Pele wird 75 Der Fußball-König von Brasilien

Düsseldorf · Pele war vielleicht der beste Fußballer der Welt. Am Freitag wird er 75 Jahre alt.

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Das war Pele

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Wenn wir früher auf der Wiese Fußball spielten, dann schlüpfte jeder in eine Rolle. "Ich bin Heynckes." "Ich bin Müller." "Ich bin Schwarzenbeck." (Doch, auch die gab es.) Unsere Nachbarn kamen aus Sizilien, die wollten dann Luigi Riva oder Gianni Rivera sein. Nur Pele (wir sagten Péle mit Betonung auf dem ersten "e") wollte keiner sein. Das traute sich niemand. Der war einfach zwei, drei Nummern zu groß.

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Als wir auf der Wiese kickten, das war in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, da verbreitete sich die Legende der großen Fußballer noch nicht im Internet, das Fernsehen zeigte schwarz-weiße Bilder. Es waren nur Schemen zu erkennen. Sie verklärten das Bild dieses einzigartigen Fußballspielers noch mehr. Er ist bis heute auf jeden Fall der größte brasilianische Fußballer aller Zeiten, wahrscheinlich ist er der beste Spieler der Welt. Morgen wird er 75 Jahre alt.

Jahrelang lebte seine Legende von den Ausschnitten der Weltmeisterschaft 1958. Als 17-Jähriger wurde Pele mit Brasilien Weltmeister. Sechs Tore machte er im Turnier, im Finale schoss er beim 5:2 gegen Gastgeber Schweden zwei Treffer, er tanzte mit vergleichsweise grobschlächtigen Abwehrspielern, er hob ihnen im Strafraum den Ball über den Kopf. Er war überhaupt nicht zu fassen. Bis heute ist er der jüngste Weltmeister.

In der Heimat nannten sie ihn fortan den König ("O Rei"), und sie bezahlten auch königlich. Weil alle Welt — vor allem die europäischen Großklubs Real Madrid, Juventus Turin und Inter Mailand — hohe Summen bot, bekam Pele beim FC Santos 3500 Euro im Monat, mehr als der Staatspräsident. Wir lernten seinen vollen Namen: Edson Arantes do Nascimento. In Chile 1962 gewann er den zweiten WM-Titel, er hatte sich allerdings in der Vorrunde dieses Turniers verletzt. Das passte, die Endrunde ging als ein übles Treffen ebenso übler Treter in die Geschichte ein.

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Vier Jahre darauf wurden die Fernsehbilder schon klarer. Sie zeigten, wie die portugiesischen Verteidiger im Gruppenspiel eine regelrechte Jagd auf den großen Brasilianer veranstalteten, sie traten ihn geradezu vom Platz. Der Titelverteidiger schied früh aus. Peles Nationalmannschafts-Karriere erlebte ihren Höhepunkt und ihre Vollendung beim WM-Turnier 1970 in Mexiko. Er führte seine Mannschaft zum Titel, der sein dritter wurde. Und sie trugen ihn zum Dank auf den Schultern vom Platz.

Diese brasilianische Mannschaft kam dem modernen Ideal eines gemeinsam angreifenden und gemeinsam verteidigenden Kollektivs sehr nah. Die überragenden Individualisten waren Teil einer wie geölt funktionierenden großen Maschine aus Menschen. Und Pele war der Größte unter all den Großen. Er spielte im Angriff, aber er hielt sich nicht in der Mitte auf. Vielleicht war er der Prototyp für die Neuneinhalber, die heutige Taktiker so wichtig finden, die Tore schießen, Treffer vorbereiten und für Abwehrreihen unendlich schwer zu greifen sind. Peles Vorbild könnte der Ungar Nàndor Hidegkuti gewesen sein, der in den 50ern die Welt verzückte und die Defensivreihen verwirrte, weil er die Rolle des Mittelstürmers so frei interpretierte. Pele übertraf ihn an Wirkung, an Erfolgen und — natürlich — an Popularität.

Die Popularität hat kaum gelitten. Noch heute verdient Pele sehr gut an Werbeverträgen. Und selbst sein sehr freizügiges Eheleben hat ihm nicht geschadet. Zwei seiner Ehen sind gescheitert, offiziell werden sieben Kinder gezählt, zwei davon unehelich. Blonde Frauen, die mal in seine Nähe gerieten, beschreiben ihn als durchaus anhänglich.

Böse Worte hört man trotzdem nicht. Allenfalls von Diego Maradona. Der Argentinier verwindet einfach nicht, dass Pele bei Wahlen zum besten Fußballer aller Zeiten mit schöner Regelmäßigkeit vor ihm landet. Maradonas Karriere war nur an Skandalen reicher.

(pet)
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