Ex-Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack: Vorerst lieber TV-Experte als Trainer

Köln · Michael Ballack, langjähriger Kapitän der Nationalmannschaft, spricht im Interview über seine Zukunft als TV-Experte und Trainer sowie über die Situation der Nationalmannschaft und seines Ex-Klubs Bayern München.

Ballacks Abschied von der Fußball-Bühne
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Der Nationalmannschaft prophezeit Michael Ballack neue und hilfreiche "Grabenkämpfe", ein Engagement als TV-Experte in Deutschland ist für ihn durchaus denkbar, eine mögliche Karriere als Trainer hat er dagegen zunächst auf Eis gelegt: Im Interview hat der 38-Jährige über seine Zukunft und die des deutschen Fußballs gesprochen.

"Warum nicht", antwortete Ballack auf die Frage, ob er sich ein deutsches TV-Engagement nach Vorbild seiner früheren Klub- und Nationalmannschaftskollegen Mehmet Scholl (ARD) und Oliver Kahn (ZDF) vorstellen könne. "Aber die beiden machen ihre Sache sehr gut", ergänzte Ballack, der seit 2012 in den USA als TV-Experte für den Sender ESPN arbeitet: "Ich bin aktuell nicht auf der Suche. Ich schaue natürlich nach rechts und links und beschäftige mich mit vielen Sachen. Und wenn interessante Anfragen kommen, schaue ich mir diese mit Respekt und in Ruhe an."

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Mit einer Trainer-Karriere will sich der 98-malige Nationalspieler, der dies seit dem Karriere-Ende vor drei Jahren durchaus als Option erachtet hat, aber "bewusst noch etwas Zeit" lassen: "Wenn ich damit anfange, möchte ich das auch mit Herzblut machen." Wann dieser Moment gekommen ist, sei aber im Moment noch nicht absehbar. "Das kann jederzeit passieren. Aber das heißt nicht zwangsläufig, dass es irgendwann passiert", äußerte Ballack: "Im Moment gibt es noch nichts Handfestes in diese Richtung. Ich widme mich erst einmal anderen Dingen, und dann kommt das vielleicht irgendwann. Oder auch nicht." Als "Coach" in anderer Hinsicht wird Ballack am 6. Juni in Berlin fungieren. Vor dem Champions-League-Finale zwischen dem FC Barcelona und Juventus Turin wird der Mastercard-Markenbotschafter als Trainer der Einlaufkinder fungieren.

Der Nationalmannschaft prophezeit Ballack, der 2010 nach einer Verletzung unter wenig kollegialen Umständen von Philipp Lahm als Kapitän ersetzt wurde, auf dem Weg zu einer neuen Hierarchie noch einige Machtgerangel. Die nach dem WM-Triumph zurückgetretenen Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker müssten "vor allem als Persönlichkeiten ersetzt werden", betonte er: "Da müssen neue Spieler erst reinwachsen, und das braucht natürlich ein bisschen Zeit. Dabei gehen hin und wieder ein paar Prozent verloren und es gibt neue Grabenkämpfe. Die gesund sind für die Mannschaft, und die die Mannschaft auch braucht, um nächstes Jahr wieder das große Ziel im Auge zu behalten. Die Qualität dafür ist da."

Dass die Nationalmannschaft nach dem WM-Titel einige Probleme hatte, bezeichnete Ballack als "völlig normal", Sorgen um das Ticket für die EM 2016 macht er sich aber "überhaupt nicht. Die Gruppe ist unbequem, eine Qualifikation ist manchmal mit Höhen und Tiefen verbunden. Aber da muss man einfach durch".

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Foto: dpa, hm

Gleiches gelte für Pep Guardiola, den der frühere Münchner Ballack (2002 bis 2006) weiterhin als "den Richtigen für den FC Bayern" betrachtet. Die Kritik an den Bayern nach den Halbfinal-Niederlagen im DFB-Pokal und der Champions League bezeichnete er als "Jammern auf hohem Niveau. Man sollte einfach die Kirche im Dorf lassen. Die Voraussetzungen für die Bayern sind auf Jahre hinweg hervorragend".

Den scheidenden Dortmunder Trainer Jürgen Klopp erwartet Ballack, der von 2006 bis 2010 auch für den FC Chelsea spielte, in absehbarer Zeit in England: "Es gibt mehrere Zeichen, die dafür sprechen." Dass die Premier League in dieser Saison keinen Halbfinal-Teilnehmer in beiden Europacups stellte, war für den früheren Lauterer und Leverkusener aber kein Zufall. "Ich hoffe, dass es nur ein Momentum ist", meinte er: "Aber ich denke schon, dass dieses Ergebnis den aktuellen Zustand widerspiegelt."

(sid)
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