FIFPro fordert Änderung des Transfersystems Profi-Fußballer kündigen Revolution an

Düsseldorf · Die internationale Spielergewerkschaft FIFPro will eine grundlegende Änderung des aktuellen Transfersystems im Fußball erwirken – und spricht von Revolution.

 FIFPro-Präsident Philippe Piat (l.) und Generalsekretär Theo van Seggelen wollen das Transfersystem ändern.

FIFPro-Präsident Philippe Piat (l.) und Generalsekretär Theo van Seggelen wollen das Transfersystem ändern.

Foto: dpa, h0 ase

Die internationale Spielergewerkschaft FIFPro will eine grundlegende Änderung des aktuellen Transfersystems im Fußball erwirken — und spricht von Revolution.

Dem Milliardengeschäft Fußball droht ein zweiter Kollaps: 20 Jahre nach dem "Bosman-Urteil" plant die Spielergewerkschaft FIFPro den nächsten Umsturz des weltweiten Transfersystems — und spricht von Revolution. Mit einer Beschwerde bei der EU-Kommission in Brüssel soll schwindelerregenden Ablösesummen ein Riegel vorgeschoben und den Profis das gleiche Recht wie dem einfachen Arbeiter eingeräumt werden.

"Das bisherige Transfersystem ist illegal", sagte FIFPro-Generalsekretär Theo van Seggelen am Freitag zu den seit 2001 geltenden Regeln: "Es gibt keinen fairen Wettbewerb mehr, das System schadet extrem den Interessen der Spieler. Wir haben die Pflicht, dass die Verträge der Spieler gesichert und eingehalten werden. Alle müssen die gleichen Chancen haben."

Im Grundsatz geht es der Gewerkschaft, die nach eigenen Angaben 65.000 Spieler in 65 Ländern vertritt, um zwei zentrale Punkte: Das Ende der explodierenden Ablösesummen, die nur großen Klubs zugutekommen würden, sowie die massive Stärkung der Arbeitnehmerrechte für Fußballprofis. Das alles verhindert angeblich der Weltverband Fifa, der wie die Top-Klubs seine marktbeherrschende Stellung missbrauchen würde — es werden jahrelange Diskussionen folgen.

"Finanzielle Blase explodiert demnächst"

"Wir befürchten, dass die finanzielle Blase, die sich gebildet hat, demnächst explodiert", sagte FIFPro-Präsident Philippe Piat: "Es gibt keinen Respekt für die Angestellten im Fußball, der Fußball sollte sich nicht über das Gesetz stellen."

Die EU-Kommission wird nun nach dem Erhalt der Beschwerde bis zu zwölf Monate brauchen, um eine erste Entscheidung zu treffen. Fällt diese pro FIFPro kommen wohl noch einmal ein bis zwei Jahre dazu, bis die Regeln endgültig geändert werden würden.

"Ich hoffe nicht, dass man die Transferregeln nochmal verschärft. Was jetzt passiert, kann man dem Fan kaum mehr verständlich, rational vermitteln", sagte Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, gleichzeitig Vorsitzender der Klub-Vereinigung ECA, bei Sky: "Wenn man jetzt nochmal Fahrt aufnimmt, könnte man das Rad am Ende des Tages überdrehen. Das kann nicht im Interesse der FIFPro und der Spieler sein."

Das Bosman-Urteil aus dem Jahr 1995 durch den Europäischen Gerichtshof (EuGH) erlaubte es den Spielern, in der EU nach Ablauf ihres Vertrages ablösefrei den Verein zu wechseln. Anfangs belächelt, führte die Entscheidung zum kompletten Umsturz des Transfersystems. Ähnliches erhofft sich die FIFPro nun erneut.

"Es ist ein unfaires Transfersystem", sagte Piat und führte als Beispiel den vom VfL Wolfsburg zu Manchester City gewechselten Kevin De Bruyne an: "Gerade ist ein belgischer Spieler für 80 Millionen gewechselt." Zudem sei der "Handel" mit jungen Spielern unerträglich. "Es gibt Situationen, wo der eine den Fuß, der andere den Kopf und noch ein anderer den anderen Fuß eines Spielers besitzt", sagte Piat: "Es gibt keinen Schutz für junge Spieler."

Die Europäische Fußball-Union (Uefa) reagierte zurückhaltend. "Wir hoffen, das außerhalb des Gerichts eine Lösung gefunden werden kann", sagte Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino.

(sid)
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