Rayo Vallecano Fans lassen Spielertransfer wegen Nazi-Vorwürfen platzen

Düsseldorf · Es war die wohl kürzeste Arbeitsbeziehung der Vereinsgeschichte. Einen Tag nach der Verpflichtung von Roman Zozulya hat Rayo Vallecano den Vertrag wieder aufgelöst. Fans sind Sturm gelaufen und werfen ihm Sympathien für Neonazis vor. Was es damit auf sich hat, bleibt nebulös.

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Foto: dpa, yv cb hm

Als Zozulya am letzten Tag der Transferperiode dem Wechsel vom Primera-Division-Klub Betis Sevilla zum spanischen Zweitligisten Rayo Vallecano zustimmte, hätte er vielleicht ahnen können, dass das nicht gut ausgeht. Die Fanszene des Madrider Klubs bekannt für seine politisch überwiegend linksorientierten Anhänger. Vor allem die antifaschistiche Gruppe "Los Bukaneros" hat eine Fankultur geprägt, die sich mit der des FC St. Pauli in Deutschland vergleichbar ist. Dass die streitbaren Aktivitäten des 27-Jährigen in seiner Heimat dort nicht auf viel Gegenliebe stoßen würden, konnte nicht überraschen.

In der Vergangenheit scheute der Angreifer sich nicht davor, öffentlich in Kampfmontur und mit Maschinengewehr zu posieren. In den sozialen Netzwerken machen gleich mehrere Bilder die Runde, die Zozulya in fragwürdigen Outfits und Posen zeigen. Auf einem Bild etwa ließ sich der Angreifer mit einem Schal des nationalistischen ukrainischen Politikers Stepan Bandera ablichten, der in Russland als Kriegsverbrecher und Nazi-Kolloborateur geächtet ist.

Für Aufsehen gesorgt hat aber vor allem ein Bild, das Zazulyo bei seiner Ankunft am Flughafen in Sevilla zeigt. Auf seinem T-Shirt hatte ein Journalist geglaubt, das Logo der ultrarechten ukrainischen Paramilitärs vom "Pravyi Sektor" zu erkennen. Ein Missverständnis, wie Zozulya in einem offenen Brief an die Fans beteuert. Auch der Autor scheint nicht auf seiner Darstellung zu beharren, der Artikel wurde inzwischen gelöscht.

Doch obwohl Raya Vallecanos Klubführung zunächst willens schien, den Transfer durchzuziehen und den offenen Brief über die Vereinsplattformen veröffentlichte, in dem sich Zozulya von allen Vorwürfen distanziert, erwies sich der Widerstand in der Fanszene als zu wehrhaft. Vielleicht hat auch die magere Quote von sechs Einsätzen und nicht einem Treffer für Betis Sevilla in der Primera Division dem Vorstand dazu bewogen, keinen Bruch mit der Fanszene zu riskieren. Ganz egal, wo genau er nun in der Grauzone zwischen Patriotismus, Nationalismus und Rechtsaußen zu verorten ist ─ für Rayo Vallecanos Anhänger stand er im Abseits. Noch am Dienstag kam es zur Trennung.

Real Betis will den Fall aber nicht auf sich beruhen lassen. Der Verein hat gemeinsam mit allen Spielern am Donnerstag eine Erklärung verlesen und sich klar vor Zazulyo gestellt. Er habe sich in seiner gesamten Zeit nichts zuschulden kommen lassen, man sei empört über die Entwicklung, die nur auf der falschen Interpretation eines T-Shirts basiere. Jeder könne Opfer eines solchen Verhaltens werden, heißt es in dem Statement.

Rayo Vallecanos Trikot wird Zazulyo gleichwohl nicht mehr tragen ─ und das nicht nur, weil das Transferfenster geschlossen ist.

(ak)
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