Neuer als fairer Verlierer Messis Outfit und die Weltauswahl ernten Spott

Zürich · Modesünde oder extravagantes Outfit - bei Lionel Messis bordeauxfarbenen Anzug auf der Gala zum Weltfußballer des Jahres am Montag in Zürich gingen die Meinungen weit auseinander. Ob bei dem feinen Zwirn tatsächlich die Adventsdekoration zusammengenäht wurde, wie auf Twitter gespottet wurde, ist nicht geklärt.

 Lionel Messi mit seiner Freundin, dem Modell Antonella Roccuzzo.

Lionel Messi mit seiner Freundin, dem Modell Antonella Roccuzzo.

Foto: dpa, pbk mr

Sicher ist aber, dass der argentinische Star von seinem Ausstatter Dolce & Gabbana fürstlich entlohnt wurde. Laut der Zeitung "El Mundo Deportivo" soll Messi eine Million Euro für seinen Auftritt bekommen haben. Unklar ist auch der Hintergrund von Cristiano Ronaldos Brunftschrei nach dem Erhalt des Goldenen Balles.

Fußball-England rätselt indes über die Zusammensetzung der Weltauswahl und die Stimmabgabe von Teammanager Roy Hodgson. Mit einem Wortspiel ("Fifa Luiz-ing their marbles! - Fifa verliert den Verstand") kommentiert die "Sun" die Nominierung von Brasiliens Abwehrspieler David Luiz in die Top-Elf des Jahres. Schließlich hatte sich der teuerste Verteidiger der Welt bei Brasiliens 1:7 gegen Deutschland ziemlich desorientiert gezeigt.

Hodgson wurde indes für seine Abstimmung bei Twitter als "Clown" beschimpft. Auch der frühere Stürmerstar Gary Lineker rätselte über die Nominierung des englischen Auswahltrainers. "Roy Hodgson hat gewählt: 1. Mascherano, 2. Lahm, 3. Neuer. Man muss diesen Humor lieben", schrieb Lineker auf Twitter.

Neuer: Ein besonderer Abend

Neuer bestieg am Dienstagmorgen etwas übermüdet den Flieger nach Katar ins Trainingslager - von Katerstimmung war trotz des verpassten Triumphs aber keine Spur. "Das war wirklich ein besonderer Abend. Wir haben hier so viel abgeräumt - die Wahl zum Weltfußballer wäre vielleicht auch ein bisschen zu viel gewesen", sagte der Weltmeister von Bayern München. Es blieb die einzige Auszeichnung des Weltverbandes Fifa, die nicht nach Deutschland ging.

Manuel Neuer: "Schlappe für alle Torhüter" - Pressestimmen
37 Bilder

Pressestimmen zu Ronaldos Sieg und Neuers dritten Platz

37 Bilder
Foto: qvist /Shutterstock.com

Bundestrainer Joachim Löw und Ralf Kellermann von den Frauen des VfL Wolfsburg sind die besten Trainer des Welt, Nadine Keßler ist Weltfußballerin, die Weltauswahl ist gespickt mit drei "Helden von Rio" - mehr geht nicht, weil am neuen und alten Weltfußballer Cristiano Ronaldo und Lionel Messi kein Vorbeikommen zu sein scheint.

"Das sind zwei herausragende Fußballer", sagte Löw, der - bevor er am Abend mit "einem Glas Rotwein" zumindest ein bisschen feierte - dennoch ein wenig "enttäuscht" war: "Wir hätten Manuel schon gerne da oben gesehen."

Der 28-Jährige wurde trotz des WM-Titels nur Dritter der "Ballon-d'Or"-Gala - allerdings dritter Sieger. "Ich wusste von vornherein, dass es schwer wird", sagte Neuer, der gar keine Rede vorbereitet hatte: "Wenn man sich ein Fußballspiel anschaut, ist das erste, was man fragt: Wer hat die Tore gemacht - und nicht, wie der Torwart gehalten hat. Das wird auch immer so bleiben."

Beckenbauer: Das ist ungerecht

Seit sieben Jahren reist immer ein Herausforderer zur großen Fifa-Gala in die Schweiz, auch Neuers Vorgänger Oliver Kahn war schon mal da. "Ich empfinde es als ungerecht. Scheinbar zählen bei dieser Wahl Erfolge nicht, sondern mehr das Auftreten", mäkelte Kaiser Franz Beckenbauer bei Sky. Am Ende gewinnt immer einer der "großen Zwei" - Ronaldo hat drei Trophäen auf dem Kaminsims stehen, Messi ist ihm noch einen Goldenen Ball voraus.

"Die beiden haben in den letzten Jahren so eine Marke aufgebaut - da ist es schwer", sagte Neuer, der im Gegensatz zu Franck Ribery im vergangenen Jahr aber als Verlierer glänzte: "Ich bin ja Sportler und habe trotzdem eine Auszeichnung bekommen - als Torwart in der Weltauswahl."

In der steht auch sein Münchner Teamkollege Robben, der am Montagabend grinsend durch das Kongresshaus lief. Und seinen Torwart in den Himmel lobte: "Er kein Verlierer, sondern ein großer, großer Gewinner. Die WM ist ihm viel mehr wert - er ist der beste Torhüter der Welt." Auch Welt-Abwehrspieler Philipp Lahm meinte: "Das darf man nicht so schlimm sehen."

Das sah auch Weltfußballer Ronaldo so ("Er hätte es auch verdient gehabt"), der aber bei seiner Dankesrede mal wieder alle Bescheidenheit ablegte. "Ich möchte als Bester in die Geschichte des Fußballs eingehen, und ich bin auf dem richtigen Weg", sagte der Champions-League-Sieger von Real Madrid - und ließ einen eigenartigen Urschrei folgen. Es war der Schlusspunkt einer in mehrfacher Hinsicht besonderen Gala.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort