Ex-Fifa-Präsident im Interview Blatter: "Werde beweisen, dass man mir Unrecht getan hat"

Am Donnerstag feiert Sepp Blatter seinen 80. Geburtstag. Der ehemalige Präsident des Weltverbandes Fifa spricht im Interview über die Geschehnisse rund um die Fifa in den vergangenen Monaten und seinen Rücktritt.

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Foto: ap

Herr Blatter, am Donnerstag feiern Sie ihren 80. Geburtstag — welche Bedeutung hat dieser Tag für Sie?

Joseph S. Blatter "Das Motto der Feier ist auch das meines Lebens: 'Jeder Tag im Leben ist ein Festtag.' Am Donnerstag wird es eine Feier in einem Hotel in Zürich mit über 100 Gästen geben. Es wird sehr locker zugehen."

Runde Geburtstage sind oft der Anlass, um ein Resümee der vergangenen Jahre zu ziehen...

Blatter "Ich werde Bilanz ziehen, wenn ich die 80 wirklich erreicht habe. Sehr positiv finde ich, dass ich am Donnerstag im neunten Jahrzehnt angekommen bin — dann kann ich wieder meine Nummer 9 auf dem Rücken tragen. Die hatte ich früher als Mittelstürmer schon in den meisten meiner Klubs. Zum 100-jährigen Jubiläum meines Heimatvereins in Visp wurde ich zum 'Uwe Seeler der Alpen' ernannt. Wir sind im gleichen Alter — und er hat ungefähr die gleiche Statur wie ich. Was die Torquote angeht, war ich genauso gut — aber nur im Amateurfußball."

Was für Ziele haben Sie in den kommenden Wochen?

Blatter "Als nächstes bereite ich den Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof CAS gegen meine Suspendierung vor — das ist von großer Bedeutung für mich. Das kann man nicht einfach so stehen lassen. Recht muss gesprochen werden, und recht muss demjenigen gegeben werden, der recht hat."

Wie waren die vergangenen Monate für Sie?

Blatter "Es war eine sehr unangenehme Zeit. Aber jede Zeit muss man durchleben und wenn man gestärkt daraus hervorgeht, und sich nicht kaputt machen lässt, macht einen das stärker. Jetzt, wo wir einen neuen Fifa-Präsidenten haben, ist eine große Last von mir gefallen. Ich bin sehr locker geworden. Die letzten Monate waren nicht sehr schön, aber es gab immer ein Licht. Ich habe eine Zielsetzung. Ich werde das noch beweisen können, dass man mir Unrecht getan hat."

Auf welche Beweise hoffen Sie noch vor dem CAS?

Blatter "Ich habe nichts anderes in der Hinterhand, als dass weder Michel Platini noch ich Lügner sind. Man hat uns als Lügner dargestellt. Und das sind wir ganz sicher nicht. Wir sind Menschen, die viel geleistet haben — und wenn man viel leistet, macht man Fehler und es geschehen Irrtümer. Aber auf alle Fälle: Was Finanzen anbelangt, kann man mir nichts und konnte man mir nie etwas vorwerfen. Dass ich etwas Falsches mit Geld gemacht habe, kann man mir nicht vorwerfen. Beide Kommissionen der Fifa haben gesagt, es war keine Korruption. Und die Sperren wurden reduziert — was heißt denn das? Das heißt, dass die Berufungskommission nicht sicher war, ob die Anklage überhaupt stimmt. Ich bin überzeugt, dass sich das in zwei Monaten alles erledigen wird."

Welche Bedeutung hatte die Unterstützung ihrer Familie für Sie?

Blatter "Die Unterstützung der Familie war großartig, insbesondere die meiner Tochter Corinne. Wir haben uns 1998 ein Motto gegeben: 'Wir zwei gegen den Rest der Welt'. Auch meine 'Lady' Linda Gabrielian — ich nenne sie meine Lady, weil wir nicht verheiratet sind — stand immer an meiner Seite. Dann gab es noch echte Freunde, wie Günter Netzer und Ottmar Hitzfeld — die standen immer hinter mir. Auch der Franz Beckenbauer hat nie ein böses Wort über mich verloren."

Sollte der CAS Sie freisprechen, wollen Sie dann zur Fifa zurück?

Blatter "In den organisierten Fußball komme ich nicht zurück. Aber wenn man 41 Jahre seines Lebens im Fußball und in der Fifa verbringt, kann man ja nicht auf einmal mit dem Fußball aufhören. Der Fußball ist mir viel zu wichtig geworden. Wenn man den Fußball richtig lebt, dann ist Fußball eine Schule des Lebens, er bringt Emotionen und Hoffnung in diese zerrüttete Welt. Ich werden den Fußball weiter verfolgen und die Einladungen annehmen, die man mir zuschickt."

In Deutschland wurde der Untersuchungsbericht zur WM 2006 vorgestellt — im Jahr 2002 wurden aus Deutschland 10 Millionen Schweizer Franken nach Katar überwiesen. Haben Sie eine Erklärung?

Blatter "Das weiß ich nicht. Ich wurde während der Untersuchung angefragt, aber ich war als gewählter Präsident suspendiert — deshalb habe ich damals beschlossen, mich nicht zu äußern. Wenn sie jetzt auf mich zukommen und mir Fragen stellen, werde ich Antworten geben."

Waren Sie oder die Fifa involviert in die dubiosen Zahlungsflüsse im Jahr 2002, als das Geld mutmaßlich an Mohamed bin Hammam ging?

Blatter "Ich auf alle Fälle nicht. Ich bin nicht eingespannt gewesen. Im Grunde genommen ist das ein deutsches Problem. Dass sollte innerhalb des Fußballverbandes gelöst werden. Weiter möchte ich mich nicht dazu äußern."

(sid)
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