Fifa-Skandal Pressestimmen zum Urteil gegen Blatter und Platini
So kommentieren die Medien das Urteil gegen Sepp Blatter und Michel Platini.
Rheinische Post: "Blatter klammert sich immer noch an die Macht. Vermutlich macht sich Joseph, genannt Sepp, Blatter schon über sein Comeback Gedanken. Wenn der Präsident des Weltverbands Fifa die von der rechtssprechenden Kammer der Ethikkommission verhängte achtjährige Sperre abgebrummt hat, ist er gerade einmal 87 Jahre alt. Also im besten Funktionärsalter. Michel Platini, Präsident der Uefa, ist dann 68 und quasi noch am Anfang seiner Laufbahn in der Organisation. Beide sind jedenfalls finster entschlossen, weiter um ihre berufliche Zukunft zu kämpfen und haben Einspruch gegen das Urteil angekündigt."
Süddeutsche: "Der Fußball wirft seine Anführer raus. orstellen konnte sich das lange niemand. Der Weltfußball ohne Sepp Blatter und Michel Platini? Jene omnipräsenten Figuren, die im Weltverband Fifa und der finanzstarken Uefa seit Jahren die Dinge nach ihren eigenen Vorstellungen regeln? Ist aber so. Die Ethikkomission der Fifa entschied, dass in den kommenden acht Jahren keiner der beiden über irgendetwas bestimmen darf im Fußball. Auch wenn Sepp Blatter sogleich ankündigte, er werde weiterhin kämpfen, dürfte die Funktionärs-Ära der beiden Patrone Geschichte sein."
FAZ: "Blatter will 'für Gerechtigkeit kämpfen'. Noch-Fifa-Chef Joseph Blatter will gegen seine achtjährige Sperre durch die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes vorgehen. Die Entscheidung sei 'eine Schande'. Seine Millionenzahlung an Uefa-Präsident Michel Platini hält er für rechtens."
Welt: "Lädierter Blatter zitiert den Terminator. Ein dickes Pflaster zierte Joseph Blatters Gesicht bei der Fifa-Urteilsverkündung. Der gestürzte Präsident hat eine OP hinter sich. Er fühlt angesichts der acht Jahre Sperre Wut und Selbstmitleid."
Stuttgarter Zeitung: "Sportpolitisch gesehen darf Blatters Ende erst der Anfang sein: Der Weltsport benötigt radikale Reformen und einen kompletten Neustart. Es gibt gute Ansätze, doch die wirkliche Bewährungsprobe steht noch bevor. Angesichts der handelnden Personen in der Fifa darf dort an einer grundsätzlichen Läuterung gezweifelt werden. "
Kicker: "Game over für ein ganzes System. Es ist absolut nachvollziehbar, dass sich Sepp Blatter und Michel Platini als Opfer fühlen. Sie sind in der Tat auch die Opfer eines von ihnen geförderten Systems in einer Spannbreite von Vetterleswirtschaft und Günstlings-Politik bis hin zu Korruption, Betrug und Geldwäsche bei der FIFA, der UEFA und deren Mitgliedsverbände."
La Croix (Frankreich): "Die Richter der Ethikkommission der Fifa haben mit der Sperre für Sepp Blatter und Uefa-Präsident Michel Platini die kaum verhüllte Botschaft einer neuen Ära verkünden wollen. Das erscheint auf den ersten Blick eine gute Nachricht zu sein. Woher kommt also dieses leise Unbehagen, das einen bei der Lektüre dieser Entscheidung beschleicht? Das hängt wohl mit dem plötzlichen Erwachen der Ethikkommission zusammen, von der man seit ihrer Neubelebung 2011 durch einen gewissen Sepp Blatter nichts gehört hatte. Das Erwachen ist gewiss dem Druck von Sponsoren des internationalen Fußballs zu verdanken, die seit Monaten für eine "große Reinigung" in der Fifa-Führung Druck machen. Die Wahl eines neuen Fifa-Präsidenten im Februar wird Klärung bringen.
Blick (Schweiz): "Bitterer Blatter. Für Blatter ist es eine persönliche Tragödie. Der bald 80-jährige Mann ist acht Jahre verbannt vom Fußball - was einer lebenslänglichen Sperre gleichkommt. Nicht verstanden hat der Walliser, was das Geheimnis eines langen Lebens ist. Nämlich zu wissen, wenn es Zeit ist zu gehen. Um Jahre hat Blatter den eigenen Abtritt verpasst. Stattdessen klammerte er sich an die Macht."
The Telegraph (England): "'I'll be back', ruft Blatter, nachdem er und Platini für acht Jahre von der Fifa gesperrt wurden."
Independent (England): "Es tut mir für den Fußball leid: Blatter hält eine bizarre Rede."
The Sun (England): "Blatter sagte in seiner bizarren Rede elf Mal 'Sorry'. Aber er bat nicht um Verzeihung. Mit solch einer Gabe für Melodramatik hätte Blatter in einem anderen Leben Country-Sänger werden können, bettelnd in den Gebirgsstraßen, um nach Hause zu kommen, dorthin, wo er hingehört - der Fifa-Bunker hoch über Zürich, wo er nicht mehr Fuß fassen kann."
Daily Mail (England): "'Ich bin der Punchingball': Blatter tadelt jeden anderen außer sich selbst, nachdem er zusammen mit Platini für acht Jahre gesperrt wurde. Die Fifa-Dinosaurier sind endgültig ausgestorben."
Marca (Spanien): "Raus! Die Fifa-Ethikkommission beendet die Korruption von Blatter und Platini und bestraft sie mit acht Jahren Vertreibung aus dem Fußball."
El Pais (Spanien): "Sepp Blatter hatte als Fifa-Präsident die Ethikkommission geschaffen, um Rivalen auszuschalten. Nun spürt er am eigenen Leibe, wie es denen erging, denen er die Karriere verbaut hatte."
Sport (Spanien): "Blatter und Platini hängen nicht mehr in den Seilen. Mit der Entscheidung der Fifa-Ethikkommission gingen sie k.o."
La Stampa (Italien): "Letztes Spiel für Blatter und Platini. [...] Das Abkommen über die unter dem Tisch von Blatters Fifa an Uefa-Chef Platini bezahlten zwei Millionen war also am Ende das "Detail", das das korrupte System des Weltfußballs zum Einsturz brachte."
La Repubblica (Italien): "Das Eigentor der Herren des Fußballs. [...] Es ist eine kranke Geschichte, ein synchroner Sturz, wie die beiden Springer, die gemeinsam mit der gleichen Bewegung abspringen."
Corriere della Sera (Italien): "Der Mythos ist zerbröckelt, wie traurig, Michel."