Fifa Pressestimmen zum Blatter-Rücktritt
So kommentieren die Medien den Rücktritt von Joseph S. Blatter als Fifa-Präsident.
USA
New York Times: "Was könnte im Kopf von Blatter, der die FIFA 17 Jahre wie ein Diktator führte und so begierig vier mehr erwartete, wunderbarer gewesen sein als vier weitere Jahre im Amt? Doch irgendetwas muss passiert sein zwischen Freitag und Dienstag, als er zurücktrat. Irgendetwas, furchtbar genug und besorgniserregend genug, um ihn Deckung suchen zu lassen, nur Tage nach der überwältigend gewonnenen Wahl. Und nur knapp vor den Ermittlern des amerikanischen Justizministeriums."
New York Post: "Der skandalumwitterte Sepp Blatter hat sich selbst aus dem Spiel geworfen (...) Es ist bizarr, wenn er jetzt erklärte, er könne am besten die FIFA wieder aufräumen."
New York Daily News: "Sepp Blatters Rücktritt wird in der Fußballwelt als großartige Nachricht gesehen. (...) Warten Sie nicht auf einen Nachfolger, gehen Sie jetzt. Er hat vermutlich genug Geld auf die Seite geschafft, um bequem in den Schweizer Bergen zu leben oder auf einer der kleinen Inseln, von denen seine Stellvertreter Bestechungsgelder nahmen. Aber eine weniger bequeme Unterkunft ist auch möglich."
Wall Street Journal: "Naturgemäß hat Herr Blatter den Skandal abgetan, um seine fünfte Amtszeit als FIFA-Präsident zu gewinnen. Naturgemäß wird auch (Hillary) Clinton ihren Skandal abtun, um 2016 die Nominierung der Demokraten als Präsidentschaftskandidatin zu gewinnen. Wie die FIFA ist die demokratische Partei eine reine Transaktions-Institution, bestehend aus leicht käuflichen Wählerblocks mit minimaler Sorge über Korruption, oder ebendiesem Eindruck, solange sie bekommen, was sie wollen."
TSCHECHIEN
Lidove noviny: "Der gerissene Schweizer Funktionär hinterlässt eine Organisation, die sich nach seinen Prinzipien und seinen Regeln verhalten hat. Leider spielten sie der Korruption zu. Ein Verdacht fällt auf alle zurückliegenden Wahlen von WM-Veranstaltungsorten (Südafrika 2010, Brasilien 2014, Russland 2018 und Katar 2022). Beobachter sind der Überzeugung, dass Blatters Ende die schlechtestmögliche Nachricht für Katar ist, das die WM verlieren könnte."
Pravo: "Der 79-jährige FIFA-Chef Sepp Blatter hat nur vier Tage nach seiner Wiederwahl den Rücktritt erklärt. Der Korruptionsskandal, der vorige Woche kurz vor dem Wahlkongress ausgebrochen war, hat ihm am Ende doch noch das Genick gebrochen."
Hospodarske noviny: "Der FIFA-Skandal erschüttert weiter den Weltfußball. Sepp Blatter hat seinen Rücktritt als FIFA-Präsident nur wenige Tage nach Beginn seiner fünften Amtszeit erklärt. Viele Experten hatten seine Wiederwahl als Zeichen gewertet, dass der Weltfußball nicht bereit ist, sich von den zahlreichen Korruptionsskandalen zu distanzieren. Doch zuletzt forderten bedeutende Sponsoren, bei der FIFA den Kehraus zu machen. Kritisch äußerten sich unter anderem Vertreter von Coca-Cola und Adidas."
NORWEGEN
Aftenposten: "Ein Freudentag für den Fußball, aber entkorkt noch nicht den Champagner! Jetzt geht diese Epoche endlich zu Ende. Die Zeit wird zeigen, ob der Fußball in der Lage ist, sich zu behaupten nach all dem Müll, der in den letzten Wochen an die Oberfläche getreten ist."
Verdens Gang: "Er klammerte sich an die Macht, als die Fußball-Delegierten versammelt waren, und gab sie auf, als alle wieder nach Hause gereist waren. So entwickelte sich Sepp Blatters Rolle im Machtspiel um den Weltfußball in vier Tagen von traurig bis absurd. (...) Die dramatische Entwicklung in den letzten Tagen bei der FIFA-Versammlung in Zürich beginnt mehr und mehr einem Skript für Hollywood zu ähneln."
DÄNEMARK
Berlingske: "Es ist ein Glücksfall für den Fußball, dass Sepp Blatter zurückgetreten ist. Auch wenn man vorsichtig sein muss, nicht zu naiv gegenüber der Natur des politischen Handwerks auf diesem Niveau zu sein, so darf man doch annehmen, dass vieles besser wird. So wenig war gut unter Blatter."
SCHWEDEN
Svenska Dagbladet: "Es gab keinen anderen Weg, um der vergammelten, abgestandenen Korruptions-Kultur in der FIFA ein Ende zu setzen. Obwohl Blatter nicht eines Verbrechens verdächtigt wird, ist er als Chef verantwortlich. Jetzt muss der ganze Dreck an die Oberfläche, soll das Reinigungsbad wirklich etwas bewirken."
POLEN
Rzeczpospolita: "Der Rücktritt von Sepp Blatter ist keine Überraschung, aber es hat wohl niemand damit gerechnet, dass er so schnell kommt. (...) Früher oder später mussten unangenehme Tatsachen öffentlich werden, denn nach der FBI-Aktion war der Fußball keine Oase für Betrüger mehr. Der Abgang Blatters muss der Beginn eines neuen Kurses sein, man muss die FIFA zutiefst verändern. Das Übel des Fußballs war nicht Blatter selbst, sondern das System, das er schuf, und das verschwindet nicht automatisch mit seiner Entlassung."
ARGENTINIEN
Clarín: "Reform, das Wort versprach Blatter 2011, als er sich selbst eine Falle stellte: Er stellte ein Umwandlungspaket (der FIFA) vor, das in diese Weltkrise ausartete, die ihn mit sich zog. Es war ein schamvolles Szenario öffentlicher Geißelung, das Sepp selbst verhindern hätte können. Es war ihm egal. Und der Kaiser des Fußballs sah sich in einem Sechs-Tage-Krieg verwickelt, der mit seiner Kapitulation endete."
La Nación: "Die USA, zu Recht im Laufe der Geschichte kritisiert und gefürchtet, können niemals eine WM gewonnen haben, doch ist bereits klar, dass sie eine entscheidende Rolle in der Geschichte des Fußballs spielen. Es wird in ein paar Jahren schwierig sein zu leugnen, dass der Fußball den US-Amerikanern viel schuldig ist. Was die Europäer nicht erreichten in langen Jahren des Klagens und mehr oder weniger gescheiterter Versuche, eine Opposition in der undurchsichtigen FIFA zu bilden, das wurde in den sechs eindrucksvollsten Tagen der internationalen Sportpolitik eingeleitet."
BRASILIEN
Lance!: "Domino-Effekt! Als die ersten Worte aus Blatters Mund kamen, (gab es) eine Mischung aus Euphorie für die "Bombe" und Ungläubigkeit. Blatter schien in den letzten Tagen so zuversichtlich. Er verneinte eine Verstrickung in die Korruption und betonte, er sei in der Lage, das Vertrauen der Menschen in die FIFA zurückzugewinnen. Zum Schluss warf der Schweizer das Handtuch."
O Globo: "Ende einer Ära."
Folha de São Paulo: "Der große Buhmann geht, der schlechte Geruch in der FIFA bleibt. Um die FIFA und ihre Diktatoren, die sich am Kommando abwechseln, zu verstehen, muss man zwei Faktoren berücksichtigen: Erstens das Geld, das die Organisation einnimmt und in Umlauf bringt. Und zweitens: Die Struktur, mit der der Präsident gewählt wird."
Estado de São Paulo: "Eine Herrschaft von Überfluss und Skandalen. Die WM (...) verwandelte sich in das größte Ereignis des Planeten und Blatter glaubte, er wäre ein internationaler Führer. Aber seine Amtszeit fiel angesichts des unkontrolliert bei der Organisation (FIFA) zirkulierenden Geldes mit beispiellosen Skandalen zusammen."
MEXIKO
Excélsior: "Blatter dankt ab"
Universal: "Sepp: Ein Tyrann mit unbegrenzten Ambitionen"
Cancha: "Sein Königreich ist zusammengefallen"
La Afición: "Obwohl noch viel fehlt zur Erneuerung der FIFA und letztendlich des Fußballs und der Welt, hat die Säuberung begonnen und trägt bereits Früchte. Es ist eine mühsame Arbeit. Wie sagt man so schön: Es ist schwieriger, ein gestrandetes Schiff zu trimmen, als ein Neues zu bauen."
ITALIEN
Gazzetta dello Sport: "Versenkt! Blatter hisst die weiße Fahne und verlässt die FIFA unter der Last der Skandale. Die Berichte über die unzähligen Korruptionsaffären, die die Spitze des Weltfußballs bedrohen, haben Sepp zum Abschied bewogen. Der Kreis der Ermittlungen wird um den alten Dinosaurier und um die Weltregierung des Fußballs immer enger".
Corriere dello Sport: "König Blatter ist gestürzt, jetzt kommt 'Le Roi' Platini für den vakanten Thron infrage. Die Nachfolge könnte zu einem Zweierduell zwischen Platini und dem Kuwait-Scheich Amata Al Fatah Al Sabah werden, der zu den großen Unterstützern Blatters zählte".
Tuttosport: "Blatter geht. Die Signale des Erneuerungswillens, die die rund 70 Fußballverbände mit ihren Stimmen für den jordanischen Prinzen gesendet hatten, verlangen jetzt ein konkretes Programm in Hinblick auf Neuwahlen. Verschiedene Szenarien zeichnen sich ab. Nicht ausgeschlossen wird eine Kandidatur Michel Platinis".
Corriere della Sera: "Blatter siebzehnjähriges Reich ist in wenigen Stunden zusammengebrochen. Der mächtige Sepp hat nicht begriffen, dass die Ereignisse außerhalb der übermächtigen FIFA wichtiger waren, als das was intern geschah. Blatter kennt keine andere Welt außerhalb der FIFA, doch diese Welt wird nicht mehr dieselbe sein. Blatter hat in diesen vier Tagen keine Ruhe gehabt. Belagert und unter Druck: Der FIFA-König hat begriffen, dass er nicht mehr auf so vielen Fronten kämpfen konnte".
SPANIEN
El Pais: "Die anstehende Wahl eines neuen FIFA-Präsidenten ist ein idealer Moment, eine Neugründung des Weltfußballverbandes zu beginnen. Die Organisation darf nicht mehr die Möglichkeit zu korrupten Machenschaften bieten. (...) Das Management der FIFA zu ändern und den Verband zu einer transparenten Organisation zu machen, wird komplizierter sein."
Marca: "Hier spricht das FBI...Sie sind umstellt. Blatter gibt auf. Er widersteht dem weltweiten Druck nicht und tritt nach 17 Jahren Präsidentschaft zurück. Das Ende Blatters. Trotzdem kam dieser Schritt etwas überraschend, nachdem alles nach einer weiteren Amtszeit aussah - trotz der vielen Skandale bei der FIFA."
FRANKREICH
Liberation: "Fifa Nostra. Heiliger Blatter, er hat uns bis zum Ende lachen lassen. (...) Was werden die 133 Verbandschefs denken, die für ihn gestimmt haben?"
Le Figaro: "Blatter hat also die Waffen gestreckt. Gerade mal vier Tage nach seiner Wiederwahl an die Spitze der Fifa. Eine unglaublich dramatische Wendung, verursacht durch eine weitere Enthüllung."
Ouest-France: "Die überraschende Bekanntmachung hat die Wirkung einer Bombe für die Fußballwelt. Ein unfassbares Erdbeben nach den Maßstäben des Geschäfts Fußball. Er (Blatter) hielt sich für unzerstörbar, unbesiegbar, unverzichtbar."
RUSSLAND
Kommersant: "Der Korruptionsskandal des Fußball-Weltverbandes hat eine sensationelle Fortsetzung erhalten. Der Rückzug von Joseph Blatter ist eine unangenehme Nachricht für Russland, das einer von Blatters treuesten Verbündeten im Kampf um den Präsidentenstuhl war."
Rossijskaja Gaseta: "Wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam die Erklärung des vergangene Woche gewählten FIFA-Präsidenten Joseph Blatter. (...) Blatter wurde bei irgendetwas erwischt. Ein Mensch bei völlig gesundem Verstand und Gedächtnis kann nicht innerhalb weniger Tage so drastisch seine scheinbar unerschütterliche Haltung ändern."
Sowjetski Sport: "Es ist offensichtlich, dass nur ein sehr ernster Grund Blatter zum Rücktritt bewegen konnte, der immer taub gegen Kritik und Korruptionsvorwürfe in seiner Organisation war."
Sport Express: "Der Rücktritt Blatters ist eine Tatsache, die für die russischen Interessen unangenehm und beunruhigend ist. (...) Aber da bislang nichts Ernstes (gegen Russland) bekanntgeworden ist, dürfte Blatters Rückzug keine fatalen Folgen für unsere Weltmeisterschaft (2018) haben."
NIEDERLANDE
De Telegraaf: "Blatter, Game Over! ... Der Fußballkaiser Joseph 'Sepp'Blatter, der sich selbst unangreifbar wähnte, ist dann doch von seinem Thron gefallen."
Trouw: "Gestern kam gleich im Westen Europas die Hoffnung auf, dass die Fifa doch gesäubert werden könnte. Aber so weit ist es noch nicht. Nicht nur, weil Europa sich erst selbst noch vereingen muss.
Aber auch weil mit Sepp Blatter ein Gegner weicht, der immer noch in der Lage ist, trotz seiner Niederlage andere nicht gewinnen zu lassen."
De Volkskrant: "Das Schiff, über das Sepp Blatter noch am Freitag nach seiner vierten Wiederwahl so feurig sprach, ist dann doch endgültig gestrandet. ... In seiner Periode als Fifa-Vorsitzender entwickelte sich die Organisation zu einer Geldmaschine von unglaublichem Ausmass. Die Milliarden, die in die Fifa-Kasse strömten, waren zugleich der Brandstoff für eine endlose Reihe von Korruptionsskandalen."
GROßBRITANNIEN
The Times: "Sepp Blatters Rücktritt als FIFA-Präsident war längst überfällig. Es ist gut, dass er geht. Die Beweise der US-Ermittlern scheinen zu bestätigen, dass die FIFA durch und durch verdorben war, und von einem Klüngel in einer Fünf-Sterne-Welt unter der nachsichtigen Aufsicht Blatters geführt wurde. Die FIFA muss nun einen unwahrscheinlich anmutenden Prozess einleiten, um einen ehrlichen Führer zu suchen."
SCHWEIZ
Neue Zürcher Zeitung: "Dem Weltfußball dürften turbulente Wochen bevorstehen, wobei die zentralen Aspekte nicht nur Blatters Nachfolge, sondern auch die Beweggründe für seinen Abgang betreffen werden. Es gibt Spekulationen, Blatter gehe nicht einfach dem FIFA-Frieden zuliebe, sondern kapituliere vor juristischen Untersuchungen. Der Walliser steht zwar seit Jahren einer von Korruption geprägten Organisation vor, doch kriminelle Machenschaften sind ihm noch nicht nachgewiesen worden."
Tagesanzeiger: "'Schlangenkopf' oder 'Jesus'? Fast weltweit verehrt, in seiner Heimat verachtet: Der Walliser machte sich während seiner 17-jährigen Amtszeit nicht nur Freunde. (...) Paradoxerweise wurde er als Vertreter Europas ausgerechnet auf seinem Kontinent am meisten kritisiert, nicht zuletzt auch in seinem Heimatland."
Blick: "Und jetzt geht er doch? Dann hat er etwas falsch gemacht?
Liegt gegen ihn etwas Belastendes vor? Oder reicht ihm die Wiederwahl von letzter Woche für sein Vermächtnis? Oder sind es private Gründe?
Noch am Kongress im Hallenstadion in Zürich-Oerlikon beteuerte Blatter, den Fußball vom Ruch der Korruption befreien zu wollen - als Präsident. (...) Bei seinem Abgang gestern tönt er anders, verbittert, geknickt.
ÖSTERREICH
Die Presse: "Eines aber dürfen alle Kritiker nicht vergessen:
Blatter hat die Fifa zu dem gemacht, was sie ist; ein Unternehmen mit zwei Milliarden Dollar Jahresumsatz, ein Weltkonzern. Die Vermarktung des WM-Pokals ist ein Selbstläufer, jeder Amateur könnte es. (...)
Blatter war ein Top-Manager mit Kontakten, Geschäftssinn und Verhandlungsgeschick. Die Fifa hat unter seiner Leitung den Fußball an den Bestbieter verkauft, ja; aber extrem hochpreisig. Und ausschließlich an dieser Summe wird nun sein Nachfolger gemessen."
ISRAEL
YNET: "FIFA wird in der nächsten Zeit mit der Wahl eines neuen Präsidenten beschäftigt sein und die Beschäftigung mit den palästinensischen Beschwerden wird sich verzögern. Sollte UEFA-Chef Michel Platini gewählt werden, wären das gute Nachrichten für Israel.
Platini war zuletzt die wichtigste Kraft bei der Unterstützung Israels gegen die Forderung der Palästinenser nach einem Ausschluss (aus der FIFA). Aber auch wenn der Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien gewählt wird ist das nicht unbedingt schlecht für Israel."
Süddeutsche Zeitung: "Das war immer Blatters Stärke gewesen: sich den Rückhalt der 209 Verbände zu organisieren, oder zumindest deren Mehrheit. Aber die Ermittler von außen, die konnte er nicht mehr aufhalten. Und vor allem die Amerikaner hatten keinen Zweifel daran gelassen, dass die Verhaftungen am vergangenen Mittwoch allenfalls die ersten Wellen waren. Es würde ein weiteres Mal Fußball-Funktionäre in Handschellen geben, das schien klar zu sein, offen nur die Frage: wer und wann?"
Spiegel Online: "Letzte Chance zur Selbstreinigung - Joseph Blatter, Fifa-Herrscher seit 1998, ist binnen kürzester Zeit vom strahlenden, drohenden, gönnerhaften, selbstbewussten Wahlsieger zum Verlierer geworden. Vieles spricht dafür, dass er in der Zwischenzeit unter Druck gesetzt wurde, vom inner circle und auch von außen. In den Ermittlungen der US-Behörden war ein Schriftstück mit potentieller Sprengkraft aufgetaucht, das eine fragwürdige Zahlung von zehn Millionen Dollar belegte - überwiesen von einem Fifa-Konto. Dann wurde am Dienstagabend bekannt, dass das FBI gegen Blatter persönlich ermittelte."
FAZ: "Die verlorene Unschuld des Kommerz-Konzerns Fußball - Der Rückzug des Fifa-Präsidenten wurde allgemein begrüßt. Nur sollte man seine Rücktrittserklärung genau lesen. Blatter erweist sich als Taktiker, auf den sogar Napoleon neidisch wäre. (...) Blatter bestimmt damit weiterhin die Agenda in der Fifa. Er will die Kontrolle, die durch die Verhaftungen am Freitag verloren gegangen war. Mit seinen Ankündigungen setzt er alle Akteure in der Fifa unter Zugzwang. Im Grunde können sie diesen Vorschlägen nur noch zustimmen, wenn sie nicht zu den „Blockierern“ gehören wollen, die Blatter erwähnte."
Bild: "Anklage gegen Blatter könnte bevorstehen - Warum entschloss sich Blatter, an dem alles abzuperlen schien, ausgerechnet gestern zum Rücktritt? Was war anders als am Wochenende, als er sich kämpferisch gab und seinen Gegnern drohte („Ich verzeihe, aber ich vergesse nicht“)?"
Focus Online: "Blatter geht nicht aus Selbstlosigkeit - sondern aus einem guten Grund - Blatter tritt sicherlich nicht aus Amtsmüdigkeit zurück. Vielmehr steckt eine höhere Macht dahinter. Wie amerikanische Medien berichten, sollen die US-Staatsanwaltschaft und das FBI in der Korruptionsaffäre gegen Blatter persönlich ermitteln. Das hatten viele Beobachter längst vorhergesagt. Vielleicht traf es Blatter aber doch überraschend – und ließ ihn aus dem Amt wanken."
RP: "Blatters Rücktritt ist ein Geständnis - Es ist überaus wahrscheinlich, dass Blatter von all den Vorgängen gewusst hat, die dem Verband vorgehalten werden. Ebenso wahrscheinlich ist, dass er an den "Unregelmäßigkeiten", wie es so schön in der Anklage heißt, beteiligt war. Sein Rücktritt ist ein Schuldgeständnis."
Welt: "Blatters Rücktritt beweist nur seinen Egoismus - Wenn er tatsächlich "eine Verantwortung" spürt und "neuen Wind" in den verquarzten Verband bringen will, wie er sagt, dann hätte er längst demissionieren müssen. Unter Blatters Herrschaft wurde die Fifa zum Inbegriff eines korrupten Verbandes – auch wenn sie vorher sicher auch nicht viel besser war. Auch wenn Blatter (bislang) keine persönliche Bereicherung nachgewiesen werden konnte, so darf angenommen werden, dass die Ermittlungen der US-Behörden ihn nervös gemacht haben."
Stern: "Erst überzeugter Kämpfer, jetzt plötzlich Rücktritt - warum? - Der Zeitpunkt - nur vier Tage nach der Wiederwahl - überrascht. Am Wochenende hatte Blatter noch überzeugt für seinen Kurs gekämpft, der Schweizer Zeitung "Sonntagsblick" ein großes Interview gegeben und gegen seine Kritiker ausgeteilt. Die gängigste Spekulation: Sepp Blatter ahnt oder weiß, dass ihm eine Ermittlung droht. Laut US-Medienberichten vom Abend soll er sogar schon mittendrin stecken."
Express: "Blatters Flucht durch die Hintertür: Ist das FBI bereits hinter ihm her? - Der 79-jährige Blatter wirkte relativ gefasst, als er seine Rede auf Französisch vortrug. Von seinem zuvor unbändigen Kampfgeist war nichts mehr zu spüren, Blatter wirkte wie ein geschlagener Mann. Dieser letzte Korruptionsskandal war zu viel."
Berliner Morgenpost: "Ein Sieg der Demokraten - Das übertriebene Siegesgeheul Blatters nach der Wahl, dass die Amerikaner die großen Verlierer seien, erweist sich also als grandioser Irrtum, es war jedenfalls ebenso daneben wie die grotesken Meinungsäußerungen angeblicher Größen wie Pelé oder Franz Beckenbauer. Denn offenbar gab und gibt es noch viel mehr Material zu den Korruptionsbeschuldigungen in der Hinterhand, die die Auseinandersetzung bis zur ab Wochenende anstehenden Frauen-Weltmeisterschaft im benachbarten Kanada immer weiter verschärft hätten, dass sogar eine Verhaftung Blatters während eines etwaigen WM-Besuchs zumindest denkbar schien."
Kicker: "Blatters 96 Stunden: Was ist passiert? - Gaben die Gerüchte um Generalsekretär Jerome Valcke, der laut Medienberichten in eine Zehn-Millionen-Dollar-Zahlung an den früheren FIFA-Vizepräsident Jack Warner im Zusammenhang mit der Vergabe der WM 2010 an Südafrika verstrickt gewesen sein soll, den letzten Anstoß für Blatters Schritt? Kommt dessen Rücktritt einem Schuldgeständnis gleich? Oder hat er jetzt resigniert angesichts der Abgründe, die mit jedem Tag tiefer erscheinen?"
Zeit: "Welch herrlicher Tag! - Der Fußball ist von dem Mann befreit, der ihn korrumpiert hat, der ihn zur Geschäftemacherei verkommen ließ, der ihn verkauft hat, von dem auch kein guter Gedanke zu diesem schönen Spiel überliefert ist. Blatter ging es nicht um Fußball, sondern um ein schönes Leben und um Macht. Ihm war wichtig, einer der wenigen Menschen zu sein, die Barack Obama eine halbe Stunde warten lassen durften."
Frankfurter Rundschau: "Blatter geht, gelernt hat er nichts - Zu spät. Joseph Blatter ist zurückgetreten von einem Amt, das er längst nicht mehr hätte haben dürfen."
General-Anzeiger: "Sepp Blatter gibt auf - Die Nachricht schlug in der Fußballwelt ein wie eine Bombe - viele Funktionäre und Fans hatten sich schon mit vier weiteren bleiernen Jahren Blatter in der Zürcher Fifa-Zentrale abgefunden. Sichtlich geknickt sagte der umstrittene Boss des Milliarden-Konzerns Fifa: Seine Organisation sei reif für eine "grundlegende Veränderung". Blatter redete langsam, er konnte den tiefen Frust nicht kaschieren. Ein Weiter-So war nicht mehr möglich."
Köner Stadt-Anzeiger: "Der richtige, wichtige Schritt nach all den Skandalen - Fifa-Chef Blatter tritt zurück. Er verlässt einen Verband, der besser funktioniert, als sein miserabler Ruf vermuten lässt. Wenn alles gut geht, hat Joseph Blatter seinem Verband ganz am Ende den richtigen Dienst erwiesen."
Stuttgarter Zeitung: "Ein Morast namens Fifa - All die unsauberen Praktiken des Systems Blatter waren seit Langem bekannt. Doch es brauchte erst das massive Einschreiten der Justiz, um das System ins Wanken zu bringen. Der kommerzialisierte Sport mit seiner in sich fest verwobenen Mischung aus Funktionären, Politik, Wirtschaft und Medien ist zu einem solchen Akt der Selbstreinigung nicht mehr in der Lage. "
Augsburger Allgemeine: "Der Rücktritt von Sepp Blatter ist eine kluge Entscheidung - Es wäre allerdings unfair, den 79-jährigen Eidgenossen für alles verantwortlich zu machen, was im Fußball in der Vergangenheit schieflief. Verfehlungen konnten ihm bisher nicht nachgewiesen werden, auch für Blatter gilt die Unschuldsvermutung. Trotzdem hat er das Spiel jetzt selbst beendet. Eine kluge Entscheidung."
Berliner Zeitung: "Das Fifa-Spiel hat sich gedreht - Blatter hat nicht davor zurückgeschreckt, den über Jahrzehnte von ihm zunächst mitbestimmten und dann dominierten Weltfußball-Verband vollends der Lächerlichkeit preiszugeben. Ein paar Tage lang hat das Spiel noch funktioniert, den dubiosen Fifa-Machenschaften so etwas wie Unsterblichkeit zu attestieren. Da war Gebäude aus Selbstherrlichkeit und zynischen Rechtfertigungen noch nicht zusammengebrochen, aber bereits zerborsten."
Südwest Presse: "Joseph Blatter: Und er gibt doch auf - Der Herrscher des zerfallenen Reichs kann nicht mehr. Jahrzehntelang hat Joseph Blatter Skandalen getrotzt, ist immer wieder als Sieger aufgestanden und war der König des Weltfußballs. Doch nun ist Schluss."
Lausitzer Rundschau: "Chance und Risiko für den Fußball - Doch was kommt jetzt? Wird die Fifa transparenter, ehrlicher? Diese Hoffnungen hatten Beobachter vor 17 Jahren schon einmal, als Blatter als Fifa-Chef auf João Havelange folgte. Das Ergebnis ist bekannt."