Trotz anhaltender Kritik Katar setzt WM-Vorbereitung ungehindert fort

Frankfurt/Main · Trotz der weltweiten Kritik schreiten die Vorbereitungen für die Fußball-WM 2022 in Katar ungehindert voran. Die Skandal-Untersuchung des Weltverbandes Fifa wegen Korruption und Betrug, deren Abschluss nicht abzusehen ist, stört in dem finanziell übermächtigen Wüstenemirat nicht weiter - angesichts der einflussreichen Unterstützer ist das kein Wunder.

"Wir, das Königreich von Saudi-Arabien, stehen hinter Katar und unterstützen vollends dessen Recht, die WM auszurichten", sagte der saudische Prinz Abdullah bin Musa'ad bin Abdul Aziz am Rande der Design-Präsentation des Khalifa-Stadions: "Ich bin überzeugt, dass Katar der Welt unsere Kultur und unsere Traditionen näherbringt und den Fußball in der ganzen Region vorantreibt."

Die feierliche Zeremonie während eines Dinners am Montagabend in Riad glich einer Machtdemonstration. Die Fifa, deren Ethikkommission vor Weihnachten zu keinem Ergebnis kommen dürfte, darf das als Warnung verstehen. Auch der Generalsekretär des Kooperationsrates der Arabischen Staaten des Golfes (GCC), Abdullatif Al Zayan, sprach von "Stolz - nicht nur für die Golfregion, sondern für alle arabischen Länder". Die WM-Ausrichtung sei das "legitime Recht dieser Region".

Schon jetzt ist klar: Sollte die Fifa auch nur versuchen, Katar die Endrunde in acht Jahren aufgrund von Erkenntnissen einer internen Ermittlung zu entziehen, droht der Fußballwelt ein juristisches Erdbeben. Wehren würde sich nicht nur das Emirat, sondern die ganze Golfregion.

"Was ist, wenn wir wissen, dass zwei Stimmen gekauft worden sind? Reicht das eigentlich? Man könnte sagen: Ja. Wenn zwei, dann können auch mehr gekauft worden sein. Deshalb gehen wir zurück und vergeben neu, das könnte man machen", sagte der Anti-Korruptions-Experte und frühere Fifa-Ethiker Mark Pieth (Schweiz) im "Inside Report" bei Sky. Dann aber könne "Katar sagen, das war nicht kausal, bitte ihr müsst die Kosten, die anfallen, bezahlen. Und das ist eigentlich der Elefant, der im Raum steht: Wer bezahlt die Milliardenkosten, die bereits angefallen sind?"

Angeblich will Katar bis zum Anpfiff annähernd 200 Milliarden (!) Dollar in die Hand nehmen. Auch deutsche Unternehmen profitieren von dem Bau-Boom am Persischen Golf, durch den Katar allerdings schon lange vor dem vermeintlich falsch ausgewerteten Abschlussbericht des Fifa-Chefermittlers Michael Garcia (USA) in die Kritik geraten war. Amnesty International und Human Rights Watch sprachen immer wieder von Verstößen gegen das Menschenrecht, Berichte über Hunderte tote Gastarbeiter aus Indien und Nepal schockierten die Weltöffentlichkeit.

Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), kritisierte "diese Unruhe" seit der doppelten Vergabe an Russland 2018 und Katar am 2. Dezember 2010. "Man hat ein Gemisch von Vermutungen, Verdachtsmomenten, Beschuldigungen und Spekulationen. Und keiner blickt mehr richtig durch", sagte der 63-Jährige im Audi Star Talk: "Man hatte gehofft, durch den Bericht der Ethikkommission für Klarheit zu sorgen. Stattdessen ist neue Unsicherheit entstanden."

Das Schlimmste sei, "dass man gar nicht so richtig erkennt, wie das Ganze beendet werden kann. Dass endlich mal klipp und klar gesagt wird, das ist die Entscheidung, die Entscheidung pro Katar 2022 war sauber oder sie war nicht sauber. Aktuell ist eine Situation, die uns alle sehr belastet und auch nervt. Das gebe ich ganz offen zu", sagte er.

Während in Katar geht die Show trotzdem weitergeht, drängt in Europa die Terminfrage wieder in den Vordergrund. Die europäische Klub-Vereinigung ECA sowie der Verband der europäischen Profiligen (EPFL) wollen sich erneut für Mai 2022 einsetzen. "Der Mai-Vorschlag soll dann auf dem nächsten Treffen der Task Force im Januar oder Februar 2015 der Fifa unterbreitet werden", sagte ECA-Manager Marc Schmidgall der Sport Bild (Mittwochsausgabe).

Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke sagte allerdings zuletzt: "Wir kommen einer Eingrenzung auf zwei Optionen näher - Januar/Februar 2022 oder November/Dezember 2022 - aber die Fifa wurde auch gebeten, den Mai 2022 in Erwägung zu ziehen."

(sid)
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