Pressekonferenz abgesagt Fifa und Blatter mauern sich ein

Zürich · Die Fifa hat die Pressekonferenz mit Sepp Blatter völlig überraschend abgesagt. Die Sitzung des Exekutivkomitees blieb zuvor auch weitgehend ergebnislos.

Britischer Komiker wirft Geldscheine auf Sepp Blatter
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Foto: afp, fc/ab

Der tief in der Krise steckende Fußball-Weltverband Fifa verschanzt sich unter mysteriösen Umständen hinter einer Mauer des Schweigens. Statt Antworten des scheidenden Fifa-Präsidenten Sepp Blatter (79) bekam die Weltöffentlichkeit nach der Sitzung des Exekutivkomitees mit DFB-Chef Wolfgang Niersbach am Freitag nur eine nichtssagende E-Mail: keine Pressekonferenz, kein Blatter. Der nächste Skandal liegt in der Luft, Gerüchte über neue Ermittlungen gegen den Schweizer Fifa-Chef machten die Runde.

Es wäre das erste Mal seit der Suspendierung des FIfa-Generalsekretärs Jerome Valcke, überhaupt das erste Mal seit über zwei Monaten, gewesen, dass der taumelnde Fifa-Boss gesprochen hätte. Die FIfa hatte den Termin offiziell bestätigt. Die Absage, die um 14.50 die Presse erreichte, kam völlig überraschend. Zuvor hatte der Weltverband die Fragerunde um eine Stunde verschoben — und die gut 15 Kamerateams weiter vom Eingang des Hauptgebäudes weg gebeten. Welche Rolle der Valcke-Skandal spielte, blieb zunächst offen.

Der Generalsekretär war in der vergangenen Woche unter dem Verdacht der persönlichen Bereicherung beim Verkauf von WM-Tickets suspendiert worden. Über seinen Anwalt hatte der Franzose alle Anschuldigungen vehement zurückweisen lassen.

"Es ist ein laufendes Verfahren, hier gilt die Unschuldsvermutung", sagte Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB): "Das war nur ganz kurz ein Thema, in dem er (Blatter, d. Red.) herausgestellt hat, dass Valcke als Generalsekretär vorübergehend von seinen Pflichten entbunden ist. Es sind keine weiteren Details gesagt worden."

Keine großen Fortschritte wurden auch für die Ethikkommission erzielt, die weiterhin zum Stillschweigen verpflichtet ist. Das Exko erklärte am Freitag zwar "grundsätzlich" seine Unterstützung, den entsprechenden Artikel 36 im Ethikcode zu lockern - das Gremium gab den Fall zur "Beratung" aber an die Fifa-Kommission für rechtliche Angelegenheiten weiter.

Wegen dieses Abschnitts im Ethikcode ist es den unabhängigen Ermittlern bislang verboten, zu laufenden Verfahren oder nicht rechtskräftigen Entscheidungen Stellung zu nehmen. Die Kommission mit dem deutschen Richter Hans-Joachim Eckert, der der rechtsprechenden Kammer vorsitzt, hatte zuletzt vehement eine Lockerung des Artikels 36 gefordert. Eine Entscheidung wird nun erst bei der nächsten Sitzung des Exkos im Dezembers fallen.

Diese wird wieder nicht im Ausland stattfinden, sondern ebenfalls in Zürich. Ob das an einer möglichen "Reiseangst" einiger Exko-Mitglieder liegt, blieb offen.

(sid)
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