Jetzt auch offiziell: Alonso sagt allen ab und bleibt Trainer in Leverkusen
EILMELDUNG
Jetzt auch offiziell: Alonso sagt allen ab und bleibt Trainer in Leverkusen

Italiener im Kaufrausch Milan rüstet auf

Mailand/Düsseldorf · Mit Hilfe chinesischer Millionen will der AC Mailand endlich wieder ganz oben mitspielen. Rund 190 Millionen Euro gaben die chinesischen Investoren in diesem Sommer für Transfers aus.

AC Mailand: Fans bereiten Leonardo Bonucci tollen Empfang
6 Bilder

Milan-Fans bereiten Bonucci begeisternden Empfang

6 Bilder
Foto: ap

Man kennt das von kleinen Kindern. Irgendwann sind sie sogar das schönste Spielzeug leid. So erging es auch dem Unternehmer und Politiker Silvio Berlusconi (80). Er hatte mal ein Lieblingsspielzeug. Weil er kein Kind ist, obwohl es in der Öffentlichkeit gelegentlich ganz anders aussah, kaufte er sich vor 31 Jahren selbst einen Fußballklub. Im Ruhm des AC Mailand sonnte sich der Besitzer und Präsident fortan. Und Ruhm gab es reichlich. Seit 1986 hat Milan fünfmal die Champions League und achtmal die italienische Meisterschaft gewonnen.

Aber auch weil das Firmenimperium Berlusconis in den vergangenen Jahren nicht mehr so furchtbar viel Geld in den Klub pumpen konnte, ging es schleichend abwärts mit Milan. Es fiel folglich auch weniger Glanz auf seinen Besitzer. Und der verlor den Spaß an seinem Spielzeug. In diesem Frühjahr verkaufte er es für 520 Millionen Euro an die chinesische Investoren-Gruppe Sino-Europe Sports Investment Management Changxing.

"Wir werden wieder groß werden"

An deren Spitze steht der Unternehmer Li Yonghong (48). Der ist im Vergleich zum Italiener Berlusconi, der noch keine Kamera umdribbelt hat, ein eher unscheinbarer und offenbar kühl taktierender Geschäftsmann. Er sieht den Klub weniger als Spielzeug, das ihn auf die bunten Seiten der Boulevardblätter bringen könnte, sondern als ein sportwirtschaftliches Investment. Und er verspricht: "Wir werden wieder groß werden, in Italien und Europa."

Das hat Li mit bemerkenswerten Investitionen unterstrichen. 190 Millionen Euro haben die Chinesen allein in dieser Transferperiode für neue Spieler ausgegeben - unter ihnen Italiens bester Verteidiger, Leonardo Bonucci (42 Millionen), der eigentlich zu Juventus Turin gehörte wie Fiat und Gigi Buffon, der Portugiese André Gomes (38 Millionen) und der ehemalige Leverkusener Hakan Calhanoglu (25 Millionen). Und die Wechselfrist ist noch nicht vorbei. Milan hat deshalb bis gestern laut über eine Verpflichtung des Bundesliga-Torschützenkönigs Pierre-Emerick Aubameyang nachgedacht. Angeblich ist dessen Klub Borussia Dortmund nun aber weniger an üppigen Ablösesummen als an Planungssicherheit interessiert. "Wir betrachten das Transferfenster für ihn als geschlossen, da ansonsten die Zeit zu knapp geworden wäre", sagte Spordirektor Michael Zorc gestern während der Asienreise des Klubs. Das ist auch eine Absage an den FC Chelsea, der dem Vernehmen nach 70 Millionen Euro geboten hat.

Gestern konnten sich die Mailänder bei einem Testspiel beider Mannschaften im chinesischen Guangzhou live ein Bild von Aubameyangs Qualitäten machen. Der Gabuner erzielte beim 3:1-Erfolg des Bundesligisten zwei Treffer. Nuri Sahin schoss den BVB mit 1:0 in Führung; Carlos Bacca brachte die Italiener zwischenzeitlich auf 1:2 heran.

Für Mailand gehört die Reise nach China vor dem Saisonstart zum Pflichtprogramm, das die neuen Besitzer verordnen. Sie wollen den sportlichen Teil des Konzerns natürlich in der Heimat vorstellen. Dortmund zählt zu jenen europäischen Vereinen, die den asiatischen Markt für sich erschließen wollen. Beide Klubs nehmen dafür die Strapazen einer kurzfristigen Reise in eine andere Zeitzone buchstäblich in Kauf - eine gewisse Verschleißbereitschaft ist Teil des Geschäfts.

150 MIllionen Euro pro Jahr — mindestens

Im Vergleich zum AC Mailand kommt Dortmund als finanziell bescheidene Größe daher. Der BVB steuert als zweitgrößter deutscher Klub hinter den Bayern inzwischen zwar auf einen Jahresumsatz von 400 Millionen Euro zu, von dem chinesischen Spielgeld im Sommer-Transfergeschäft können die Westfalen aber nicht mal verschämt träumen. Milans Besitzer haben sich vertraglich verpflichtet, jährlich mindestens 150 Millionen Euro zu investieren. In diesem Jahr könnte es bereits gut und gerne das Doppelte werden.

"Das Ziel", sagt Geschäftsführer Marco Fassone ganz im Stil der chinesischen Besitzer, "ist, Milan zu altem Ruhm und an die Weltspitze zu führen." Dafür soll Trainer Vincenzo Montella sorgen. "Ich bin optimistisch, dass wir das schaffen", sagt der Coach. Etwas anderes wollen seine neuen Herren auch nicht hören.

(pet)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort