Trainerwechsel bei Real Madrid Zidane: "Werde mein Herz und meine Seele in diesen Job legen"

Düsseldorf · Die Königlichen wechseln den Trainer. Der französische Weltfußballer soll das Team wieder an die Spitze führen.

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Foto: Screenshot Twitter

Platz drei ist zwei Plätze zu weit hinten. Zumindest im Selbstverständnis von Real Madrid. Unzureichender Tabellenrang und fehlende Harmonie in der Beziehung zu Team und Umfeld beendeten gestern die nur 216 Tage währende Amtszeit von Rafael Benitez als Trainer der Königlichen. Neuer Coach beim spanischen Rekordmeister ist Zinedine Zidane. "Ich werde mein Herz und meine Seele in diesen Job legen", sagte er. Über die Vertragslaufzeit wurde nichts bekannt.

Klubchef Florentino Pérez gilt als erfolgsbesessener Mann mit dünnem Geduldsfaden. Es überraschte demnach, dass sich der früh nach seinem Amtsantritt im Sommer in die Kritik geratene Benitez überhaupt als Coach in Madrid ins neue Jahr retten konnte. Der 55-Jährige brachte den Klub von Weltmeister Toni Kroos zwar souverän ins Achtelfinale der Champions League. Er musste aber seit November drei Niederlagen in der Liga einstecken, hat das Aus im Pokal am grünen Tisch wegen eines Wechselfehlers zu verantworten und sein Verhältnis zu Stars wie Cristiano Ronaldo oder Sergio Ramos gilt als von wenig gegenseitigem Respekt geprägt. Das 2:2 in Valencia am Sonntag brachte Pérez' Geduldsfaden zum Reißen. Zwei Punkte hinter dem FC Barcelona, vier hinter Stadtrivale Atlético - zu viel für den Boss. Nun setzt der Präsident im 43-jährigen Zidane auf eine Ikone des Fußballs, die auf der Trainerbank aber noch sehr unerfahren ist.

In Marseille als Sohn algerischer Einwanderer geboren, prägte Zidane das Mittelfeldspiel seiner Generation: Edle Technik, kombiniert mit großer Übersicht und gradlinigem Torabschluss. "Zizou", wie er in seiner Heimat gerufen wird, holte mit Juventus Turin zwei Meisterschaften, gewann mit Real Madrid einen Meistertitel, die Champions League und den Weltpokal. Mit Frankreich gewann er Welt- und Europameisterschaft. Dass er in einem Atemzug mit Legenden wie Pelé, Johan Cruyff oder Franz Beckenbauer genannt wird, wird von der dreimaligen Wahl zum Weltfußballer unterstrichen. Sein Legendenstatus auf dem Rasen wurde auch nicht durch den unrühmlichen Kopfstoß-Abgang zum Karriereende im WM-Finale 2006 gegen den Italiener Marco Materazzi getrübt.

Zinedine Zidane wird Trainer bei Real Madrid: Pressestimmen
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Foto: afp, GJ/seb

Dass geniale Weltfußballer aber nicht immer das glücklichste Händchen im Trainerjob haben müssen, beweist der deutsche Sieger aus dem Jahr 1991: Lothar Matthäus. Der introvertierte Zidane, der nie als Lautsprecher galt, wählte allerdings einen anderen Weg, um nach dem Karriereende eine bessere Ausgangsposition zu haben. Während sich Matthäus bei seinem Herzensverein Bayern München die Lobby zerstört hatte und sich mit Trainerjobs bei Teams wie Maccabi Netanya (Israel) hochzudienen versuchte und scheiterte, blieb Zidane in gutem Kontakt mit Real Madrid. So wurde er 2010 auf Wunsch des Trainers José Mourinho Spezialberater der Königlichen, ein Jahr später Sportdirektor und schließlich unter Carlo Ancelotti Co-Trainer (2013).

Ab 2014 übernahm Zidane als Cheftrainer die zweite Mannschaft, Real Madrid Castilla, in der dritten Liga. Dort spielt Sohn Enzo. Auch die anderen Söhne Luca, Theo und Elyaz sind in Reals Jugendteams aktiv. Zu Beginn seiner Tätigkeit auf der Bank gab es Probleme aufgrund der fehlenden Trainerlizenz - eine dreimonatige Sperre wurde ausgesprochen, nach vier Tagen aber wieder aufgehoben. Seit Frühjahr 2015 besitzt Zidane die Uefa-Pro-Lizenz, die ihn für das Trainieren von Profimannschaften in den höchsten Ligen qualifiziert.

Die Punktebilanz als Coach spricht indes noch nicht für herausragende Qualitäten neben dem Platz. 18 Siege, zwölf Remis und zwölf Niederlagen stehen zu Buche. Allerdings ist ein Aufwärtstrend zu erkennen: In dieser Spielzeit gab es in 19 Partien nur zwei Niederlagen, Platz zwei ist die Folge. Um Reals Selbstverständnis gerecht zu werden, muss es mit der ersten Mannschaft einen Platz höher gehen.

(erer)
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