Schmidt als Trainer vorgestellt Früherer DTM-Mechaniker will bei Mainz Feuer reinbringen

Am Faschingsdienstag war für Kasper Hjulmand schon Aschermittwoch: Der kriselnde FSV Mainz 05 hat nach nur acht Monaten das Experiment mit dem Bundesliga-Novizen wie erwartet beendet und den dänischen Coach ausgerechnet in der närrischen Zeit entlassen.

Das ist Martin Schmidt
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Foto: dpa, tfr gfh hpl

Hjulmands Nachfolger Martin Schmidt machte nur wenige Stunden später deutlich, dass im Kampf um den Klassenerhalt Emotionen der Schlüssel zum Erfolg sein sollen. "Ich will Leidenschaft und Feuer reinbringen. Wir müssen die Zügel loslassen auf dem Platz und nach vorne marschieren", sagte der 47-jährige Schmidt bei seiner Vorstellung und fügte kämpferisch an: "Wir wollen dem Gegner wehtun und Vollgas geben. Dafür stehe ich."

Die heisere Stimme des ehemaligen Extrem-Skifahrers ließ erahnen, dass es künftig laut zugehen wird beim selbsternannten Karnevalsverein. "Ich lebe die Mainzer Philosophie. Es ist immer die Leidenschaft, die mich treibt."

Der gelernte KFZ-Mechaniker Schmidt, der bislang Trainer der Mainzer U23-Mannschaft war und sich von Jürgen Klopp und Thomas Tuchel inspirieren ließ, wird am Samstag im Rhein-Main-Derby gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr/Live-Ticker) seine Feuertaufe als Bundesliga-Trainer feiern. Seine Präsentation wurde am Dienstagmittag von elf Kamerateams und 35 Journalisten begleitet. Schmidt hatte zuvor erstmals das Training der Profis geleitet.

FSV-Manager Christian Heidel hatte die Trennung von Hjulmand mit der derzeit brenzligen Situation begründet. Die Rheinhessen sind vor dem 22. Spieltag nur noch einen Punkt von einem direkten Abstiegsplatz entfernt. "Wir brauchen viel Emotionen. Jetzt sind andere Dinge gefordert als zuvor", sagte Heidel, dem Hjulmand wohl zu introvertiert war: "Kasper ist ein überragender Trainer. Aber wir haben uns gefragt, ist er der richtige Trainer, wenn es ums Thema Klassenerhalt geht."

Martin Schmidt leitet erstes Training beim FSV Mainz 05
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Schmidt leitet erstes Training in Mainz

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In den letzten 13 Partien hatte Mainz lediglich einmal gewonnen (5:0 gegen den SC Paderborn/31. Januar 2015). Insgesamt hat der FSV in 21 Ligaspielen nur vier Dreier geholt. Bereits am trainingsfreien Montag war durchgesickert, dass Hjulmand die Talfahrt des Klubs zum Verhängnis werden würde. Einige Medien hatten bereits mit 24 Stunden Vorlauf von der bevorstehenden Entlassung am Dienstag berichtet.

Das Vertrauen in Hjulmand, der im vergangenen Sommer zu seiner ersten Trainerstation außerhalb Dänemarks angetreten war, war zusehends geschwunden. Nach der 2:4-Niederlage bei Borussia Dortmund am vergangenen Freitag hatte sich Heidel nicht mehr öffentlich zum Trainer geäußert.

Schon zuvor hatte Heidel den Druck auf seinen ehemaligen Wunschcoach empfindlich erhöht und gesagt: "Mit der Qualität, die wir im Kader haben, darfst du nicht absteigen." Hinter vorgehaltener Hand war kritisiert worden, dass Hjulmand mehr auf Ballbesitz setzte und nicht auf spektakulären Tempo-Fußball.

Zudem galt er einigen Kritikern als zu brav und zurückhaltend. Ganz anders eben als sein Vorgänger Tuchel, der den Klub in der vergangenen Saison noch auf Platz sieben und auf die europäische Bühne geführt hatte.

Erste Kritik an Hjulmand war bereits aufgekommen, nachdem der FSV gleich zu Beginn der Saison in der Europa-League-Qualifikation und im DFB-Pokal gescheitert war. Allerdings hatten sich die Wogen wieder geglättet, als Mainz mit acht Bundesligaspielen ohne Niederlage in die Spielzeit gestartet war. Heidel: "Aber seit Herbst sind wir nicht mehr aus der Negativ-Spirale herausgekommen."

Die tollen Tage stehen in Mainz immer unter besonderen Zeichen: 2001 hatte Heidel am Rosenmontag den damaligen Profi Jürgen Klopp völlig überraschend zum Trainer befördert - und damit eine seiner wohl besten und wegweisendsten Entscheidungen getroffen.

(sid)
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