MSV Duisburg MSV vergibt leichtfertig seine Chancen

Duisburg · Bei den Stuttgarter Kickers gibt es erstmals seit vier Ligaspielen wieder Gegentore: Das Spiel geht 0:2 verloren.

 MSV-Trainer Karsten Baumann hadert mit den vergebenen Chancen.

MSV-Trainer Karsten Baumann hadert mit den vergebenen Chancen.

Foto: Thomas Wieck (3)

Der MSV Duisburg ließ das zweite heiße Eisen für die Teilnahme am DFB-Pokal am Samstag ein gehöriges Stück vom Rost rutschen. Durch das 0:2 (0:1) bei den von Horst Steffen tadellos geführten Stuttgarter Kickers rutschten die Zebras auf Rang sieben in der Tabelle und ließen den Konkurrenten aus Osnabrück auf drei Punkte davoneilen. Immerhin, der Schaden lässt sich sehr prompt reparieren, denn bereits am nächsten Samstag schaut der VfL in Duisburg vorbei.

Trainer Karsten Baumann machte nach dem Spiel ohnehin nicht den Eindruck, als habe er den lukrativen vierten Rang extrem hoch auf der Tagesordnung. Auf die Frage, ob die Niederlage ein Rückschlag auf diesem Weg in die erste Runde des Pokals sei, bekannte der Coach: Er habe die Ergebnisse der Konkurrenz noch nicht mitbekommen. Er sei doch noch sehr mit der aktuellen Niederlage beschäftigt. Ansonsten sagte er zum Thema das, was Fußball-Lehrer so im Stehsatz haben: So viele Spiele wie möglich gewinnen und dann schauen, wo man landet.

Was als Strategie für den Schlussspurt im Allgemeinen gilt, hatte in gewisser Weise auch für die Partie an der frühjahrsgrünen Waldau in Degerloch seine Gültigkeit. Die Meidericher taten, was sie konnten, um zu gewinnen und schauten dann, wo sie landeten: auf dem Boden der Tatsachen, mit zwei Gegentoren nach zuletzt vier Spielen, ohne dass Keeper Michael Ratajczak eine Kugel aus dem Netz angeln musste.

"Viele Chancen liegen lassen"

Freilich, die Gründe für das verlorene Spiel muss man nicht in erster Linie bei der Defensive suchen, auch wenn sich zunächst Maximilian Güll und dann Markus Bollmann bei der Situation vor dem von Enzo Marchese verwandelten Elfmeter (32. Minute) nicht geschickt anstellten. Der schnelle Randy Edwini-Bonsu stürzte am Ende der Fehlerkette im Strafraum. Schiedsrichter Dietz zeigte auf Punkt. Fortan lief der MSV hinterher. Den Rückstand nannte Bollmann "blöd", befand aber, dass man in der zweiten Halbzeit besser ins Spiel gefunden habe. Schadensregulierung war kein Ding der Unmöglichkeit. "Da haben wir viele Chancen liegen lassen", sagte Kevin Wolze, der nach einem Pferdekuss am Oberschenkel in der Schlussphase fehlte.

Dieses "liegen lassen" war entscheidend: Der MSV löste in der Offensive bei den Kickers bestenfalls die Alarmstufe Rosa aus. Der Gast, mit mehr Ballbesitz und einiger Stabilität vor der eigenen Abwehr unterwegs, kam zu seinen Chancen. Aber sie wurden leichtfertig vergeben. Patrick Zoundi (41.), von Wolze sehr klug freigespielt, schoss bei einem Solo den Kickers-Ersatz-Keeper Mark-Patrick Redl an. In Halbzeit zwei scheiterte erst Wolze (56.) an Redl, dann setzte Gerrit Wegkamp den Abpraller über das inzwischen sehr groß gewordene Tor. Pierre De Wit (76.) schoss einen Freistoß an die Latte. Redl hatte da wieder seine Finger im Spiel. Kingsley Onuegbu (78.) köpfte den Ball nach einer Ecke über den Balken.

Eine von diesen Möglichkeiten darf man durchaus machen, doch so jubelten die Hausherren, die als Überfallkommando auftraten, über einen trocken und entscheidenden Schuss ins rechte Dreieck zum 2:0 von Sandrino Braun (83.). Dass die Zebras auch danach den Weg nach vorn suchten, nannte Baumann "aller Ehren wert". Und dass trotz des Pokalkampfes vom Dienstag in Essen, der Kraft gekostet habe.

Der Coach hatte dem an der Hafenstraße betriebenen Aufwand Tribut gezollt. Christian Eichner fehlte nach seiner schweren Knieverletzung beim RWE-Spiel, er wurde inzwischen erfolgreich von Dr. Andree Ellermann operiert, fällt aber bis Saisonende aus. Für ihn verteidigte Güll links. Zudem hatte Baumann rotiert: Tanju Öztürk auf der Sechs, Pierre De Wit im offensiven Mittelfeld und Onuegbu in der Spitze fehlten. Der Trainer hatte einen Substanzverlust festgestellt. Nach der Pause und dem Rückstand hob er zumindest für Onuegbu und De Wit die Schonzeit auf. Danach kickte der MSV in der Tat druckvoller, allerdings in keiner Weise erfolgreicher. In der Tabelle musste man die Kickers nun an sich vorbeiziehen lassen. Horst Steffen, der Ex-Trainer des MSV II, freute sich über "den Sieg und den Sonnenschein". Baumann fröstelte es derweil leicht im Schatten der Niederlage.

(kew)
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