DFB-Elf Pressestimmen zum Schweinsteiger-Rücktritt
Wir haben die Pressestimmen zum Rücktritt von Bastian Schweinsteiger aus der Nationalmannschaft gesammelt.
taz: "Schweini voraus. Trotzdem sollte er ein Vorbild sein. Und besonders Lukas Podolski, das alternde Maskottchen, sollte sich unbedingt an seinem Kumpel und Kapitän orientieren. Seine Leistungen in der Nationalmannschaft sind seit Jahren mehr als überschaubar. Kann sich noch irgendwer an Poldis letzten Galaauftritt beim DFB erinnern? 120 Länderspiele (24 Tore) hat Schweini seit seinem Debüt 2004 absolviert, Poldi sogar 129. Vor allem für Letzteren waren das ein paar zu viele."
Der Tagesspiegel: "Schweini gehabt. Dass Schweinsteiger, keine ausgeprägte Tempo- und Dribblingbegabung, sich die erste Hälfte seiner Karriere als Flügelstürmer verdingte, verdeutlicht die Nöte damals. Erst Louis van Gaal sah den lange verkannten Lehrling bei Bayern München in zentraler Rolle, was Bundestrainer Joachim Löw zur WM 2010 kopierte. Als Metronom im Mittelfeld gab Schweinsteiger den Takt vor zu dem vielleicht atemberaubendsten Fußball, den Deutschland je gespielt hat. Er war sozusagen Toni Kroos, bevor Toni Kroos die Regie übernahm. "
Focus: "Nach Schweinsteigers Aus muss Hummels DFB-Kapitän werden. Manuel Neuer, Thomas Müller, Sami Khedira, Toni Kroos: Viele Nationalspieler kommen als Bastian Schweinsteigers Nachfolger infrage. Die einzig vernünftige Wahl wäre jedoch Mats Hummels. Mit ihm würde sich Bundestrainer Joachim Löw selbst einen großen Gefallen tun."
stern: "Der Größte geht. Wie kein anderer Spieler steht der frühere "Schweini" für den Wandel, den der deutsche Fußball in den letzten anderthalb Jahrzehnten vollzogen hat - weil er das Bindeglied darstellte zwischen der guten, alten Zeit und der glanzvollen neuen. Weil er noch mit Wörns, Ziege und Hamann spielte, als er mit 19 Jahren zum ersten Mal nominiert wurde. Und weil er später Leitfigur für die nachfolgenden Talente und U-21-Europameister wurde, auch für heutige Häuptlinge wie Neuer, Müller, Hummels. Er war der Größte dieser Zeit. Vielleicht nicht der beste Spieler, das war wohl Philipp Lahm. Aber Schweinsteiger war die größte Symbolfigur - der Fritz Walter, Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus seiner Weltmeistergeneration."
Süddeutsche Zeitung: "Ein ganz normaler Weltstar. Die Wandlung vom "Schweini" zum "Basti", vom Schelm auf der Außenbahn zum ernsthaften Anführer in der Spielfeldmitte folgte mit der Ankunft des Trainers Louis van Gaal beim FC Bayern 2009. Als sich dann Michael Ballack vor der WM 2010 verletzte, staunte die Welt in Südafrika über den großartigen Strategen, ehrgeizigen Kämpfer und mentalen Erfolgsmenschen Bastian Schweinsteiger. Klar, die grimmigen Führungsspieler beklagten nach jeder Niederlage, dieser Typ sei zu still, zu ehrlich, zu klein. "Chefchen" nannte ihn der Boulevard. Sie kamen allesamt nicht klar mit dem bescheidenen Stil Schweinsteigers. Diese Debatte wäre ihm sein gesamtes Leben nachgelaufen, doch es sollte noch London kommen. Und vor allem Rio."
FAZ: "Reifer Entschluss. Schweinsteigers zahlreiche Verletzungen wurden zu öffentlichen Dramen inszeniert, seine Leistungsfähigkeit stand seit vielen Jahren in Zweifel. Er meldete sich immer wieder zurück und setzte damit gerade auf dem Weg zum WM-Titel Maßstäbe, an denen sich Mitspieler orientierten. Sein denkwürdiger Auftritt im WM-Finale von 2014 gegen Argentinien samt Risswunde unter dem Auge ist deshalb das Symbol für eine Karriere, die nun nicht nur im Nationalteam zu Ende gehen sollte."
Spiegel Online: "Der Vollendete. Schweinsteiger schien im Nationalteam ein Gescheiterter zu werden, ein Unvollendeter. Kritik wurde laut, in den wirklich großen Spielen der Nationalmannschaft fehle ihm eben der letzte Biss - was er 2014 in Brasilien im Finale gegen Argentinien monumental widerlegte. Wie er unentwegt gefoult wurde und immer wieder aufstand, blutverschmiert kämpfend dem Schlusspfiff entgegen humpelte: die Fotografien davon wirken heute wie heroische Gemälde."
Die Welt: "Schweinsteiger geht als Popstar, als Held. Der Weltfußballer hat alles richtig gemacht. Er beendet eine Ära. Der mit 31 Jahren schon Ergraute hat unser Land würdevoll vertreten. Sein vom Leistungssport geschundener Körper wollte nicht mehr."
Frankfurter Rundschau: "Ein notwendiger Schritt. Das ist eine ebenso nachvollziehbare wie vorhersehbare Entscheidung. Weder für die eine noch die andere Seite wäre es sinnvoll gewesen, diesen Entschluss bis zur WM 2018 in Russland – für die sich der Weltmeister in einem langwierigen Prozess gegen Norwegen, Tschechien, Nordirland, Aserbaidschan und San Marino qualifizieren muss – weiter hinauszuzögern. Dafür sind die Verschleißerscheinungen beim gebürtigen Bayern zu offensichtlich. Das EM-Halbfinale gegen Frankreich vor knapp drei Wochen – speziell für den teilweise in Ehren bereits ergrauten Anführer unglücklich verlaufen – war also das 120. und letzte Länderspiel eines großen Sportlers, der eingedenk seines Bewegungstalents in jungen Jahren auch eine Karriere als Skifahrer hätte hinlegen können."
11Freunde: "Der Gladiator von Rio de Janeiro. Höhepunkt dieser Entwicklung war das Finale der Weltmeisterschaft 2014. In einer Mannschaft, die sich von ihren Kritikern trotz des Spektakels vorhalten lassen musste, keinen echte Führungsfigur zu besitzen, wuchs Schweinsteiger zum Übervater. Da warf der zu Turnierbeginn noch verletzte Mittelfeldspieler im alles entscheidenden Spiel alles in den Ring, eine Mischung aus alter und neuer Schule, urdeutscher Panzerhaftigkeit und neu-deutscher Finesse. Als die Waden krampften, Blut aus den Wunden trat und die ganze Welt seinen Gladiator-Auftritt bewunderte, wurde Schweinsteiger zur Legende. Da reihte er sich ein in die Liste der deutschen Sporthelden. Schmeling, Walter, Seeler, Beckenbauer, Schumacher, Becker, Graf, Matthäus. Schweinsteiger. Der Kreis, 2004 begonnen, schloss sich ein Jahrzehnt später."
Kicker: "Shootingstar, Kapitän, Weltmeister: Schweinsteiger tritt ab. Nach 120 Länderspielen und 24 Treffern ist für Bastian Schweinsteiger Schluss im DFB-Trikot: Der Kapitän erklärte am 29. Juli 2016 seinen Rücktritt und geht als Nummer vier in der Rangliste der deutschen Rekordnationalspieler. Bei allen sieben Großturnieren seit 2004 stand Schweinsteiger auf dem Platz, der heute 31-Jährige hat in zwölf Jahren Nationalmannschaft also einiges erlebt."
Spox: "Gut, dass Schweini nicht Messi ist. Das Aus im Halbfinale der WM 2006, die Niederlagen gegen Spanien im EM-Finale 2008 und WM-Halbfinale 2010, die Balotelli-Treffer in Warschau beim Halbfinale der EM 2012; acht Jahre, vier Großturniere: Während er mit dem FC Bayern Titel um Titel holte, musste Schweinsteiger in der Nationalmannschaft bittere und frustrierende Niederlagen hinnehmen. Anders als Messi, der auf Vereinsebene ebenfalls fleißig seine Pokal-Vitrine füllt, warf Schweinsteiger die Flinte aber nicht ins Korn. Der 31-Jährige hielt immer an seinem Glauben fest. Seinem Glauben an Joachim Löw, an das Team, vor allem aber an sich selbst."
Sport1: "Was nun, Herr Schweinsteiger? Bastian Schweinsteiger bekommt es jetzt noch mal oft zu hörenLive auf SPORT1.fm, dass er das alles doch hätte früher machen können. Gleich nach dem Triumph von Rio, mit dem Pokal in der Hand, dem Blut von Sergio Agüeros Ellbogenschlag noch im Gesicht: Wäre das nicht der viel perfektere Moment gewesen? Natürlich, einerseits. Andererseits eben auch nicht. Weil er das schlicht nicht wollte. Bastian SchweinsteigerSchweinsteiger macht Schluss wollte nach dem WM-Sieg 2014 nicht zum Helden-Denkmal erstarren, sich noch nicht mit 29 Jahren unter den Ehemaligen einreihen. Mit 31 vollzieht er diesen Schritt nun, beendet drei Wochen nach dem Aus im EM-Halbfinale seine Nationalmannschafts-Karriere. In einem Moment, in dem seine gesamte Laufbahn vor einer ungewissen Zukunft steht."
Bild: "Rücktritt aus der Nationalelf! Rauswurf bei ManU? Unser Schweini am Ende! Um 10.12 Uhr platzte die Rücktritts-Bombe, von der nicht mal seine engsten Freunde etwas wussten. Plötzliches Ende – und ein bitteres. Nach 12 Jahren, 120 Länderspielen (24 Tore) und dem alles krönenden WM-Titel 2014. Die letzte Erinnerung an seine großartige DFB-Karriere bleibt das Handspiel im Strafraum, das zum Elfmeter führt, der unser EM-Aus gegen Frankreich bedeutet. Das Halbfinale am 7. Juli ist sein letztes Spiel mit dem Bundesadler auf der Brust."
Express: "Kommt jetzt auch der #Schwexit bei Manchester United? Kommt nach dem Brexit nun der „Schwexit“? Das Rätsel um seine Zukunft in der Nationalmannschaft hat Bastian Schweinsteiger gelöst. Seine Tage beim englischen Premier-League-Club Manchester United könnten britischen Medien zufolge nun auch bald gezählt sein. Der 31-Jährige steht demnach ganz oben auf einer Streichliste des neuen ManUnited-Trainers José Mourinho."
Abendzeitung: "Danke, Basti! Am 6. Juni 2004 war er plötzlich da, dieser freche Junge mit den blonden Strähnchen und dem Bravo-Lächeln, und wer ahnte schon an jenem Abend in Kaiserslautern, beim 0:2 im Test der DFB-Elf gegen Ungarn, dass Bastian Schweinsteiger so lange bleiben würde. Mehr als zwölf Jahre war er Teil dieser Nationalmannschaft, zunächst der Lausbub und Sommermärchen-Schweini, später dann ihr Leader, ihr Gesicht, der blutende Held von Rio. Der Weltmeister. Seit Freitag nun ist diese große Karriere vorbei. Bastian Schweinsteiger wird nie mehr für Deutschland spielen."
tz: "Der Mann, der durchhielt. Manchester, vielleicht die ganze Premier League, wird im Rückblick eine Fußnote der Karriere sein. Gefühlt war das Endspiel von Maracana das ganz große Finale. Danach kam nicht mehr viel, und dass Joachim Löw Schweinsteiger vor zwei Jahren zum Kapitän machte, war eine schöne Geste und eine hierarchische Selbstverständlichkeit, aber nicht mehr der Beginn eines weiteren großen Kapitels."
Goal: "Mach's gut, Fußballgott! Kaum ein Rücktritt in den letzten Jahren schmerzte bei Fans, Medien und Mitspielern gleichermaßen so sehr wie der des Kapitäns. Denn sie alle erlebten die Wandlung mit, die Entwicklung, die Legendenwerdung. Aus dem frechen Schweini mit noch frecheren Frisuren, der mit krachenden Distanzschüssen auf sich aufmerksam machte und neben dem Platz mit Poldi allerlei Schabernack trieb, wurde mit der Zeit Herr Bastian Schweinsteiger, der General, den die Massen liebten und als “Fußballgott“ feierten. Ein würdevoller Stratege mit grau meliertem Haar, der ein Team führen konnte – und das auch tat. Der blutende Schweinsteiger in Rio de Janeiro, der immer wieder aufsteht und am Ende mit blauem Auge und leuchtenden Augen den WM-Pokal an sich schmiegt; Bilder, die schon jetzt in einer Reihe mit Rahns Schuss ins Glück oder Beckenbauers einsamer Wanderung stehen."
Augsburger Allgemeine: "Schweinsteigers Abgang ist eine kluge Entscheidung. Schweinsteiger hat sich bei der EM in Frankreich einen ordentlichen Abgang verschafft, auch wenn es nicht mehr zum großen Finale gereicht hat. Den Gipfel hatte er vor zwei Jahren in Brasilien erklommen. Deutschland gewann dort den WM-Titel nicht nur mit Schweinsteiger, sondern wegen ihm. Schon damals hat er seinem Ruf als verletzungsgebeuteltes Stehaufmännchen alle Ehre gemacht. In Frankreich hat er diese Rolle ein letztes Mal gespielt. Jetzt ist Schluss. Eine kluge Entscheidung. Die Verletzungsintervalle werden jenseits der 30 kürzer, die Auszeiten länger. Der "emotional Leader", zu dem ihn Joachim Löw erkoren hat, aber war schon immer mehr als jeder Feinfüßler auf seine Physis angewiesen."