Klubs schwächeln in Europa Italiens Fußball hat den Glauben an sich selbst verloren

Die einstige Fußball-Großmacht Italien schwächelt. Der AS Rom ist in die Europa League "abgestiegen", Rekordmeister Juventus Turin schaffte mit Ach und Krach den Einzug in die K.o.-Runde.

 Der AS Rom hat den Einzug ins Achtelfinale verpasst.

Der AS Rom hat den Einzug ins Achtelfinale verpasst.

Foto: afp, MLM

Dem schwachen Abschneiden der italienischen Champions-League-Teilnehmer folgte die scharfe Kritik aus der Heimat. "Die Krise des italienischen Fußballs ist eklatant. Nur noch der Turiner Rekordmeister kann das angekratzte Image der italienischen Klubs retten", schrieb die Sporttageszeitung Gazzetta dello Sport.

Als einziges Team hatte sich am Dienstagabend Juventus Turin den Einzug ins Achtelfinale gesichert. Mehr schlecht als recht. Mit einem 0:0 gegen Atletico Madrid zitterte sich die alte Dame in die Runde der letzten 16. Und steht dort aus italienischer Sicht ganz alleine.

In der Bayern-Gruppe belegte der AS Rom nur Platz drei und muss in die Europa League absteigen. Der SSC Neapel war sogar bereits in der Qualifikation gescheitert. Nur ein Team aus der einstigen Fußball-Großmacht im Champions-League-Achtelfinale: Das hatte es erst einmal gegeben - im vergangenen Jahr. Ein weiterer Beleg für die schwindende Klasse der Serie A.

Nur ein Team im Achtelfinale

Ein dementsprechend vernichtendes Zeugnis stellte die Öffentlichkeit dem gesamten italienischen Fußball aus. "Der italienische Fußball glaubt nicht mehr an sich selbst", schrieb der Corriere dello Sport und rüttelte damit an eine der Grundfesten. Schließlich war das Selbstbewusstsein über Jahre und Jahrzehnte hinaus eines der Markenzeichen italienischer Mannschaften gewesen.

"Um eine Siegermentalität aufzubauen, braucht man Jahre. Eine tiefgreifende Neugründung ist notwendig, um das ganze System wieder auf die Beine zu bringen", schrieb der Corriere dello Sport weiter. Und Tuttosport kommentierte: "Das internationale Ansehen des italienischen Fußball sinkt in den Keller. Jetzt kann man nur noch auf Juventus hoffen. Italien kann sich einen weiteren Flop nicht mehr erlauben."

Wirklich rosig sind die Aussichten auf den Einzug ins Viertelfinale für Juve allerdings nicht. Als Gruppenzweiter erwartet das Team um Stars wie Gianluigi Buffon, Andrea Pirlo oder Arturo Vidal ein starker Gegner.

Dabei passt das Auftreten der italienischen Klubs durchaus ins Bild. Auch die Nationalmannschaft kriselt, den Umbruch haben Verband und Vereine nach dem Gewinn der WM 2006 verschlafen. Bei der WM in Brasilien schieden die Italiener in der Gruppenphase aus.

Einziger Hoffnungsschimmer für die Italiener ist derzeit die Europa League. Inter Mailand und der AC Florenz sind bereits für die Zwischenrunde qualifiziert. Auch Neapel und der FC Turin besitzen am Donnerstagabend gute Chancen aufs Weiterkommen. Das wäre auch bitter nötig. In der Fünfjahreswertung ist mittlerweile Portugal gefährlich nahe gekommen.

(sid)
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