Italien - Deutschland 0:0 DFB-Elf rettet torloses Remis zum Jahresabschluss

Mailand · In einer Nacht der Experimente hat die deutsche Nationalmannschaft ein torloses Remis in Italien gerettet. Ohne zahlreiche Stützen der Weltmeister-Elf verkaufte sich die junge und spielfreudige Auswahl des Bundestrainers Joachim Löw beim 0:0 im Fußball-Klassiker gegen Italien ordentlich – trotz vieler Wechsel und der erwarteten Abstimmungsprobleme.

Italien - Deutschland: Einzelkritik zum Länderspiel
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Italien - Deutschland: Einzelkritik

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Foto: ap, MM

In einer Nacht der Experimente hat die deutsche Nationalmannschaft ein torloses Remis in Italien gerettet. Ohne zahlreiche Stützen der Weltmeister-Elf verkaufte sich die junge und spielfreudige Auswahl des Bundestrainers Joachim Löw beim 0:0 im Fußball-Klassiker gegen Italien ordentlich — trotz vieler Wechsel und der erwarteten Abstimmungsprobleme.

Jedoch blieb die Krönung in Mailand versagt. Ein Sieg zum Abschluss des Länderspieljahres hätte einen historischen Hattrick bedeutet: Nie hat Deutschland die Squadra Azzurra dreimal in Serie bezwungen.

"Wir haben wichtige, gute Erkenntnisse gewonnen", sagte Löw im ARD-Interview: "Das war gut für unsere jungen Spieler. Wir können absolut zufrieden sein, auch wenn es nicht immer ganz sicher wirkte."

"Ein Kompliment an die Jungs! Wir haben gesehen, dass wir sehr viel Talent in Deutschland haben. Ich war sehr stolz, diese junge Mannschaft auf das Feld zu führen", sagte Ersatzkapitän Thomas Müller im ARD-Interview. Auch Benedikt Höwedes bewertete den Test als "sehr ordentlich".

Leon Goretzka vergab nach zwölf Minuten die beste Gelegenheit dazu, Kevin Volland stand zudem bei seinem Tor knapp im Abseits (63.) und setzte einen Fernschuss haarscharf links vorbei (73.). Am Ende war dann etwas Glück dabei, als Andrea Belotti den Pfosten traf (82.). Zudem musste Bernd Leno in der zweiten Halbzeit, in der Italien druckvoller agierte, einmal parieren. Sechs Spiele in Folge ohne Gegentor bedeuten die Einstellung des DFB-Rekords.

Doch Löw war es weit wichtiger, der Jugend eine Chance zu geben. Seine Aufstellung ließ keinen Zweifel zu: Der Bundestrainer sah das Duell der viermaligen Weltmeister im Wortsinne als Testspiel. Seine Startelf las sich ebenso jung wie defensiv — mit dem Debütanten Yannick Gerhardt vom VfL Wolfsburg auf der linken Außenbahn und Thomas Müller als einziger Spitze.

Die deutsche Mannschaft löste ihre Aufgabe gut, auch wenn sie in der zweiten Halbzeit gegen eine ebenfalls junge italienische Mannschaft unter Druck geriet. Da waren allerdings auch noch Jonathan Tah, Volland und Serge Gnabry eingewechselt worden, was den Spielfluss hemmte. Italien störte früher, ohne konsequent zu sein.

Gündogan überzeugt erneut

Von Löws Aufstellung beim 8:0 in San Marino am Freitag waren ganze vier Spieler übrig geblieben: Müller, der nach seinen kritischen Aussagen gegen die Mannschaft des Zwergstaates ständig ausgepfiffen wurde, Mats Hummels links in einer defensiven Dreierkette, die bei Bedarf zur Fünferreihe wurde, dazu Joshua Kimmich und der auffällig gute Ilkay Gündogan im Mittelfeld.

Bernd Leno stand für den erkrankten Manuel Neuer im Tor, er rettete nach 70 Minuten stark gegen den freistehenden Federico Bernardeschi. Goretzka bekam ebenfalls seine Chance: In der zwölften Minute stand er nach glänzendem Pass Gündogans allein vor Torhüter Gianluigi Buffon, er hatte jedoch keine Zeit, den Ball anzunehmen. Buffon parierte in seinem 167. Länderspiel — Europarekord. Später machte der 38-Jährige Platz für den 21 Jahre jüngeren Gianluigi Donnarumma.

Überhaupt war das Spiel vor 40.000 Zuschauern nicht langatmig, sondern flott. Und das, obwohl auch Italiens Trainer Giampiero Ventura die Jugend der Erfahrung vorzog. Er setzte sich im Giuseppe-Meazza-Stadion, in dem Italien seit 1925 unbesiegt ist, 17 (!) Optionen auf die Bank.

Ciro Immobile, bekannt aus seiner erfolglosen Dortmunder Zeit, war mit 26 einer der Routiniers. In der 26. Minute schoss er in guter Position über das Tor, auch sein Fernschuss hätte fast eingeschlagen (74.) — es waren nicht die einzigen Szenen, in denen die deutsche Abwehr Probleme offenbarte. Besonders lange Pässe bereiteten Hummels, Shkodran Mustafi und Benedikt Höwedes größere Sorgen.

Ansonsten stimmte die deutsche Spielanlage weitgehend: kontrolliert und mit guten Ideen, wie nach einer halben Stunde, als Müller und Gündogan mit einem Doppelpass viel Platz schufen. Allerdings passierte über die Außen offensiv ganz wenig, auch weil Gerhardt, 86. Debütant der Ära Löw, Risiken mied.

In der 55. Minute hätte die Stunde des erstmals bei einem deutschen Spiel eingesetzten Video-Schiedsrichters schlagen können, doch Referee Soares Dias war sich sicher: Mustafi und Tah hatten Belotti (55.) fair gestoppt.

Weiter geht es für die deutsche Mannschaft mit dem nächsten Klassiker: gegen England am 22. März in Dortmund. Vier Tage später steht das WM-Qualifikationsspiel in Aserbaidschan an.

(seeg/sid)
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