Deutschland gegen Frankreich Löw verlangt mehr Tempo

London/Köln · Sie mühten sich nach Kräften - zunächst auf dem Rasen und später mit der Erklärung, was denn auf dem Rasen genau geschehen war. Die deutsche Delegation fand dabei viele positive Ansätze in diesem 0:0-Freundschaftsspiel bei den Engländern.

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Foto: dpa, htf

"Das war ein klasse Testspiel, und es war eine sehr gute Mannschaftsleistung", stellte Bundestrainer Joachim Löw fest. "Vielleicht war es gut, dass wir nicht gewonnen haben, obwohl es die Chancen zu Toren durchaus gab", sagte Teammanager Oliver Bierhoff, "so sieht man, wo es noch etwas zu tun gibt." Mats Hummels, der die DFB-Auswahl als Kapitän aufs Feld geführt hatte, dozierte erfreut über taktische Feinheiten. Er urteilte: "Es war einfach ein Austesten einer leicht anderen Spielweise, die für uns gegen gewisse Gegner noch einmal sehr wichtig werden kann."

Löw hatte seinem Team eine 3-4-3-Grundformation verordnet, die allerdings flexibel gehandhabt werden sollte. Im Ballbesitz gab es drei richtige Spitzen (Leroy Sané, Timo Werner und Julian Draxler), die Mittelfeldaußen (Marcel Halstenberg und Joshua Kimmich) drängten weit mit nach vorn, und die zentralen Mittelfeldspieler (Ilkay Gündogan und Mesut Özil) steuerten den Aufbau. In der Abwehr, fußballneudeutsch im "Spiel gegen den Ball", bekam die Dreierkette der gelernten Innenverteidiger (Matthias Ginter, Mats Hummels, Antonio Rüdiger) auf den Außen Zuwachs und wurde damit zur Fünferkette. Özil und Gündogan sollten den Engländern die Räume in der Mitte verstellen.

Das System ruckelte gelegentlich in der Umsetzung, wenn die Engländer schnell mit langen Bällen aus der Abwehr kamen, oder wenn Özil und Gündogan ihre defensiven Aufträge vernachlässigten. Aber es sorgte weitgehend für die Spielkontrolle.

Dennoch hätte sich Löw ein bisschen mehr Tempo gewünscht. "Wir müssen nach Ballgewinnen schneller umschalten", erklärte der Bundestrainer, "das haben wir versäumt. Es ist wichtig, dass wir das Richtung WM wieder einschleifen." Schon am Dienstag in Köln beim letzten Länderspiel des Jahres gegen Frankreich (20.45 Uhr/ARD) wird Löw mit seinem Team an einer Tempoverschärfung arbeiten (müssen). Denn bei allem Respekt für die hochtalentierte englische Mannschaft herrscht in DFB-Kreisen die Meinung vor, Frankreich sei noch einmal ein anderes Kaliber.

Ganz sicher sind die beiden Freundschaftsspiele Ende 2017 größere Herausforderungen für Löws Auswahl, als sie die Gegner in der WM-Qualifikation bieten konnten. "Tschechien, Norwegen, Nordirland - das ist nicht unser Maßstab", betonte der Coach. So viel Hochmut darf dann auch mal sein.

An das WM-Niveau will Löw seine Spieler schrittweise heranführen, ganz ernst wird die Arbeit vermutlich erst im Trainingslager vor dem Turnier in Russland. "Da erfolgt der Feinschliff", versprach der Übungsleiter der Nation.

Zumindest ein Spieler in seinem Aufgebot ist bereits auf WM-Niveau. "Mats Hummels", sagte Löw, "war in der Defensive der Stabilisator." Er war der Mann, an dem sich die Kollegen aufrichten konnten, er wirkte sehr sicher in den Zweikämpfen und souverän im Aufbauspiel. Hummels bestätigte seine Vorstellungen im Bayern-Trikot. Und so mancher fühlte sich beim Mann mit der Nummer fünf an Deutschlands größten Fußballer Franz Beckenbauer erinnert. Dass Hummels ein Eckpfeiler der Mannschaft sein wird, die in Russland den Titel verteidigen will, steht fest.

Andere müssen sich in den kommenden Monaten zunächst mal empfehlen. So wie Halstenberg, der auf der dünn besetzten Position des linken Außenverteidigers vorspielen durfte. "Ich war absolut zufrieden", erklärte Löw. Einen Stammplatz garantiert das natürlich noch nicht.

(pet)
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