Wunschlösung mit Stallgeruch Benitez neuer Trainer bei Real Madrid
Madrid · Rafael Benitez kehrt als neuer Trainer von Real Madrid zurück zu seinen Wurzeln. Der 55-Jährige, einst Spieler und Nachwuchscoach bei den Königlichen, tritt wie erwartet die Nachfolge des Italieners Carlo Ancelotti an.
Rafael Benitez kommt nach Hause. Der 55-Jährige wurde am Mittwoch endlich auch offiziell als neuer Trainer des spanischen Rekordmeisters Real Madrid bestätigt. Bei den Königlichen, für die er bereits als Spieler, Jugendtrainer und Coach der zweiten Mannschaft aktiv war, tritt Benitez das Erbe von Carlo Ancelotti an, dem die titellose Spielzeit 2014/15 zum Verhängnis wurde.
Der Spanier erhält einen Dreijahresvertrag bis 2018 und wurde in der Präsidentenloge des Estadio Santiago Bernabeu mit herzlichem Applaus begrüßt. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll, es ist sehr emotional, nach Hause zurückzukommen. Ich freue mich wahnsinnig", sagte Benitez bei seiner kurzen Rede sichtlich ergriffen.
Der mächtige Präsident Florentino Perez hatte ihm da schon deutlich gemacht, in welches Umfeld er sich begeben hat. "Das Schicksal von Real liegt nun in Ihren Händen. Sie sind Trainer des erfolgreichsten und größten Klubs der Welt. Mit Ihnen werden wir eine neue Ära beginnen", formulierte Perez staatstragend und setzte sein schönstes Lächeln auf.
Überraschend kam die Nachricht von Benitez Rückkehr nicht mehr. Die Anzeichen hatten sich seit Ancelottis Entlassung verdichtet, zumal es ein offenes Geheimnis war, dass Reals mächtiger Präsident Florentino Perez Gefallen an Benitez gefunden hatte.
Dazu plauderte Real-Vizepräsident Eduardo Fernandez de Blas die Verpflichtung bei einem Fantreffen am Sonntag aus: "Vor drei Wochen war Ancelotti für mich noch der beste Trainer der Welt, genauso wie es vor zwei Jahren Jose Mourinho für mich war und es ab kommender Woche Rafa Benitez für mich sein wird", sagte er.
Benitez ist eine Wunschlösung mit Stallgeruch: Er ist in Madrid geboren und war von 1974 bis 1981 selbst für Real aktiv, wenn auch nur für die zweite Mannschaft. Von 1986 bis 1995 war er Trainer im Nachwuchs der Königlichen sowie bei der Reserve im sogenannten "Castilla"-Team, ehe er sich auch in Europa einen Namen machte.
Nach verschiedenen Stationen in der Primera Division, darunter erfolgreiche Jahre beim FC Valenica mit zwei Meisterschaften und dem UEFA-Cup-Sieg 2004, hatte Benitez beim FC Liverpool (2004 bis 2010) seine beste Zeit. 2005 gewann er mit den Reds in einem denkwürdigen Endspiel gegen den AC Mailand (mit Trainer Ancelotti) die Champions League. Nach kurzen Engagements bei Inter Mailand und dem FC Chelsea war Benitez seit 2013 beim SSC Neapel tätig. In der vergangenen Woche hatte er dort seinen Abschied bekannt gegeben.
In der zwölfjährigen Ära des Real-Präsidenten Perez ist Benitez bereits der zehnte Trainer. "La decima" quasi, ähnlich wie der langersehnte zehnte Triumph in der Champions League, den Madrid im Vorjahr unter Ancelotti gefeiert hatte. Der charmante Italiener, liebevoll "Carletto" genannt, wurde von Mannschaft und Fans hoch geschätzt, stolperte letztlich aber über eine Saison, in der Real mit den Weltmeistern Toni Kroos und Sami Khedira an allen Saisonzielen vorbeischrammte.
In der Liga wurde Madrid Zweiter hinter dem Erzrivalen FC Barcelona, in der Champions League kam das Aus im Halbfinale gegen Juventus Turin, und im Pokal war im Achtelfinale gegen Atletico Madrid Endstation. Zu wenig vor allem für Perez.
Auch Benitez wird bei Real sofort liefern müssen. Sonst erkaltet Perez' Zuneigung genauso schnell wie sie entbrannte.