Schlammschlacht in der Nationalmannschaft Ballack oder der DFB — wer lügt?

Leverkusen (RP). Der ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft wirft Generalsekretär Wolfgang Niersbach vor, die Unwahrheit zu veröffentlichen. Anders, als es der Verband verbreitet, habe Bundestrainer Joachim Löw ihm gesagt, dass er eine Chance auf die Rückkehr in die Auswahl habe.

DFB-Aus: Der Abschied des Michael Ballack
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Foto: AFP

Zwei völlig unterschiedliche Versionen eines Gesprächs zwischen Fußball-Bundestrainer Joachim Löw und Kapitän Michael Ballack am 30. März in Meerbusch stehen im Raum.

Die Version Ballack: Löw habe dem Mittelfeldspieler bei dem Treffen zu verstehen gegeben, dass er ihn auf einem guten sportlichen Weg sehe und ihm die Rückkehr in die Nationalmannschaft nach seinen beiden schweren Verletzungen durchaus noch zutraue. Er sei ja ein Kämpfer.

Die von Generalsekretär Wolfgang Niersbach verbreitete DFB-Version lautet hingegen: Der Bundestrainer habe Michael Ballack bei dem Treffen ganz deutlich gesagt, dass er nicht mehr mit ihm plane.

Die Versionen widersprechen sich komplett. Aussage steht gegen Aussage. Das heißt: Eine der beiden Parteien lügt. Der Streit zwischen dem ehemaligen Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft und der Führungsspitze des Deutschen Fußball-Bundes eskaliert von Tag zu Tag. Er wird zur Schlammschlacht. Löw sagte gestern Abend, dass er bei seiner Darstellung des Gesprächs im Frühling bleibe.

Am Donnerstag hatte der DFB in einer Pressemitteilung alle Welt darüber informiert, dass Löw nicht mehr mit Ballack plane, er aber zum Abschied für das nächste Länderspiel gegen Brasilien am 10. August nominiert werde.

Am Freitag verbreitete Ballacks Berater Michael Becker eine Stellungnahme des 98-maligen Nationalspielers, in der dieser das Verfahren als Farce bezeichnete.

Am Samstag stand auf der Homepage des DFB ein Interview mit Generalsekretär Niersbach, in dem der erklärte, Bundestrainer Löw habe am 30. März in aller Deutlichkeit gesagt, er plane nicht mehr mit Ballack.

Am Sonntag nun verbreitete Becker während des Trainingsauftakts bei Bayer Leverkusen eine persönliche Erklärung Ballacks (siehe unten), in der der 34-jährige Mittelfeldspieler seine Fassung des Gesprächs am 30. März in die Öffentlichkeit trug.

Ballack, der sich nach dem Florida-Urlaub braun gebrannt bei der ersten Einheit unter dem bisherigen Freiburger Trainer Robin Dutt präsentierte, teilte darin auch erstmals öffentlich mit, dass er sich im Mai entschlossen habe, aus der Nationalmannschaft zurückzutreten: "Diese Überlegung teilte ich dann dem Bundestrainer und Wolfgang Niersbach mit. Ich hielt einen Zeitpunkt im Sommer für angemessen. Wir vereinbarten, dass ich in der Sommerpause meinen Rücktritt selbst bekanntgeben dürfe." Über einen genauen Zeitpunkt oder eine Frist habe es keine Vereinbarung gegeben.

Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler sagte gestern: "Alle Beteiligten haben sich nicht mit Ruhm bekleckert. Die vergangenen zwei, drei Tage hätten wir uns alle sparen können. Es gibt keine Gewinner. Alle haben ein bisschen verloren." Er hoffe aber noch auf eine versöhnliche Lösung des Disputs, auch wenn "ich natürlich weiß, wie stur Michael Ballack sein kann".

Einen Seitenhieb auf Niersbach konnte sich der ehemalige Bundestrainer, der mit einem Vermittlungsversuch zwischen Ballack und DFB Anfang der Woche gescheitert war, nicht verkneifen: "Er hat ja ein langes Interview auf seiner Internet-Seite gegeben — wahrscheinlich mit sich selbst." Darin hatte Niersbach auch gesagt, Ballack habe das Angebot, mit Einsätzen gegen Uruguay und Brasilien auf insgesamt 100 Länderspiele zu kommen, abgelehnt.

Robin Dutt, wollte sich nicht zu diesem Thema äußern. "Der Bundestrainer kann von mir erwarten, dass ich seine Entscheidung nicht kommentiere", sagte der neue Coach , der Ballacks Karriereende in der DFB-Elf immerhin das Positive abgewann, dieser könne sich nun voll auf den Verein konzentrieren.

(RP)
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