Ehemaliger Nationalspieler Merkel über Klose: "Sie haben sich ins Herz der Nation gespielt"

Berlin · Zwei Monate nach dem WM-Sieg wurde Miroslav Klose mit einem Integrationspreis ausgezeichnet. Die Ehrung bedeutet dem gebürtigen Polen viel, denn sein Leben in Deutschland begann voller Hindernisse.

Miroslav Klose erhält Integrationspreis "Goldene Victoria" von Angela Merkel
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Klose erhält Integrationspreis

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Als ihn die Bundeskanzlerin Angela Merkel als "wunderbares Vorbild" adelte und sich das Publikum ehrerbietig von den Plätzen erhob, blickte Miroslav Klose ein wenig verlegen zu Boden. In diesem Moment konnte man sich den eingeschüchterten Jungen gut vorstellen, der im Alter von acht Jahren von Polen nach Deutschland kam. Verschreckt durch die fremde Sprache und das raue Leben im Heim für Spätaussiedler.

Doch Klose biss sich durch, aus dem verschlossenen Kind ist ein gefeierter Fußball-Held geworden. Mit seiner persönlichen Erfolgsgeschichte ist der 137-malige Nationalspieler ein Vorbild für viele andere Einwanderer. Dafür wurde Klose am Donnerstagabend im Auswärtigen Amt von Berlin aus den Händen der Kanzlerin mit dem Integrationspreis "Goldene Victoria" ausgezeichnet.

"Sie sind ein großartiger Sportler, ein starker Sympathieträger und ein wunderbares Vorbild", schwärmte Merkel in ihrer Laudatio über den Stürmer: "Sie haben sich ins Herz der Nation gespielt. Ihre Zeit in der Nationalmannschaft mag nun hinter Ihnen liegen, aber Sie haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen, und Sie haben Maßstäbe gesetzt."

Klose bedankte sich bei der Kanzerlin für die warmen Worte und bei der Jury für die Auszeichnung. "Das bedeutet mir sehr viel", sagte der 36-Jährige. Der Weg zu Anerkennung und Erfolg war für ihn kein leichter. In Deutschland mit seinen Eltern angekommen, verstand er nur drei Wörter: ja, nein und danke. Wegen der mangelnden Sprachkenntnisse ließ er sich in der Schule um zwei Klassen zurückversetzen.

Aber Klose konnte kicken. Der Fußball half ihm, Kontakte zu knüpfen, die Sprache zu lernen, Selbstvertrauen aufzubauen. Nach und nach akzeptierte er Deutschland als seine neue Heimat, ohne dabei seine polnischen Wurzeln zu vergessen. Ohne diese Integration wäre sein phänomenaler Aufstieg vom Bezirksliga-Stürmer des SG Blaubach-Diedelkopf zum Weltmeister wohl nicht möglich gewesen.

Doch Klose warnte in seiner Dankesrede auch: "Wir müssen versuchen, in Zukunft noch mehr aufeinander zuzugehen und einander zu verstehen." In der deutschen Nationalmannschaft mit vielen Spielern unterschiedlicher Herkunft sei das selbstverständlich, berichtete Klose. Auch Merkel lobte das Weltmeister-Team als "eine der besten Visitenkarten Deutschlands".

Die DFB-Elf muss aber nun ohne ihren Rekordtorschützen Klose auskommen. Seit seinem Rücktritt vermisse er vor allem den Trubel in der Kabine, verriet der Profi von Lazio Rom: "Da sind wir unter uns. Und die Scherze, die da gemacht werden, machen auch immer Spaß." Die Nationalmannschaft sei "wie eine zweite Familie" für ihn gewesen, "die 13 Jahre werde ich immer in meinem Herzen tragen".

Merkel ist sich aber sicher, dass Klose auch ohne den Profifußball in Deutschland glücklich geworden wäre. "Ich bin überzeugt, dass Sie auch als gelernter Zimmermann Ihren Weg gemacht hätten", sagte die CDU-Politikerin: "Aber was wäre das für ein Verlust für den deutschen Fußball gewesen?"

(sid)
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