Italien trauert um Florenz-Kapitän Davide Astori - der stille Tod eines stillen Helden

Düsseldorf/Udine · Völlig überraschend ist der italienische Nationalspieler Davide Astori gestorben. In der Nacht vor einem Auswärtsspiel des AC Florenz, dessen Kapitän er war, blieb sein Herz einfach stehen. Astori war kein Star, doch als ruhiger Führungsspieler nicht nur in Florenz hoch angesehen.

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Die Karriere von Davide Astori

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Astoris Mannschaftskollegen fanden ihren toten Kapitän am Morgen in seinem Hotelzimmer im Teamhotel in Udine. Sie wollten nachsehen, weil er nicht zum Frühstück gekommen war. Astori war als Frühaufsteher bekannt. Am Abend zuvor hatte er mit seinem Teamkollegen Marco Sportiello noch bis 23.30 Uhr Playstation gespielt. Der Torhüter ist der Letzte, der Astori lebend gesehen hat.

Den AC Florenz traf der plötzliche Tod seines Kapitäns wie ein Donnerschlag. Astori stand kurz vor seiner Vertragsverlängerung. Der Plan war, dass er bei dem Klub aus der Toskana seine Karriere beenden sollte, die einst in der Jugend des AC Mailand begonnen hatte.

Als Jugendlicher hatte der Linksfuß, der in der Nähe von Bergamo aufgewachsen war, zu den Milan-Verteidigern Paolo Maldini und Alessandro Nesta aufgeschaut. Der frühere Nationalmannschafts-Kapitän Franco Baresi coachte Astori in der Jugend des Traditionsklubs und war überzeugt von dessen Potenzial. Doch als Profi spielte er nie für die "Rossoneri".

Stattdessen verschlug es ihn eher zu kleineren Klubs. In Cagliari, der Hauptstadt der Mittelmeerinsel Sardinien, gab er sein Debüt in der Serie A. Sieben Jahre spielte er für Cagliari, wurde in dieser Zeit auch zum Nationalspieler. 14 Länderspiele und ein Tor im Trikot der "Azzurri" stehen für ihn zu Buche. Nach sechs Jahren wechselte er für ein Jahr auf Leihbasis zum AS Rom, danach 2015 zu Florenz.

Bei seinen Kollegen war Astori hoch angesehen. Davon zeugt der emotionale Brief, den Torwart-Legende Gianluigi Buffon bei Instagram veröffentlichte. "Vor allem dein kleines Mädchen verdient es, zu wissen, dass ihr Vater in jeder Hinsicht eine perfekte Person war ... eine großartige, perfekte Person..." Astori und seine Lebensgefährtin, TV-Star Francesca Fioretti, waren vor zwei Jahren Eltern der kleinen Vittoria geworden. "Du warst der beste Ausdruck einer alten, überholten Welt, in der Werte wie Selbstlosigkeit, Eleganz, Bildung und Respekt die Leitlinien waren. Herzlichen Glückwunsch, Du warst einer der besten Sportsmänner, auf die ich gestoßen bin", so Buffon.

Vor dem Hotel, in dem Astoris Mannschaft untergebracht war, versammelten sich am Sonntag spontan Fans. "Ciao Capitano", stand auf einem Plakat. Seit dem vergangenen Sommer trug Astori die Kapitänsbinde der Fiorentina. Astori galt als ruhig und besonnen. "Meine Ruhe ist meine größte Stärke und meine größte Schwäche", sagte er einmal.

"Der Kapitän mit dem strahlenden Lächeln"

"Astori war eine Eiche, ein Symbol, ein Beispiel, um den sowohl seine Teamkollegen als auch seine Rivalen trauern. Er war ein Mann mit starker Persönlichkeit. Mit seinem Tod verliert Fiorentina ein Fundament. Ausgewogenheit war das Hauptmerkmal Astoris, der mit Vernunft, praktischem Geschick und Liebe für Fiorentina seine Mannschaft geführt hat", schrieb der "Corriere dello Sport" über Astori. "Niemand will glauben, dass Fiorentina seinen Kapitän mit seinem strahlendem Lachen und seinem höflichen Verhalten verloren hat", schrieb "La Stampa". Und die "Tuttosport" titelte: "Astori - ein stiller Held."

Doch wenn es sein musste, konnte Astori auch anders. In seiner Anfangszeit in Florenz schrieb er durch einen Wutausbruch in der Umkleidekabine Schlagzeilen. In seiner Saison in Rom sei er zu schüchtern gewesen, er habe sich vorgenommen, sein Verhalten zu ändern, sagte er später über den Vorfall bei einem Spiel in Empoli. "Es gab Meinungsverschiedenheiten, aber innerhalb einer Woche war alles ausgeräumt."

Eine Obduktion am Dienstag soll klären, wie es zu dem plötzlichen Herzstillstand kommen konnte. Der Staatsanwalt geht von einem natürlichen Tod aus. Dennoch seien Ermittlungen gegen Unbekannt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung eingeleitet worden, sagte der Staatsanwalt von Udine, Antonio de Nicolo, am Montag im Radiosender Rai. "Bisher gibt es jedoch keinerlei Anzeichen, die auf ein Fremdverschulden hindeuten", teilte er zudem am Montag in Udine mit.

"Wie viel Zerbrechlichkeit versteckt sich in der trügerischen Perfektion vieler Sportler? Wie viele Gefahren verbirgt auch ein junger, starker und trainierter Körper?", fragte sich "La Repubblica". "Astori ist im Stillen eines Hotelzimmers gestorben und nicht vor laufenden Kameras. Es ist schwierig zu akzeptieren, dass man so sterben kann inmitten seiner besten Lebenszeit."

Der AC Florenz teilte unterdessen auf Twitter mit, dass die Beerdigung Astoris am Donnerstag in der Basilika Santa Croce stattfinden wird. Der Bürgermeister von Florenz, Dario Nardella, kündigte einen Trauertag in der Stadt für den Tag der Beerdigung an.

(areh)
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