Bankdrücker Dawkins rettet Jamaika Winnie Schäfer: "Wir feiern die ganze Nacht!"

Winnie Schäfer war mit Jamaika in der WM-Qualifikation fast schon gescheitert - doch dann kam der große Moment eines Bankdrückers aus dem Abstiegskampf der zweiten englischen Liga.

 Erfolgreich: Winnie Schäfer und die Nationalmannschaft Jamaikas.

Erfolgreich: Winnie Schäfer und die Nationalmannschaft Jamaikas.

Foto: dpa, esl cs hak

Schäfer saß verzweifelt auf der Bank und hatte den WM-Traum schon abgeschrieben. Er stand mit der jamaikanischen Nationalmannschaft "am Grabe", wie es die Zeitung Jamaica Observer beschrieb - nach einer Sekunde puren Glücks aber war er wieder quicklebendig und gab höchstpersönlich den Startschuss zu einer wilden Party seiner Reggae Boyz.

"Jetzt feiern wir die ganze Nacht durch!", sagte der deutsche Fußball-Trainer nach dem dramatischen 2:0 (1:0) in der WM-Qualifikation in Nicaragua in einer Mischung aus Euphorie und Erleichterung. "Ich habe in Kamerun unzähmbare Löwen trainiert, jetzt bin ich stolz auf meine heldenhaften Löwen", schrieb Schäfer später bei Twitter: "Das Herz eines Jamaikaners gibt nie auf."

Das galt ganz besonders für den Helden des Abends. Bei einer 1:0-Führung (nach dem 2:3 im Hinspiel) spielte Schäfer in Managua in der 83. Minute seinen letzten Trumpf aus - sofern man einen Bankdrücker eines sieglosen englischen Zweitligisten überhaupt so nennen kann. Doch Simon Dawkins von Derby County, 27, bekam prompt seinen großen Moment: Eine Minute vor dem Abpfiff rettete er Jamaika mit einem Volleyschuss aus 15 Metern vor dem Aus.

Mit Ach und Krach schaffte es der Gold-Cup-Finalist und WM-Teilnehmer von 1998 damit in die vorletzte Gruppenphase der Qualifikation der CONCACAF-Nationen für Russland 2018. Der Weg jedoch ist noch weit: In drei Vierergruppen wird nun weitergespielt, die jeweils ersten beiden Mannschaften erreichen dann die letzte Gruppenphase mit sechs Teams, von denen sich immerhin drei für die Endrunde qualifizieren. Der Vierte bekommt eine Play-off-Chance.

Jamaika trifft nun zunächst auf WM-Viertelfinalist Costa Rica, Panama und Haiti. Die USA mit Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann, die in der Nacht zu Mittwoch eine Lehrstunde vom Rekordweltmeister Brasilien erhielten (1:4), spielen gegen Trinidad und Tobago, St. Vincent und die Grenadinen sowie Guatemala. Das sollte zu schaffen sein.

Schäfer hingegen ist sich der Probleme in seiner Mannschaft jedenfalls bewusst, weshalb er seine Party-Freigabe mit einer deutlichen Ansage verknüpfte. "Wenn diese Nacht vorüber ist, werden wir intensiv analysieren. Es gibt sehr, sehr viel zu tun", sagte er.

Kampf, Wille, Leidenschaft - das stimmt. Die nicht besonders hohe Qualität seines Kaders wird Schäfer auf die Schnelle kaum verbessern können, er kann jedoch die rätselhaften Fehler, das naive Abwehrverhalten ausmerzen. Wie seine Mannschaft gegen Nicaragua zu Hause in Kingston 0:3 in Rückstand geraten konnte, ist nach wie vor unerklärlich.

(sid)
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