Nationaltrainer der USA Klinsmann will weiter in Deutschland wildern

Prag/München · Beim 1:0 in Prag setzte US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann gleich sechs "Deutsche" ein - und er kündigte an, weiter in Deutschland und anderen Ländern wildern zu wollen.

Jürgen Klinsmann bejubelt Siegtreffer von John Brooks
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Klinsmann bejubelt Siegtreffer von Brooks

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Wenn Jürgen Klinsmann Spieler für die Nationalmannschaft der USA benötigt, setzt er gerne auf "Made in Germany". Beim 1:0 (1:0) gegen Tschechien am Mittwochabend in Prag standen gleich fünf Spieler in der Startformation, die ihre Wurzeln in Deutschland haben, die hier ausgebildet wurden oder hier spielen. In der zweiten Halbzeit kam dann in Alfredo Morales, geboren in Berlin, beschäftigt beim FC Ingolstadt in der zweiten Liga, ein sechster hinzu.

Neben Fabian Johnson (Gladbach), Timmy Chandler (Frankfurt), John Brooks (Hertha BSC) und Julian Green (Hamburger SV) durfte vom Anpfiff weg auch Joe Gyau mitspielen. Der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler gehört zum Kader von Borussia Dortmund II. Er hat keine deutschen Wurzeln, aber: Er wurde und wird in Deutschland ausgebildet. Ein Kriterium, auf das Klinsmann sehr großen Wert legt. Deutschland, die deutschen Ligen und der deutsche Nachwuchs sind permanent auf seinem Radar.

Klinsmann hat die Parker-Brüder auf der Liste

Klinsmann wildert auf der ganzen Welt, besonders gerne aber in der alten Heimat. Auf seiner Liste stehen derzeit unter anderem die Brüder Shawn und Devante Parker, geboren in Wiesbaden. Sie sind laut Pass Deutsche — ihr Vater allerdings ist Amerikaner. Shawn (21 Jahre/FC Augsburg) hat seit der U15 alle deutschen Junioren-Mannschaften durchlaufen, Devante (18/Mainz 05) hat insgesamt 16 Einsätze in der U16 und U17. "Wir sind an ihnen dran", sagt Klinsmann, "aber auf entspannte Art."

Kein Spieler, kein Verband ist mehr vor Klinsmann sicher. "Haben wir all diese Kids in Deutschland oder England oder Argentinien identifiziert? Haben wir. Stehen wir in Kontakt? Ja! Aber die Jungs sollen selbst entscheiden, wann immer sie glauben, dass der Zeitpunkt gekommen ist. Wir setzen niemanden unter Druck", sagt Klinsmann. Sollten etwa die Parkers für die USA spielen wollen, "müssen sie dies aus den richtigen Gründen tun", heißt: auch so eine Art Liebeserklärung an die USA.

Ebenfalls unter verschärfter Beobachtung: Gedion Zelalem (17), geboren in Berlin, teilweise aufgewachsen in den USA, schon in deutschen U-Mannschaften aktiv, spielt beim FC Arsenal. Gedions äthiopischer Vater lebt weiter in den USA, ist nicht im Besitz eines US-Passes, hat aber einen beantragt, und sollte er vor dem 18. Geburtstag des Sohnes einen bekommen, erhielte dieser laut US-Gesetz automatisch ebenfalls einen.

"Der zweite Schritt wäre, dass wir mit ihm und seiner Familie über Fußball reden", sagt Klinsmann, Zelalem und seine Familie müssten sich wohlfühlen bei der Entscheidung. Klinsmann betont, er habe keine Eile, aber er weiß auch: "Wir sind früh dran. Und wir halten Kontakt." Und Klinsmann kann überzeugend sein.

(sid)
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