Auch Ghana will deutschen U21-Nationalspieler Bellarabi steht auf Marokkos Wunschzettel

Rostock/Köln · Aufgewachsen in einem sozialen Brennpunkt, hat es Karim Bellarabi bis in die Bundesliga und zur deutschen U21 geschafft. Ob der Deutsch-Marokkaner auch in Zukunft das DFB-Trikot tragen wird, ist allerdings offen.

 Karim Bellarabi hält sich einen Nationalmannschafts-Wechsel offen.

Karim Bellarabi hält sich einen Nationalmannschafts-Wechsel offen.

Foto: dpa

Bevor Karim Bellarabi das Trikot der deutschen U21 überstreift, betet der 22-Jährige in Richtung Mekka oder lauscht den wuchtigen Bässen des US-Rappers 2Pac. "Mit dieser Musik bin ich aufgewachsen", sagt der Flügelflitzer des Bundesligisten Bayer Leverkusen, dessen Biographie ein wenig an die Brüder Boateng erinnert. Geboren in Berlin und aufgewachsen im Bremer Problemviertel Huchting, hat es der Deutsch-Marokkaner bis zum Profi geschafft - und inzwischen sogar in die deutsche U21.

"Der Fußball hat mir neue Perspektiven aufgezeigt und mich aus einem schwierigen Umfeld herausgeholt", sagt Bellarabi. Der vielseitige Offensivspieler gilt als Riesen-Talent, für Leverkusen hat er bereits gegen Bayern München und den FC Barcelona getroffen. Nun will sich der Sohn einer Marokkanerin und eines Ghanaers auch bei der U21 für die Stammelf empfehlen, möglichst schon in den EM-Qualifikationsspielen am Freitag (18 Uhr/Eurosport) gegen Weißrussland und am Montag in Bosnien-Herzegowina.

Allerdings: Bellarabi könnte auch für Marokko oder Ghana spielen. Und hält sich diese Optionen ganz bewusst offen - auch wenn er durchaus stolz ist, das DFB-Trikot zu tragen. Nach seinem Debüt für die U20 sprach er von "Gänsehaut-Momenten" bei der Nationalhymne: "Dann weiß man so richtig, dass man dabei ist, dass man sein Land vertritt. Das ist ein sehr schönes Gefühl." Bellarabi weiß aber auch, dass der Sprung in das deutsche A-Team kein einfacher ist.

Zwei Verbände buhlen um Bellarabi

Und so buhlen zwei afrikanische Verbände unverhohlen um den Shootingstar aus Deutschland. "Ja, wir wollen Bellarabi", sagte Marokkos belgischer Nationaltrainer Eric Gerets erst vor zwei Wochen der Bild: "Ich werde aber keinen Druck ausüben. Er entscheidet das ganz allein." Konkurrent Ghana erklärte sein Interesse sogar ganz offiziell auf der Verbands-Homepage. "Wir haben Kontakt zu seinem Vater aufgenommen. Wir werden alles versuchen, um ihn zu überzeugen", wird Verbandspräsident Kwesi Nyantakyi dort zitiert.

Der Umworbene spielt auf Zeit. "Es ehrt mich, wenn ein Trainer wie Herr Gerets so oft etwas sagt. Aber ich lasse mir weiter alle Optionen offen", sagt Bellarami. Und gibt lieber auf dem Platz Vollgas. So wie im Pokal gegen Carl Zeiss Jena, als er aus rund 30 Metern mit einem Traumtor das 2:0 erzielte. Oder bei seinem erstes Bundesliga-Tor gegen Bayern München im vergangenen März. "Karim hat sich enorm entwickelt", lobt Bayer-Trainer Sascha Lewandowski.

Dabei spielte Bellarabi bis 2010 noch in der fünftklassigen Oberliga Niedersachsen Ost für die Amateure von Eintracht Braunschweig. Dann ging alles ganz schnell: Der Sprung in die erste Mannschaft, die Nominierung für die U20, der Wechsel nach Leverkusen - das alles passierte innerhalb weniger Monate. Und plötzlich traf er vor 75.000 Zuschauern im Camp Nou gegen den großen FC Barcelona. Auch wenn es nur das Tor zum 1:7-Endstand war.

"Mit seiner Power, seiner Dynamik, seiner Schnelligkeit ist er für uns ein Gewinn", sagt Lewandowski, und ähnlich äußert sich Rainer Adrion. "Die Tür steht offen", sagt der U21-Trainer. Für ein Ticket nach Israel - aber auch für eine Zukunft im DFB.

(sid)
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