Copa America US-Medien werfen Klinsmann Schönfärberei vor

Für die Truppe von Jürgen Klinsmann zählt gegen Costa Rica nur ein Sieg. Ein frühes Aus der Gastgeber wäre der Stimmungs-GAU für die Copa America.

USA unterliegen Kolumbien
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Selbst Berufsoptimist Jürgen Klinsmann war nach dem verpatzten Start in die Copa America für einen kurzen Moment Realist. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Gegen Costa Rica müssen drei Punkte her", gestand der ehemalige Bundestrainer vor dem zweiten Vorrundenspiel der USA in der Nacht auf Mittwoch in Chicago gegen die Ticos. Gleiches gilt für Paraguay und den Ingolstädter Dario Lezcano im anderen Gruppenduell gegen Spitzenreiter Kolumbien.

Nach dem 0:2 zum Auftakt gegen Kolumbien, ein an sich normales Resultat für das Duell eines Weltranglistendritten gegen die Nummer 31 des Fifa-Rankings, nahmen die US-Medien dem schwäbischen Sonnyboy mit Wahlheimat Kalifornien seine Schönfärberei und einen taktischen Fehlgriff richtig krumm.

"Klinsmann beharrte darauf, das Positive zu sehen, wo andere Anlass zur Sorge fanden", kritisierte die LA Times, weil der Deutsche partout keinen Unterschied zwischen seinem US-Team und dem WM-Viertelfinalisten bemerkt haben will, "außer den beiden Toren". Die New York Times reagierte mit Ironie auf die Augenwischerei, beschrieb den 51-Jährigen als "seltsam gelassen" angesichts des spielerischen Offenbarungseides.

Wood auf dem Flügel wirkungslos

Vor allem die Idee, den Hamburger Neuzugang Bobby Wood auf den linken Flügel stürmen zu lassen, ging gründlich daneben. Nicht nur Matt Reed vom NBC-Sportkanal legte Klinsmann in seiner Kolumne deshalb nahe, den Torjäger, der in der abgelaufenen Zweitliga-Saison 17 Treffer für Union Berlin erzielte, in die Sturmmitte zu positionieren. Clint Dempsey, der diese Funktion gegen Kolumbien übernommen hatte, sei der falsche Neuner, brächte seine Stärken besser als hängende Spitze zur Geltung.

Was sonst noch zu ändern sei? "Wir müssen ein bisschen schärfer, ein bisschen besser, ein bisschen skrupelloser sein", forderte der US-Kapitän und Ex-Mönchengladbacher Michael Bradley. Denn Costa Ricas 0:0 gegen Paraguay hält dem Copa-Gastgeber noch alle Chancen auf eines der beiden Viertelfinaltickets in der Gruppe A offen.

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Zumal die Ticos, die bei der letzten WM überraschend ins Viertelfinale vorgestoßen waren, nach der Copa-Absage von Giancarlo Gonzalez und dem Platzverweis von Kendall Waston bei der Nullnummer gegen Paraguay nun ohne Stamm-Innenverteidigung dastehen. Zudem fehlt Star-Torhüter Keylor Navas, Champions-League-Sieger mit Real Madrid, verletzt beim Jubiläumsturnier 100 Jahre nach der ersten Auflage.

Kolumbien sorgt sich derweil vor dem Duell gegen die Albirrojas in der Rose Bowl von Pasadena um Superstar James Rodriguez, der gegen die USA nach einem Sturz auf die linke Schulter vorzeitig den Platz verließ. Der WM-Torschützenkönig hatte sich die gleiche Schulter im Februar beim Champions-League-Spiel von Real Madrid gegen AS Rom ausgekugelt.

Nach schlechten Resultaten im vergangenen Jahren scheint Trainer Jose Pekerman beim notwendig gewordenen Umbruch der Cafeteros mittlerweile auf dem richtigen Weg zu sein. Rodriguez ist neben Torhüter David Ospina sowie den Italien-Legionären Cristian Zapata und Juan Cuadrado einer von vier verbliebenen Stammspielern der WM in Brasilien.

Dagegen sieht sich Paraguays Coach Ramon Diaz nach nur drei Siegen in 18 Spielen unter seiner Regie mit neun Unentschieden und sechs Niederlagen wachsender Kritik ausgesetzt. Ein Erfolg gegen Kolumbien täte gut. Wie auch für Klinsmann gegen Costa Rica.

(areh/sid)
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