Nachfolge von Theo Zwanziger Beckenbauer: "Keine Lust" auf DFB-Präsident

Frankfurt/Main (RPO). Franz Beckenbauer hat ein Engagement als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes ausgeschlossen. "Ich sollte schon Fifa- und Uefa-Präsident werden und habe es nicht gemacht, ich habe auch keine Lust auf den Präsidentenposten im DFB", sagte Beckenbauer dem Sport-Informations-Dienst (sid).

Franz Beckenbauer übergibt an Uli Hoeneß
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Der angeschlagene Theo Zwanziger schwieg derweil auch am Tag vor der DFB-Präsidiumssitzung in Frankfurt weiter eisern und saß seinen heiklen Kampf um das Amt des Präsidenten in "Helmut-Kohl-Manier" aus.

Bei der Laureus-Gala im arabischen Emirat Abu Dhabi beendete die Lichtgestalt des deutschen Fußballs damit auf einen Schlag alle Spekulationen, wonach er als designierter Nachfolger für Zwanziger zur Verfügung stünde.

Beckenbauer betont sogar, dass der wankende Jurist aus Altendiez weiter die absolut richtige Person für das Amt des DFB-Präsidenten sei: "Er ist ein guter und starker Präsident, ich stehe zu hundert Prozent hinter ihm. Er wird jetzt nicht entnervt aufgeben. Da wurden einige Dinge in der letzten Zeit sehr aufgebauscht."

Nachdem Zwanziger zuletzt reichlich Prügel für sein wenig erfolgreiches Krisenmanagement im Wettskandal, bei der geplatzten Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Joachim Löw sowie beim weiter undurchsichtigen "Fall Manfred Amerell" bezogen hatte, reiste der 64-Jährige am Donnerstagabend nach einer Woche des Schweigens mit Rückenwind zu den Gesprächen mit Generalsekretär Wolfgang Niersbach in die Frankfurter DFB-Zentrale.

Dort sollte im Vorfeld der Sitzung am Freitag noch einmal ein Schulterschluss geübt und die geplanten Umstrukturierungen im Schiedsrichterwesen sowie die Vorgehensweise für einen außerordentlichen DFB-Bundestag am 30. April besprochen werden.

Keine Diskussionen im Zwanziger

Nicht diskutiert werden sollte dabei die Personalie Zwanziger. Der DFB-Boss, der seinen Rücktritt in der vergangenen Woche selbst ins Gespräch gebracht hatte, soll aus Mangel an Alternativen und einer Opposition unbedingt im Amt gehalten werden. "Theo Zwanziger ist alternativlos", sagte Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball dem "kicker".

Auch Liga-Vize und DFB-Präsidiumsmitglied Harald Strutz unterstützte Zwanziger. "Wir vom Ligavorstand sprechen da mit einer Zunge. Die persönliche Integrität von Theo Zwanziger steht außer Frage. Es ist sehr beeindruckend, wie viele Probleme er in seiner Amtszeit gemeistert hat", sagte Strutz.

DFB-Vizepräsident Rainer Koch, der wegen der unzureichenden Informationspolitik des in Kürze scheidenden Schiedsrichter-Bosses Volker Roth von seiner Zuständigkeit als Verantwortlicher für das Schiedsrichterwesen im DFB zurückgetreten war, sieht keinen Anlass, Zwanziger zum Rücktritt zu treiben.

"Es geht nicht um das Amt von Präsident Theo Zwanziger. Es geht überhaupt nicht um Personen. Es geht um die Sache und darum, die Vorgänge der letzten Wochen genau zu analysieren", sagte Koch. DFB-Sportdirektor Matthias Sammer meinte, es sei wichtiger sich wieder um die "sportlichen Baustellen" wie die U21- und die A-Nationalmannschaft zu kümmern: "Zwanziger muss schnell raus aus der Diskussion. Ich wünsche mir, dass endlich Ruhe reinkommt."

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass Zwanziger doch noch aus eigener Kraft zurücktritt, hätte der DFB jedoch kaum nennenswerte Alternativen. Das sehen offenbar auch die Landesverbände so. "Ich würde es sehr bedauern, wenn Zwanziger abtreten müsste. Aber wenn, dann wäre Beckenbauer der ideale Nachfolger. Er ist die Galionsfigur des deutschen Fußballs", sagte Günther Lommer, Schatzmeister des Bayerischen Fußball-Verbandes, der Mittelbayerischen Zeitung.

Zwanzigers Zukunft hängt am seidenen Faden

Allerdings hängt die Zukunft von Zwanziger trotz der breiten Rückendeckung weiter am seidenen Faden. Solange nicht eindeutig geklärt ist, wer im Fall Amerell Opfer und wer Täter ist und welche Rolle Bundesliga-Schiedsrichter Michael Kempter dabei spielt, solange muss er damit rechnen, dass noch etwas hochkocht.

Denn die Schlammschlacht wird in den kommenden Wochen munter weitergehen. Nach dem von Amerell angekündigten Feldzug durch die Gerichte reagierte der DFB nun mit einer Strafanzeige gegen den Ex-Referee, nachdem dieser Zwanziger im Falle des Schiedsrichters Markus Wingenbach aus Altendiez öffentlich Günstlingswirtschaft unterstellt hatte.

Das in Verruf geratene DFB-Schiedsrichterwesen soll derweil ohne Volker Roth und mit Hilfe von Herbert Fandel reformiert und vor allem transparenter werden. "Es wird ein frischer Wind wehen. Wir stellen auf Teamarbeit um. Unser Maßstab bei der Ausarbeitung der Leitlinien für eine Neustrukturierung waren Transparenz und Unabhängigkeit", sagte der designierte neue DFB-Refereeboss Herbert Fandel und erklärte: "Für die Leute von außen und auch die Schiedsrichter selbst muss vieles durchsichtiger werden."

(SID/seeg)
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