Nach Outing Solidarität für US-Profi Robbie Rogers

Köln · Als Robbie Rogers nach Jahren voller Angst, Selbstzweifeln und Versteckspielen das Geheimnis um seine Homosexualität gelüftet hatte, trug ihn eine Welle der Solidarität. Allen voran Joseph S. Blatter, Präsident des Fußball-Weltverbandes FIFA, bedankte sich beim früheren US-Nationalspieler für die offenen Worte. "Das ist 2013. Danke. Mutigen Männern wie Ihnen ist es zu verdanken, dass solche Bekanntmachungen eines Tages nicht mehr notwendig sind", schrieb Blatter bei Twitter. Auch der nationale Verband US Soccer erklärte in einem Statement: "Wir sind stolz auf Robbie."

Unter der Überschrift "The Next Chapter..." (Das nächste Kapitel...) schrieb Rogers, der zuletzt in England beim Zweitligisten Leeds United unter Vertrag gestanden hatte, im Blog seiner Homepage, er habe sich stets anders gefühlt. "Anders als meine Gleichaltrigen, sogar anders als meine Familie". Der Spagat, gleichzeitig als Fußballer und Mensch glücklich zu werden, sei ihm am Ende nicht gelungen. "Ich hatte Angst zu zeigen, wer ich wirklich bin. Angst, dass Verurteilung und Ablehnung mir meine Träume und Ziele verbauen würden."

18 Länderspiele für die USA

Deshalb sei nun die Zeit gekommen, sein "Ich außerhalb des Fußballs zu entdecken", schrieb Rogers weiter: "Geheimnisse können so viel inneren Schaden anrichten." Rogers war 18-mal für die Nationalmannschaft aufgelaufen und hatte 2011 das erste Tor unter Trainer Jürgen Klinsmann beim 1:1 gegen Mexiko erzielt.

Dass Rogers, der auch im US-Kader bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking stand, mit seinem Outing aber auch sein Karriereende erklärte, enttäuschte die Hoffnung auf einen offen schwulen Fußballer im Profigeschäft. "Das ist, worauf wir alle warten, auch ich hatte mir das erhofft", sagte David Testo. Der US-Fußballer hatte sich 2011 geoutet - aber eben auch erst einige Monate, nachdem er seine Karriere beendet hatte.

Nur positive Reaktionen für Rapinoe

Bei den US-Frauen gibt es Megan Rapinoe, das Paradebeispiel für den positiven Effekt, den ein Bekenntnis zur Homosexualität haben kann. Seit ihrem Outing im Vorfeld der Olympischen Spiele in London hat die Mittelfeldspielerin nur positive Reaktionen erfahren - von Fans, Mitspielerinnen und Sponsoren. "Es fühlt sich so an, als wäre eine Last von meinen Schultern genommen", sagte die 27 Jahre alte Olympiasiegerin, die für den Champions-League-Sieger Olympique Lyon spielt.

Doch der Männerfußball wird überwiegend als andere Welt wahrgenommen, in der schwulen Spielern offene Feindseligkeit entgegenschlagen würde. Sollte Rogers doch noch einmal auf den Fußballplatz zurückkehren, würde er mit einer "Zielscheibe auf dem Rücken" herumlaufen, vermutet Testo: "Der Fußball hat wie die gesamte Gesellschaft Fortschritte gemacht, aber er ist noch weit entfernt von einer universellen Akzeptanz der Homosexualität."

Kasey Keller dagegen, Ex-Torwart von Borussia Mönchengladbach, sieht den Rücktritt alles andere als unausweislich. "Ich hoffe, er weiß, dass er nicht zurücktreten muss. Er wird mehr Unterstützung bekommen, als er ahnt", schrieb Keller bei Twitter.

(sid/are)
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