MSV Duisburg MSV Duisburg gewinnt Elfmeter-Krimi — Krawalle überschatten Sieg

Essen · Das Fußballfest in Essen ist um haaresbreite an einem handfesten Skandal vorbeigeschrammt. Nur dank mehrerer Hundertschaften Polizei im Innenraum des Stadions an der Hafenstraße konnte das Halbfinale des Niederrheinpokals zwischen Rot-Weiss Essen und dem MSV Duisburg zu Ende gebracht werden.

Fan-Krawalle: Pokalspiel zwischen RWE und MSV unterbrochen
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Foto: Christoph Reichwein

Der gastgebende Regionalligist unterlag dem Drittligisten aus Meiderich mit 4:1 (0:0,1:1) nach Elfmeterschießen. Dabei waren die Gastgeber in der 95. Minute durch Alexander Langlitz in Führung gegangen, nachdem zuvor der Essener Max Dombrowka (90.) Pech bei einem Pfostenschuss hatte. Der MSV glich in der 106. Minute durch de Witt aus. Damit haben die Duisburger das Endspiel erreicht, in dem sie gegen den Sieger der Partie Jahn Hiesfeld/KFC Uerdingen um den Einzug in den DFB-Pokal kämpfen.

Der Tag hatte zunächst friedlich begonnen. Mehr als 20.000 Zuschauer an der Essener Hafenstraße sahen von Beginn an eine muntere Partie. Schon in Minute zwei kam der MSV nach einer Einwurf-Flanke von Phil Ofosu-Ayeh durch Onuegbu zu seinem ersten Torabschluss. Die Zebras waren zwar von Beginn an engagiert bei der Sache, hatten aber Schwierigkeiten sich bis zum Essener Strafraum durchzuspielen. Für das erste echte Ausrufezeichen der Partie sorgten jedoch die Rot-Weissen aus Essen. Nach etwa zehn Spielminuten kam Marcel Platzek im 16-Meter-Raum frei zum Kopfball, scheiterte jedoch am gut stehenden Michael Ratajczak. Rot-Weiss kämpfte sich in der Folgezeit in die Partie und egalisierte den Klassenunterschied beinahe vollständig. Was dem Regionalligisten an technischer Klasse fehlte, glichen die Akteure um Trainer Marc Fascher durch aufopfernden Einsatz aus.

Nach 22 Minuten war es wieder ein Essener Spieler, der für Torgefahr sorgte. Kevin Grund scheiterte mit einem Flachschuss aus gut 30 Metern am glänzend aufgelegten Duisburger Schlussmann. Es gelang Rot-Weiss auch im weiteren Verlauf immer wieder Ratajczak und die Zebra-Abwehr in arge Bedrängnis zu bringen (26. Flachschuss Grund). Die Zebras brauchten bis zur 34. Spielminute um das nächste Mal gefährlich vor RWE-Schlussmann Daniel Schwabke aufzutauchen. Nach einer misslungen Ecke und einem schnellen Gegenstoß durch Ofosu-Ayeh scheiterte Mittelfeldmann Pierre de Wit mit einem Heber, den er über das Tor setzte. Fünf Minuten später rauschte Bajic nach einem Freistoß nur knapp an der 1:0-Führung vorbei. Insgesamt zeigte aber RWE in Hälfte eins die viel klarere Spielanlage. So ging es mit einem am Ende leistungsgerechten 0:0-Unentschieden in die Halbzeitpause.

Nach dem Seitenwechsel waren die Zebras darum bemüht, das Spiel in die Breite zu ziehen, wodurch sich in der Rückwärtsbewegung Räume ergaben. Essen nutze das geschickt aus. In der 49 Minute kam RWE durch Marcel Platzek zur ersten Möglichkeit des zweiten Durchgangs. Im Gegenzug scheiterte Nikolas Ledgerwood nach einer Flachen Freistoß-Hereingabe am rutschigen Geläuf. In der ersten Halbzeit schon eine ansehnliche Partie, entwickelte sich das Spiel in Hälfte zwei zu einem packenden Pokalduell. In der 58. Minute kam Onuegbu zur bis dahin besten Chance des Spiels. Nach einem Stellungsfehler in der Essener Abwehr fand sich der "King" plötzlich alleine vor Daniel Schwabke wieder, scheiterte aber am RWE-Schlussmann. Der MSV kam sehr ambitioniert aus der Kabine und hatte es sich offensichtlich zum Ziel gesetzt, das Match in die Hand zu nehmen. Bis zur 75. Spielminute tat sich dann aber nicht mehr viel.

Dann kam es zum großen Eklat. Rund 400 Essener Fans versuchten vermummt auf das Spielfeld zu gelangen und Schiedsrichter Winkmann musste die Partie zum zweiten Mal an diesem Abend unterbrechen. Einzig dem schnellen Einschreiten der Bereitschaftspolizei ist es zu verdanken, dass die Situation nicht noch weiter eskalierte. Mehrere hundert Einsatzkräfte in voller Ausrüstung marschierten auf dem Spielfeld auf. Auch rund um das Stadion war es zu einigen unruhen gekommen. Hooligangruppen aus der gesamten Republik (Gladbach, Frankfurt, Dortmund Bremen) hatten sich auf den Weg an die Essener Hafenstraße gemacht um zu randalieren.

"Chaoten nutzen die Bühne, um auf sich aufmerksam zu machen. Das wollen wir alle nicht sehen", sagte Ralf Jäger, Innenminister von Nordrhein-Westfalen. Bernhard Dietz war gar fassungslos angesichts dessen, was er auf dem Rasen sah: "Das ist ein ganz, ganz trauriger Abend für den Fußball." Nach einer halbstündigen Unterbrechung wurde das Spiel doch noch fortgesetzt.

(areh)
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