Testspiel gegen Chile Chiles Trainer: Spielen jedes Match, als wäre es unser letztes

Santiago de Chile/Stuttgart · Ein Trainer-Rumpelstilzchen als Systementwickler, ein Ex-Bundesligaprofi als Hoffnungsträger und ein Barcelona-Star als Gütesiegel: Chiles Fußball-Nationalteam präsentiert eine neue Identität am Mittwoch ( 20.45 Uhr/Live-Ticker) beim Länderspiel gegen Deutschland in Stuttgart. Die eines mehr als ernstzunehmenden Gegners.

 Jorge Sampaoli führte das Nationalteam Chiles zur WM in Brasilien.

Jorge Sampaoli führte das Nationalteam Chiles zur WM in Brasilien.

Foto: afp, tk/iw

Ein Trainer-Rumpelstilzchen als Systementwickler, ein Ex-Bundesligaprofi als Hoffnungsträger und ein Barcelona-Star als Gütesiegel: Chiles Fußball-Nationalteam präsentiert eine neue Identität am Mittwoch (20.45 Uhr/Live-Ticker) beim Länderspiel gegen Deutschland in Stuttgart. Die eines mehr als ernstzunehmenden Gegners.

"Gemeinsam haben wir einen Stil entwickelt, der es uns erlaubt, es überall mit jedem Gegner aufnehmen zu können", äußerte Nationaltrainer Jorge Sampaoli, ein steter "Unruheherd" an der Seitenlinie, und versprach: "Wir gehen jedes Match an, als wäre es unser letztes."

Atemraubendes Pressing ohne Ball, kombinationssicheres Passspiel und dann urplötzlich doch der direkte Zug zum gegnerischen Tor, meist über die Flügel: Sampaolis Team trägt die Handschrift von Marcelo Bielsa, der Chile zur WM 2010 und dort bis ins Achtelfinale geführt hatte. Die beiden Argentinier haben La Roja ein modernes Design verpasst.

Besserer Zugang zu den Spielern

Im System gleich habe Sampaoli, der im Dezember 2012 Bielsa-Nachfolger Claudio Borghi beerbte, aber einen besseren Zugang zu den Spielern, berichtete Arturo Vidal, der nach seiner Lehrzeit bei Bayer Leverkusen nun die Meisterjahre bei Italiens Titelsammler Juventus Turin absolviert und deshalb im Nationaltrikot mehr Verantwortung übernehmen soll.

Vidal ist seit der Endrunde in Südafrika gereift. Das gilt auch für Alexis Sanchez, in dieser Saison der Topscorer beim FC Barcelona. Der Stürmer mit dem Gütesiegel Weltklasse hatte den 14. der FIFA-Rangliste (Stand Februar) im vergangenen November im Wembley-Stadion mit beiden Toren zum 2:0-Prestigesieg gegen England geführt.

Die neue Stärke Chiles bekam zu Beginn der WM-Saison auch Spanien zu spüren, als die "Roten" beim Länderspiel im September 2013 in Genf (Schweiz) gegen den amtierenden Welt- und Europameister gleich zweimal in Führung gingen und am Ende mit dem 2:2 einen Achtungserfolg feierten.

"Unbequemer Rivale"

"Ein unbequemer Rivale", bemerkte Spaniens Trainer Vicente del Bosque zum wiederholten Mal vor wenigen Tagen und gab den Südamerikanern in der WM-Vorrundengruppe mit den Iberern und den Niederlanden, beide immerhin Finalisten vor vier Jahren, eine reelle Chance aufs Weiterkommen.

Dabei war der Weg zur neunten Endrunden-Teilnahme eine Achterbahnfahrt für den WM-Dritten von 1962. Nach drei Niederlagen in Folge schien zum Auftakt der Eliminatorias-Rückrunde im Oktober 2012 gar das Ticket nach Brasilien außer Reichweite.

Dann kam Sampaoli, schweißte die eitlen Stars wieder zu einer verschworenen Einheit zusammen, startete zwar mit einer Niederlage in der Höhenluft Perus, holte dann aber fünf Siege aus den letzten sechs Spielen und festigte vor allem die Abwehr (sieben Gegentore statt vorher 18 in neun Spielen).

Nach Deutschland stehen für den Gastgeber der Copa America 2015 noch die Tests daheim gegen Ägypten (30. Mai) und Nordirland (4. Juni) an. Die Parole für die nächsten Partien inklusive der WM hat Sampaoli seinen Mannen schon eingeimpft. "Wir müssen mehr Siegeswillen zeigen als der Gegner, dann spielen wir mit jedem auf Augenhöhe." Auch gegen die DFB-Elf.

(sid)
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