Fifa-Präsidentschaftswahl Die Gegen-Kandidaten von Blatter
Zum ersten Mal seit 13 Jahren ist Fifa-Präsident Sepp Blatter bei der Wahl am 29. Mai nicht der einzige Kandidat. Drei Anwärter fordern den 78 Jahre alten Schweizer heraus. Wir stellen sie vor.
Michael van Praag (67 Jahre): Präsident des Niederländischen Verbandes; Mitglied der Uefa-Exekutive; Kandidatur wird auch von Belgien, Schweden, Schottland, Rumänien und Färöer unterstützt. Mittlerweile hat van Praag seine Kandidatur zurückgezogen.
Am 29. Mai wollte der 67-Jährige trotz geringer Chancen bei der Präsidenten-Wahl des Weltverbandes antreten, er wollte die maroden Strukturen der krisengeschüttelten Fifa aufbrechen. Und einen Neuanfang wagen.
"Ich sehe viele Dinge anders als Blatter. Ich mag ihn als Person, aber er ist die Personifikation des schlechten Fifa-Images. Er ist nicht in der Lage, die Fifa neu aufzustellen - ich will ein Präsident für alle Länder sein", sagte van Praag: "Ich will die Fifa modernisieren, so dass sie fit ist für die neue Generation. Es geht nicht um eine einzelne Person, es geht um die Fifa."
Das Funktionärswesen hat der niederländische Kandidat quasi im Blut. Schon Vater Jaap prägte als Boss bei Ajax Amsterdam eine Ära, ehe Sohn Michael den Traditionsverein Mitte der 90er-Jahre an die Spitze des europäischen Fußballs führte. Das brachte ihm Respekt ein. Und viele Unterstützer. Doch wenige Tage vor der Wahl zog van Praag seine Kandidatur zurück.
Luis Figo (42): ehemaliger portugiesischer Nationalspieler; hätte noch am ehesten Chancen, Blatter sicher geglaubte Stimmen in Afrika oder Südamerika wegzunehmen. Mittlerweile hat Luis Figo seine Kandidatur zurückgezogen.
"Wenn man bei der Internetsuche den Begriff Fifa eingibt, ist das erste Suchergebnis das Wort 'Skandal'", sagte Figo: "Das ist das Erste, was wir ändern müssen. Wir müssen das Image der Fifa verbessern. Der Fußball verdient nämlich etwas Besseres als das." Sein Wahlprogramm: "Wir brauchen Veränderung in der Führung, der Transparenz und der Solidarität. Der Zeitpunkt dafür ist jetzt gekommen."
Die Kandidatur des Rekordnationalspielers (127 Spiele/32 Tore) ist die mit Abstand glanzvollste der vier Bewerber, und sie scheint durchdacht. Direkt hatte Figo die fünf nötigen Empfehlungsschreiben beisammen, Unterstützung bekommt der Ex-Profi vor allem von ehemaligen Kollegen.
Figo, der seine Karriere 2009 bei Inter Mailand beendet hatte, war einer der schillerndsten Profis seiner Generation. Auf dem Höhepunkt gehörte der in Almada geborene Offensivkünstler zu den "Galaktischen" von Real Madrid, zum "weißen Ballett". An der Seite von Zinedine Zidane und Ronaldo gewann er 2002 die Champions League gegen Bayer Leverkusen. In seiner portugiesischen Heimat wurde Figo sechsmal zum besten Spieler des Jahres gekürt, 2000 war er Europas Fußballer des Jahres. Mit der Nationalelf wurde er bei der WM 2006 in Deutschland Vierter. Abseits des Platzes vermied der Superstar die großen Schlagzeilen. Seit 2001 ist er mit dem schwedischen Model Helen Svedin verheiratet. Gemeinsam haben die beiden drei Töchter.
Ali Bin al-Hussein (39): Sohn des gestorbenen Königs Hussein; Fifa-Vizepräsident; Präsident des jordanischen Verbandes; Vize der Asiatischen Konföderation AFC. nach den Rücktritten von Luis Figo und Michael van Praag ist der jordanische Prinz Ali bin Al Hussein einziger Herausforderer des Amtsinhabers Joseph S. Blatter.
Prinz Ali, Bruder von Prinzessin Haya, der langjährigen Präsidentin des Weltreiterverbandes, wurde 2011 als jüngstes Mitglied in das Fifa-Exekutivkomitee gewählt. In Jordanien steht er seit 16 Jahren an der Spitze des Verbandes. Früh hatte er sich wegen der Korruptionsvorwürfe im Zuge der WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022) in Stellung gebracht und Transparenz gefordert.
"Ich tue das, weil ich glaube, dass es an der Zeit ist, den Fokus wieder auf den Sport zu richten", sagte der Sohn des verstorbenen Königs Hussein von Jordanien, der jahrelang in Großbritannien und den USA studiert hatte: "Die Botschaft, die ich immer und immer wieder gehört habe, war, dass es Zeit für Veränderungen ist. Das Weltspiel verdient eine Weltklasse-Regierung - eine internationale Vereinigung, die eine Dienstleistungsorganisation ist und Beispiel gibt für Ethik, Transparenz und gute Führung."
Möglich ist für den Prinzen offenbar auch eine Allianz gegen Blatter. "Ich muss mit den anderen Kandidaten darüber sprechen", sagte der 39-Jährige. Dann würde sich nur einer der drei Herausforderer zur Wahl stellen - mit dann vermeintlich besseren Chancen gegen den großen Favoriten Blatter, der seine fünfte Amtszeit anstrebt.