MSV Duisburg Die Uhr tickt im Überlebenskampf

Duisburg · Die Zeit, den MSV vor der Insolvenz zu retten, wird immer knapper. Noch hat der Verein das fehlende Geld nicht zusammen. Überdies bestätigte sich bei Antonio da Silva der Verdacht auf Muskelfaserriss.

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Antonio da Silvas Gesicht verriet nach dem Abpfiff in Hamburg nichts Gutes. Mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelte er nach der 1:4-Niederlage Richtung Kabine. Gestern dann hatte Trainer Kosta Runjaic Gewissheit. Der erste Verdacht bestätigte sich: Der Brasilianer zog sich im Spiel beim FC St. Pauli einen Muskelfaserriss zu und fällt voraussichtlich mehrere Wochen aus.

Damit fehlt der 34-Jährige morgen im Heimspiel gegen Union Berlin (17.30 Uhr, Schauinsland-Reisen-Arena) ebenso wie der gesperrte Zvonko Pamic, der am Sonntag die Gelb-Rote Karte sah. Zu früh kommt die Partie auch für Goran Sukalo, im Fall von Branimir Bajic, der gestern nur individuell trainierte, versucht die medizinische Abteilung dagegen alles, den Kapitän fit zu bekommen. Der Einsatz des Abwehrspielers ist zumindest mit einem Fragezeichen versehen.

Seinen Platz in der Innenverteidigung würde im Falle eines weiteren Ausfalls aller Voraussicht nach Dustin Bomheuer einnehmen. Julian Koch könnte dann ins defensive Mittelfeld vorrücken, der versprach, dass die Mannschaft trotz der angespannten Personallage morgen "Vollgas" gibt. "Das wird sicher nicht einfach", sagte Sportdirektor Ivo Grlic gestern, "aber sich zu ergeben, wird das Letzte sein, was wir tun."

Das gilt dieser Tage auch für den Kampf der Klub-Verantwortlichen gegen die drohende Insolvenz. Die Wirtschaftsprüfer verlangen zeitnah Belege, die die Liquidität des Vereins nachweisen. Nur dann erhält der MSV Duisburg das für die Lizenzierung notwendige Testat.

Derzeit prüft die Deutsche Fußball-Liga im sogenannten Nachlizenzierungsverfahren die Etats der Profivereine. Der MSV hat es im ersten Anlauf versäumt, die entsprechende Bilanz zum 30. Juni vorzulegen. Das ahndet die DFL mit einer Geldstrafe von 10 000 Euro.

Die Frist in der zweiten Runde endet Ende diesen Monats. Sollte der MSV bis 1. Dezember das fehlende Testat der Zahlungsfähigkeit nicht eingereicht haben, gibt es eine Strafe in Höhe von 100 000 Euro. Klappt das Nachreichen des Papiers auch nicht bis zum 15. Dezember, werden Duisburg zwei Punkte abgezogen. Aussichten, die es unbedingt zu vermeiden gilt. Geschäftsführer Roland Kentsch wies allerdings darauf hin, dass es in punkto Verteilung der Strafen einen Ermessensspielraum der DFL gibt. Heißt: Auch bei Fristen gibt es Spielräume.

Überdies gebe es keinen "Tag X", bis zu dem der Klub die Millionen haben muss. Auch die kolportierten 2,3 Millionen, die im Raum standen und die bis Donnerstag beschafft werden müssen, wollte offiziell ebenso niemand bestätigen wie der drohende Verzug der Spielergehälter.

Fakt ist: Die Zeit wird immer knapper. Auf dem Spiel stehen nicht nur die Existenz des MSV als Profiverein, sondern auch zahlreiche Jobs, die im Insolvenzfall wegfallen. Seit Tagen sind die Funktionäre auf der Suche nach finanzkräftiger Unterstützung. Das Loch ist derzeit aber noch nicht gestopft. Längst wird auch über Spielerverkäufe diskutiert. Einen großen Teil der fehlenden Summe hat der Klub aber zusammen — allerdings unter dem Vorbehalt, dass viele Zusagen auf der Basis getroffen wurden, dass dieses Geld nur fließt, wenn alle anderen Geldgeber auch zahlen und damit die Rettung gelingen würde. Darunter soll auch ein Sponsor sein, der zusagte, Anteile am Stadion zu kaufen. Insider bezeichnen das als "ein Modell, das diskutiert wurde".

Am Wochenende hat es überdies ein Gespräch mit Oberbürgermeister Sören Link gegeben, der seine Bereitschaft zur Hilfe zugesagt hat. Noch immer gibt es aber auch Menschen, die der verpassten Rettungs-chance durch Walter Hellmich nachtrauern. Der Ex-Chef wollte den klammen Verein vor dem wirtschaftlichen Aus bewahren, hatte aber Strukturänderungen innerhalb des Klubs gefordert. Sein Hilfsangebot stieß jedoch auf breite Ablehnung und endete damit, dass Hellmich — auch in Folge von Anfeindungen gegen seine Person — sein Angebot zurückzog.

Derweil haben die Fans auf Facebook die Aktion "Retter aus Leidenschaft" ins Leben gerufen. Mit einer "Retter-Party" am Freitag, 14. Dezember, in der Alten Feuerwache in Hochfeld wollen sie überdies ihren Teil dazu beitragen.

(RP/rl)
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