Für Gerüchte "keinen Kopf" Mustafi: Früher "Typ Carsten Jancker", heute Weltmeister

Weltmeister Shkodran Mustafi berichtet, warum er nicht zu Real Madrid oder dem FC Barcelona wechseln muss - und warum er ohne Steffen Brauer nicht Weltmeister wäre.

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Mustafi gewinnt mit Valencia gegen Real

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Foto: afp, jj/tg

Wahrscheinlich wäre Shkodran Mustafi heute nicht Weltmeister, sondern immer noch als "Typ Carsten Jancker" unterwegs - hätte es Steffen Brauer nicht gegeben. "Ich bin Stefan sehr dankbar, dass er mein Talent als Innenverteidiger erkannt und es durchgezogen hat", sagt Mustafi im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst.

Als 14-Jähriger kam der Stürmer Mustafi beim Hamburger SV unter Brauers Fittiche, und der erkannte sofort, "dass Shkodran aufgrund seiner Charakter-Eigenschaften und seiner Körperlichkeit eher eine Profi-Karriere auf einer der hinteren Positionen anstreben kann und muss".

Ob Mustafi auch als Stürmer Nationalspieler geworden wäre? "Das glaube ich nicht", sagt der heutige U17-Trainer des VfL Wolfsburg dem SID: "Das extreme Bewegungsmoment für ganz vorne drin hatte er damals jedenfalls nicht." Auf die Umschulung erst zum "Sechser" und dann zum Innenverteidiger habe er sich aber eingelassen, "und er wurde für seine Mentalität, seinen Fleiß und seinen Ehrgeiz belohnt".

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Auch Mustafi ist sich bewusst, dass der Positionswechsel vor neun Jahren wohl der entscheidende Kick in seiner Karriere war. "Ich bin sehr, sehr zufrieden, wie es gelaufen ist", sagt er: "Ich denke, dass der Wechsel Sinn gemacht hat."

Natürlich war der Torjäger Shkodran Mustafi anfangs nicht begeistert, künftig Tore verhindern zu sollen. "Es war schon eine Umstellung", sagt er und ergänzt schmunzelnd: "Aber ich bin sehr pflegeleicht und mache das, was der Trainer verlangt."

Ein Jahr nach der Rückversetzung auf dem Spielfeld wurde er Junioren-Nationalspieler, 2009 sogar Europameister mit der U17. Er wechselte zum FC Everton und zu Sampdoria Genua, rutschte 2014 als Ersatz für den verletzten Marco Reus in den WM-Kader und kam bis zu einem Muskelbündelriss im Achtelfinale in drei Spielen zum Einsatz. Er ist also ein "echter" Weltmeister.

Auch den Sprung zum FC Valencia meisterte er. So gut, dass nun sogar Real Madrid und der FC Barcelona um den 23-Jährigen werben. Doch müsse er nicht zu einem der beiden Weltklubs wechseln, um den Titel zu gewinnen, "das hat Valencia in der Vergangenheit schon des Öfteren bewiesen". Von dem Interesse Reals und Barcas habe - so weit er weiß - "jeder gehört", sagt er schmunzelnd. Er selbst beschäftigt sich nach eigener Auskunft aber nicht damit. "Für alles, was Transfers angeht, sind mein Vater und mein Berater die Ansprechpartner", erklärt er: "Ich habe dafür keinen Kopf."

Mit Valencia wurde er in seinem ersten Jahr in der Primera Division Vierter, in der nächste Woche beginnenden Saison hält Mustafi eine noch bessere Platzierung für absolut möglich. "Wir setzen uns kein Limit. Wir wissen, zu was wir imstande sind", versichert er: "Wir sind eine Arbeitermannschaft, die in jedem Spiel 100 Prozent geben muss. Wir wissen aber: Wenn wir das tun, können wir in jedem Spiel was holen."

Der Weltmeister Mustafi strotzt vor Selbstvertrauen - doch er weiß immer, wo er herkommt. "Es zeichnet Shkodran aus, dass er nach all dem Weg, den er gegangen ist, immer noch an seine alten Jungs denkt", berichtet Brauer: "Wir schreiben uns oft, und er hatte mich schon nach Genua mehrfach eingeladen, nun nach Valencia. Ich hoffe, dass ich bald mal die Zeit habe, es anzunehmen und ihn live zu sehen."

Es sei schon immer "toll, wenn ich mit meinen Kindern auf dem Schoß vor dem Fernseher sitze und da jemand spielt, dem ich wie alle Trainer einen kleinen Anstoß geben konnte. Darauf kann ich stolz sein." Im Fall von Mustafi besonders.

(sid)
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