MSV Duisburg Pokalabend hinterlässt Fragezeichen

Duisburg · Nach den Ausschreitungen im Niederrheinpokal-Halbfinale zwischen dem MSV und Rot-Weiss Essen müssen die Vereine reagieren. MSV-Präsident Udo Kirmse will die Täter auf Duisburger Seite aus dem Verkehr ziehen.

Fan-Krawalle: Pokalspiel zwischen RWE und MSV unterbrochen
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Fan-Krawalle: Pokalspiel zwischen RWE und MSV unterbrochen

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Foto: Christoph Reichwein

Es war gegen 21.45 Uhr, als Kevin Wolze den MSV im Niederrheinpokal-Halbfinale erlöste. Nachdem RWE bis dahin alle Elfmeter verschossen hatte, verwandelte der Mittelfeldspieler den entscheidenden Strafstoß. Bei den rund 6000 mitgereisten MSV-Fans brachen daraufhin alle Dämme. Frenetischer Jubel und Fangesänge schallten noch lange durch das weite Essener Rund. Der Abend hätte so schön sein können.

Zuvor allerdings, waren bei einigen Anhängern beider Vereine die Sicherungen durchgebrannt. Vermummte Chaoten zündeten Böller, Essener Hooligans versuchten den Platz zu stürmen und Hundertschaften der Bereitschaftspolizei mussten aufmarschieren, um gewalttätige Auseinandersetzungen zu verhindern. An diesem Abend bekamen die Zuschauer beide Seiten des Volkssportes zu sehen. Einerseits erlebten die Anhänger ein packendes Derby zweier mittlerweile unterklassiger Vereine vor einer erstligareifen Kulisse — das Stadion an der Essener Hafenstraße war mit über 20.000 Zuschauern restlos ausverkauft. Auf der anderen Seite zeigte sich die hässliche Fratze des Fußballs mit seinen unbelehrbaren Chaoten und territorialem Machogehabe.

MSV-Legende Dietz: "Es darf nicht wahr sein"

 Michael Ratajczak hält den zweiten Elfmeter des Abends. Im Hintergrund sind Polizisten und Ordner zu sehen, die nach den Ausschreitungen der Essener Fans vor der Zebra-Kurve Stellung bezogen hatten.

Michael Ratajczak hält den zweiten Elfmeter des Abends. Im Hintergrund sind Polizisten und Ordner zu sehen, die nach den Ausschreitungen der Essener Fans vor der Zebra-Kurve Stellung bezogen hatten.

Foto: Christoph Reichwein

MSV-Urgestein Bernhard Dietz fand dafür kaum Worte: "Es darf nicht wahr sein, was hier passiert", sagte er noch während des Spiels. "Die Idioten, die das Tor aufgemacht haben, müssten sofort rausgeholt und isoliert werden. Schade, dass eine Minderheit dieses wunderbare Derby kaputt macht." MSV-Präsident Udo Kirmse versprach die Täter zur Rechenschaft zu ziehen: "Was hier passiert ist, ist ein No-Go", sagte er nach dem Spiel. "Wir sind sehr enttäuscht, wie sich unsere sogenannten Fans benommen haben. Wir werden alle Mittel ausschöpfen, die uns zur Verfügung stehen, und Stadionverbote aussprechen, wenn wir die Täter identifiziert haben."

 In der Verlängerung musste Christian Eichner verletzt ausgewechselt werden. Diagnose: Riss am Außenmeniskus.

In der Verlängerung musste Christian Eichner verletzt ausgewechselt werden. Diagnose: Riss am Außenmeniskus.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Der sportliche Teil des Abends sorgte bei den MSV-Verantwortlichen trotz der widrigen Umstände für zufriedene Mienen. Trainer Karsten Baumann freute sich trotz Fan-Randale über einen erfolgreichen Abend: "Wir sind schlecht ins Spiel gekommen", sagte der Coach. Der Gegner war aggressiv, hat uns vor schwierige Aufgaben gestellt und uns dadurch sicher überrascht. Nach der Halbzeit sah das dann besser aus, nach der Unterbrechung war wieder etwas die Luft raus. Einen richtigen sportlichen Pokalfight gab es in der Verlängerung. Das war ein offener Schlagabtausch. Ich freue mich, dass wir im Elfmeterschießen die Nerven und die Chance erhalten haben, in den DFB-Pokal einzuziehen."

Auch bei der Mannschaft herrschte nach dem Spiel vor allem Freude vor. Elfmeterkiller Michael Ratajczak freute sich beinah spitzbübisch: "Dass wir das Elferschießen vor unserer Kurve hatten, war natürlich klasse. Ich hatte ein paar Tipps bekommen, wohin die Essener schießen und es hat sich ausgezahlt", verriet er. "Zwei Dinger gehalten, einer ging drüber und den vierten hätte ich auch noch gehabt. Dieser Sieg tut uns richtig gut, jetzt wollen wir aber auch den Pokal nach Duisburg holen." Kreativkopf Pierre de Wit danke vor allem dem Trainer: "Das war ein Pokalspiel bei dem einfach alles dabei war. Nach der schlechten ersten Halbzeit hat uns der Trainer mit seiner Ansprache aus dem Loch geholt. Danach hat es richtig Spaß gemacht."

Was bleibt, ist ein Abend voller Fragezeichen. Wie kann kann man solche Auswüchse in Zukunft verhindern? Sind die Vereine überhaupt alleine dazu in der Lage? Wie kann man Unbeteiligte am besten beschützen? Kurzfristig werden diese Fragen wohl nicht zu beantworten sein. Ein erster Schritt in Richtung Aufarbeitung ist aber schon getan. Sowohl die Zebras, als auch RWE verurteilten die Ausschreitungen gestern öffentlich aufs Schärfste.

(RP)
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