Blick auf den Nachbarn derzeit recht neidvoll aus. Beide Klubs werden mittlerweile von chinesischen Investoren kontrolliert - darin erschöpfen sich aber die Gemeinsamkeiten. Nur Neunter sind die Nerazzurri in der Liga, in der Europa League droht das Aus, in der kunterbunt und ohne weiterführende Ideen zusammengewürfelten Mannschaft stimmt es ebenso wenig wie in der Vereinsführung.

Die sportlichen Scherben soll nun Stefano Pioli zusammenkehren, der als Trainer auf den nach nur 84 Tagen gefeuerten Niederländer Frank de Boer folgte - und nun das schwerstmögliche Debüt vor sich hat. "Unser Ziel ist, wieder mit Leidenschaft zu spielen. Ich wäre glücklich, wenn wir uns für die Champions League qualifizieren würden", sagt der 51-Jährige, der allerdings vielmehr glücklich sein müsste, wenn er das Saisonende in Amt und würden erreicht.

"In Italien gibt es keine Geduld, schon nach einer Woche wirst Du in Frage gestellt", sagt Nesta mit Blick auf den neuen Inter-Coach: "Der Druck ist immens - der Trainer lässt sich eben leicht feuern und von den Fehlern des Vorstandes abzulenken."

(sid)
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