Fifa Blatter bereut (fast) nichts

Frankfurt/Main · Joseph S. Blatter streitet alle Vorwürfe weiter vehement ab. Von Reue spricht der suspendierte Fifa-Präsident nur an einer Stelle.

Sepp Blatter streichelt eine Kuh
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Foto: afp, fc/MS

Gegen Joseph S. Blatter ermitteln die Schweizer Behörden, die eigene Ethikkommission und offenbar sogar das FBI - aber Joseph S. Blatter bereut (fast) nichts. Nur an einer Stelle habe der suspendierte Präsident des Fußball-Weltverbands Fifa die falsche Wahl getroffen - hätte er sich anders entschieden, wäre jetzt (fast) alles anders.

"Das Einzige, was ich bereue, ist, dass ich nach der WM 2014 nicht zurückgetreten bin", sagte der 79-jährige Walliser im ARD-Fernsehinterview: "Das hatte man mir nahegelegt, besonders aus meiner Familie: Jetzt hör doch auf. Und das hätte ich machen sollen." Aber, berichtete der Schweizer, "damals haben mir fünf der sechs Fifa-Konföderationen gesagt: Komm, Du musst weitermachen." Im Anschluss stürzte der Weltverband in die tiefste Krise.

Die US-Bundesbehörde FBI soll sich wieder sehr für den Schmiergeldskandal um den früheren Fifa-Vermarkters ISL interessieren. Der im Oktober für zunächst 90 Tage aus dem Verkehr gezogene Blatter habe laut eines Briefes aus Schweizer Ermittlungsakten "vollkommene Kenntnis" über die schmutzigen weit mehr als 100 Millionen Dollar gehabt haben, die an Fußball-Funktionäre in aller Welt geflossen sind. Blatters Antwort: Das stimmt nicht.

"Was ich von mir selber sagen kann: Ich bin ein ehrlicher Mensch, und ich habe zu viel Vertrauen gehabt", sagte Blatter: "Ich vertraue den Leuten, und das Vertrauen wurde missbraucht." Aber, das betont er, "ich wusste nicht, wie es missbraucht wurde. Ich bin doch nicht der Buchhalter der Fifa". Der hätte Laut geben müssen, "wenn er noch etwas hatte". Oder der Generalsekretär, oder der Chef der Finanzen. "Das ist nicht der Präsidenten", sagte Blatter: "Wenn ich nicht involviert war, kann man mir keinen Vorwurf machen."

Blatter war seit 1998 im Amt, ursprünglich wollte er sogar bis 2019 weitermachen. Von den dunklen Machenschaften habe er aber nie etwas mitbekommen. In der vergangenen Woche klagten die US-Behörden 16 weitere, vermeintlich schwer korrupte Funktionäre an. "Sicher hab' ich das nicht gewusst. Wenn ich gewusst hätte, was die machen, hätte ich ein Fragezeichen gemacht, hätte gesagt, hört mit dem auf", sagte Blatter: "Ich bin sauer. Ich bin aber auch sauer, dass ich für alles verantwortlich sein soll. Das kann ich ja nicht."

Deshalb sei er auch "entsetzt" über das Vorgehen der Ethikkommission, die Blatter wohl noch vor Weihnachten mit harten Sanktionen belegen wird; ihm droht eine lebenslange Sperre. "Diese Vorverurteilung und das Nachhaken - das geht fast in die altkatholische Inquisition hinein", sagte Blatter: "Ich bin enttäuscht. Und ab und zu traurig. Aber nicht bitter. Bitterkeit bringt Eifersucht und das bringt Hass. Und Hass ist der schlechteste Helfer im Leben."

Blatter will um seinen Freispruch "kämpfen". Denn er bereut fast nichts.

(sid)
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