Nationalelf Löws Sechser wagen Neuanfang

Düsseldorf · Gleich vier der fünf Kandidaten für die wichtige Position im defensiven Mittelfeld wagen ein Jahr vor der EM einen Neuanfang. Bundestrainer Joachim Löw demonstriert dennoch Gelassenheit.

Bastian Schweinsteiger bei Manchester United offiziell vorgestellt
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Schweinsteiger bei ManUnited offiziell vorgestellt

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Die Mission EM 2016 der deutschen Weltmeister startet bereits Ende Juli. Dann will Bundestrainer Joachim Löw seine Vertrauten um Assistent Thomas Schneider oder Manager Oliver Bierhoff um sich scharen, um die EM-Saison zu planen. Wichtigster Aspekt für Löw ist dann die Beseitigung der vielen Mängel, die sich seit dem Triumph von Rio ins Spiel seiner Elf eingeschlichen haben — und sein Fokus fällt dabei vor allem auf das Mittelfeld.

"Spiel aus der Abwehr heraus, Umschalten, Spiel im letzten Drittel — das sind unsere Ansatzpunkte", sagt Löw. All diese Aufgaben fallen in den Zuständigkeitsbereich der Schaltzentrale. Doch ob Kapitän Bastian Schweinsteiger, die Weltmeister Sami Khedira und Christoph Kramer oder Ilkay Gündogan — fast alle Spieler, die diese besetzen können, starten gerade einen Neuanfang. Nicht einmal ein Jahr vor der EM in Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) eine knifflige Lage für Löw.

Löw freut sich über Schweinsteiger-Wechsel

Doch wann immer sich der Bundestrainer zuletzt zu einem seiner Neustarter äußerte, tat er das demonstrativ gelassen. Schweinsteiger etwa werde "der neue Reiz der Premier League" bei Manchester United "gut tun", sagte er: "Ich verspreche mir davon bei ihm auch einen weiteren Schub und Ansporn, auch in Hinblick auf die Europameisterschaft in Frankreich, bei der wir auf ihn setzen und er die Nationalmannschaft anführen soll."

Und Schweinsteiger braucht diesen Schub; er hatte seit Rio — auch wegen Verletzungen — schwierige Monate. Wenn Löw wie zuletzt moniert, die Nationalelf müsse "viel besser von hinten herausspielen", sie sei zuletzt "nach Ballgewinn nicht schnell genug" gewesen oder müsse vorne die Bälle "auch mal wieder in die Tiefe spielen", muss sich Schweinsteiger angesprochen fühlen. Doch der muss sich zunächst in Manchester durchsetzen.

Das wird schwer genug, wie United-Teammanager Louis van Gaal ausgerechnet bei Schweinsteigers Präsentation am Rande der US-Tour des Klubs in Seattle versicherte. "Sie wissen bereits, dass sie um ihren Platz kämpfen müssen, nichts ist sicher", sagte van Gaal in Richtung der Neuzugänge um Schweinsteiger neben ihm auf dem Podium.

Wechsel für Khedira "gut"

Auch Khedira schwant, dass es bei seinem neuen Klub Juventus Turin "sicher nicht leichter als in Deutschland oder Spanien" wird, wie er bei seiner Vorstellung betonte. Löw ist dennoch überzeugt, dass der Wechsel "für ihn gut sein wird", schließlich hat Khedira in der abgelaufenen Saison bei Real Madrid keine Rolle mehr gespielt. Doch das Erbe des großen Andrea Pirlo wiegt schwer.

Kramer tritt bei Bayer Leverkusen in kleinere Fußstapfen — er soll Simon Rolfes ersetzen. Sportchef Rudi Völler nannte den Heimkehrer aus Gladbach "unseren Königstransfer" - Löw wird es gerne vernommen haben. Anders als die Pfiffe, die sich Gündogan bei Dortmunds Saisoneröffnung von den eigenen Fans anhören musste, nachdem sich der Nationalspieler entgegen ursprünglicher Pläne mangels Alternativen doch zum Bleiben entschieden hatte.

Zumal Löw in der Reihe vor Schweinsteiger und Co. ebenfalls einige Wackelkandidaten hat. Für Lukas Podolski werde die kommende Saison nach seinem Wechsel zu Galatasaray "entscheidend", meinte Löw. Das dürfte auch für WM-Held Mario Götze, Andre Schürrle oder Julian Draxler gelten. Löw kündigte unlängst sogar an, dass er den ein oder anderen Weltmeister "im Sinne einer Weiterentwicklung" aussortieren werde.

Im Mittelfeld hat er abgesehen von Emre Can (FC Liverpool) aber kaum Alternativen. Die einzige Konstante dort scheint derzeit Toni Kroos zu sein. Aber der hat bei Real Madrid nun in Rafa Benitez einen neuen Trainer bekommen - eine Art Neustart also, auch für Kroos.

(sid)
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