Bester WM-Torjäger aller Zeiten Der ewige Miro sagt auf Wiedersehen
Düsseldorf · Nach 137 Länderspielen und 71 Toren ist für den 36-Jährigen Schluss bei der Nationalmannschaft.
Reaktionen zum Rücktritt von Miroslav Klose
Als das große Ziel ganz nah war, kam Miroslav Klose noch mal ins Grübeln. Ein paar Tage vor dem WM-Finale von Rio de Janeiro und einen Tag nach einem immer noch unglaublichen Halbfinal-Auftritt der deutschen Mannschaft beim 7:1 gegen Brasilien schaute er kurz in seine sportliche Zukunft und sagte: "Ich weiß nicht, wie es nach dem Finale weiter geht. Ich kann es ja leider noch, und es kann sein, dass ich meinen Kadaver noch weiter rumschleppe." So weit kommt es jetzt doch nicht. Auch unter dem Eindruck des größtmöglichen Erfolgs für einen Nationalspieler beendet Klose als Weltmeister seine Karriere in der Nationalmannschaft.
"Für mich hat sich in Brasilien ein Kindheitstraum erfüllt", stellte er fest, "ich bin stolz und glücklich, dass ich diesen großen Erfolg für den deutschen Fußball mitgestalten durfte. Für mich kann es keinen schöneren Zeitpunkt geben, das Kapitel Nationalmannschaft zu beschließen." Dafür wird er nicht viel Widerspruch ernten.
Klose geht nicht nur wegen des Titels als eine große Figur des deutschen Fußballs. Er hat sich die Anerkennung für eine beachtliche Laufbahn schließlich nicht nur auf dem Rasen erarbeitet, sondern auch durch sein freundlich-bescheidenes Wesen, das im Geschäft mit dem schönen Schein manchmal wie aus der Zeit gefallen anmutet. Das hatte Bundestrainer Joachim Löw vor Augen, als er den ewigen Miro gestern dann doch aus dem Kreis der Nationalspieler verabschieden musste. "Ich habe bislang kaum einen Spieler erlebt, der mehr für Bodenständigkeit, Bescheidenheit, Professionalität, Verlässlichkeit und Teamgeist steht", sagte Löw.
Beim WM-Turnier hat Klose all diese Qualitäten noch einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mit 36 Jahren, in einem gerade für Stürmer der außerordentlichen Klasse wirklich biblischen Alter, brachte er es im Finale zu seinem 137. Länderspiel. Beim Vorschlussrunden-Triumph über Brasilien übertraf er die bisherige Trefferbestmarke von Ronaldo, seither stehen 16 WM-Tore auf Kloses Konto. Allenfalls der zwölf Jahre jüngere Kollege Thomas Müller darf verschämt davon träumen, diese Marke eines fernen Tages zu übertreffen.
Klose feiert Rekord-Treffer mit Salto
Mehr für die Mannschaft wird aber auch er nicht tun können. Klose ist in seinem Fußballleben nicht einmal dann durch vernehmliches Murren aufgefallen, wenn er mal draußen saß. Und in Brasilien hat er nicht nur vom Teamgeist erzählt, er hat ihn buchstäblich gelebt. "Es geht nur über die Truppe, den Erfolg kann man nur als Mannschaft schaffen", erklärte er vorm Finale.
Das ist nicht dahingeredet, es könnte als Überschrift über seiner gesamten Karriere stehen. Sie begann beim 1. FC Kaiserslautern. Und Klose war alles andere als ein Senkrechtstarter. Er diente sich als einigermaßen erfolgreicher Bezirksliga-Torjäger in die Amateurmannschaft der Lauterer hoch. Erst von dort ging es zu den Profis. Den heute üblichen Weg über die Nachwuchsmannschaften des Deutschen Fußball-Bundes ging er nicht. Und Klose kam auch nicht in den segensreichen Genuss der Vorteile, die heutigen Talenten in den großen Klubs zuteil werden. Der Einwanderer aus dem polnischen Oppeln kam buchstäblich von unten.
Die ewige WM-Torjägerliste
Es hat ihm nicht geschadet. Seiner Einstellung zum Beruf nicht und seiner körperlichen Gesundheit auch nicht. "Ich habe mich immer vernünftig verhalten", hat er mal erklärt, "nie geraucht, nie zu viel getrunken und meinem Körper immer ausreichend Ruhe gegeben." Das ist das einfache Geheimnis hinter einer großen Erfolgsgeschichte. In 14 Jahren hat Klose für Topklubs gespielt. Und er hat mehr Länderspieltore als der legendäre Gerd Müller geschossen, nämlich 71.
Er vergisst allerdings nie den Hinweis, dass Müller für seine 68 Treffer nur 62 Spiele brauchte. Auch solche Bemerkungen haben bei Klose nicht mal den Hauch von Koketterie.
