Kommentar zur Nationalelf 4:4 — ärgerlich und gefährlich

Berlin · Die Auswahl des DFB hat leichtfertig die Chance einer Vorentscheidung in der WM-Qualifikation vergeben. Verspielt in des Wortes wahrer Bedeutung. Oder sagen wir einfach auch: vergeigt. Eine makellose Bilanz mit vier Siegen aus vier Begegnungen und die gute Aussicht, die Führung in der Gruppe C Ende März bei den Vergleichen mit Kasachstan weiter auszubauen – für Deutschland wäre die Fußballwelt wieder eine richtig heile Welt gewesen.

Die spektakulärsten Aufholjagden im Fußball
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Foto: ap, MM VG

Die Auswahl des DFB hat leichtfertig die Chance einer Vorentscheidung in der WM-Qualifikation vergeben. Verspielt in des Wortes wahrer Bedeutung. Oder sagen wir einfach auch: vergeigt. Eine makellose Bilanz mit vier Siegen aus vier Begegnungen und die gute Aussicht, die Führung in der Gruppe C Ende März bei den Vergleichen mit Kasachstan weiter auszubauen — für Deutschland wäre die Fußballwelt wieder eine richtig heile Welt gewesen.

Durch das 4:4 gegen Schweden ist nun alles ganz anders geworden. Ärgerlich und vor allem gefährlich. Das Remis ist so schmerzhaft wie eine bittere Niederlage, und seine Folgen sind noch nicht absehbar. Denn niemand weiß, welche Spuren diese Enttäuschung hinterlässt. Gibt sie der Mannschaft sogar einen Knacks, von dem sie sich erst einmal nicht erholt?

Am Ende der WM-Ausscheidung kann es die Konstellation geben, dass Schweden und Deutschland vorn gleichauf liegen. Dann fällt die Entscheidung über den Gruppensieg, der die WM-Teilnahme sichert, am 15. Oktober in Schweden. Weil bei Punktgleichheit der direkte Vergleich zählt, wäre die Ausgangsposition für den DFB dann miserabel, da bei Torgleichheit die Mannschaft Platz eins belegt, die auswärts mehr Treffer erzielt hat. Auf vier Tore wie die Schweden in Berlin wird die deutsche Mannschaft schwerlich kommen. Wird sie aber nur Zweiter, führen nur die Play-off-Spiele der acht besten Zweiten aus den neun Europagruppen nach Brasilien. Und dann kann alles passieren.

Wiederholt sich etwa die Fußballgeschichte? In der Qualifikation für die WM 1966 glückte Deutschland gegen Schweden lediglich ein 1:1 — ebenfalls in Berlin. Weil der dritte Gegner Zypern viel zu schwach war und keinen Punkt holte, musste deshalb das Rückspiel in Stockholm entscheiden. Als Franz Beckenbauer sein Debüt im Nationalteam gab, siegte die DFB-Auswahl durch ein Tor von Uwe Seeler mit 2:1. Bei der Endrunde in England wurde sie dann Vizeweltmeister hinter dem Gastgeber.

(RP/can)
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