1. FSV Mainz 05 Bojan Krkic — im langen Schatten von Messi

Mainz · Der Wechsel zum FSV Mainz 05 war in den Augen von Bojan Krkic kein Abstieg. Auf der deutlich kleineren Fußball-Bühne will sich der Spanier (wieder einmal) neu beweisen.

Bojan Krkic trainiert erstmal mit dem FSV Mainz 05
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Bojan Krkic trainiert erstmal mit Mainz

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Foto: dpa, twa wok

Der lange Schatten des fünfmaligen Weltfußballers verfolgt Bojan Krkic bis in die rheinhessische Provinz. Am Tag seiner Vorstellung beim Bundesligisten FSV Mainz 05 schlenderte der 26-jährige Spanier durch die Lobby seines Hotels und sah zufällig "eine deutsche Zeitung mit meinem Bild und der Zeile Messi", sagte der Winter-Neuzugang der Bild-Zeitung: "Ich habe zwar nichts verstanden, konnte mir aber denken, um was es geht."

Der Vergleich mit dem großen Lionel Messi begleitet Krkic seit er im Alter von neun Jahren in der legendären Jugend-Akademie des FC Barcelona aufgenommen wurde. Sein Talent weckte eine enorme Erwartungshaltung, der Werdegang zum Superstar schien vorgezeichnet. "Ich kann es nicht ändern. Ich kann dafür nichts. Auch in Barcelona habe ich immer nur 'Messi, Messi, Messi' gehört", sagte Krkic: "Damit muss ich leben."

Nur verlief die Karriere des 1,70 Meter kleinen Flügelstürmers anders, als viele gedacht hatten. Zwar brach er in Barcelona Rekorde - mit 17 Jahren erzielte er seinen ersten Treffer im Profiteam, mit 20 hatte er bereits 100 Spiele absolviert. Doch an Messi ragte der Sohn eines serbischen Vaters und einer katalanischen Mutter nie heran. Seit Ende Januar spielt er beim FSV, ausgeliehen von Stoke City aus England.

"Ob der Verein bekannt ist, spielt auf dem Platz keine Rolle. Wichtig ist die Aktualität und nicht die Historie des Vereins", sagte Krkic: "Als ich zu Stoke gewechselt bin, hat mich auch jeder gefragt, wie ich mir das nur antun kann, zu so einem Klub zu wechseln, den keiner kennt. Aber das war genauso wenig wie der Wechsel nach Mainz für mich ein Abstieg."

Eine Tendenz lässt sich dennoch erkennen. Erst Barcelona, dann AS Rom und AC Mailand in Italien, schließlich Ajax Amsterdam (Niederlande), Stoke und Mainz. Krkic versuchte oft, sich zu beweisen. Klappte das nicht, wurde der Name des Arbeitgebers eine Nummer kleiner.

"Ich sehe meine Karriere als eine sehr positive Erfahrung für mich. Für mich ist es ein Privileg, einer von nur wenigen Spielern zu sein, die in den vier Top-Ligen Europas, in Spanien, Italien, England und Deutschland, und bei einem Traditionsverein wie Ajax Amsterdam gespielt haben", sagte er: "Ich habe vier Jahre mit den besten Spielern der Welt zusammen trainiert und gespielt. Dann habe ich gemerkt: Um erwachsen zu werden, muss ich selbst Verantwortung übernehmen und aus dem Mikrokosmos Barcelona ausbrechen."

Sein Herz habe ihm gesagt: "Bleib bei Barca!" - aber der Kopf "hat mich nicht in Ruhe gelassen", sagte Krkic: "Ich wollte irgendwann einfach raus aus der Komfortzone Barcelona und was anderes erleben. Man wächst ja auch mit seinen Aufgaben." In Mainz sind das andere als in Barcelona oder Mailand.

(sid)
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