Löw "heizt" den Klassiker an DFB-Elf freut sich auf heißen Tanz

München (RPO). Joachim Löw und Michael Ballack gegen Diego Maradona und Lionel Messi, deutsche Kampfkraft gegen südamerikanische Schlitzohrigkeit: 99 Tage vor dem WM-Start will die deutsche Nationalmannschaft bei der Neuauflage des hitzigen WM-Viertelfinales von 2006 gegen Argentinien ein "zweites Florenz" vermeiden und Bundestrainer Joachim Löw "wichtige Erkenntnisse" in Bezug auf seinen 23-köpfigen WM-Kader sammeln.

Der Fitnesstest der Nationalmannschaft
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"Wir nehmen das Spiel sehr, sehr ernst. Für die Stimmung und die Vorfreude auf die WM ist es wichtig, dass wir ein gutes Spiel machen", sagte Löw vor dem Klassiker am Mittwoch (20.45 Uhr/Live-Ticker) in München mit Blick auf das 1:4 in Italien vor vier Jahren.

Damals hatte der letzte Härtetest vor der WM für heftigen Wirbel gesorgt und das Projekt Klinsmann in arge Gefahr gebracht. Dass sich die Geschichte gegen das Maradona-Team wiederholt, glaubt Löw allerdings nicht: "Wir haben nicht mehr die Naivität wie damals. "

Allerdings warnen auch die Spieler drei Monate vor der WM (11. Juni bis 11. Juli) vor einem Rückschlag. "Solche Diskussionen wollen wir uns vor diesem großen Turnier ersparen. Wir wollen ein gutes Spiel machen, damit Ruhe herrscht", verdeutlichte Philipp Lahm. Auch Kapitän Michael Ballack unterstrich die Bedeutung und sprach von einem "sportlichen Höhepunkt: Wir können uns mit einer absoluten Topmannschaft messen. Das ist von enormer Wichtigkeit."

Für einige Spieler ist es vor allem die letzte Möglichkeit, sich noch für den WM-Kader, der Anfang Mai nominiert wird, zu empfehlen. Gute Chancen haben auf jeden Fall die beiden Jungstars Thomas Müller und Toni Kroos, die gegen Argentinien vor ihrem Debüt stehen.

"Ich bin bereit, das ein oder andere Experiment und Risiko einzugehen. Ich will sehen, wer es schaffen kann", sagte Löw dazu, sprach aber von einem "Spagat". Auf der einen Seite müsse sich die Mannschaft für die WM "einspielen", auf der anderen Seite "will ich die Chance nutzen, um noch einmal einige Dinge auszuprobieren."

Ballack traut Müller und Kroos den Sprung zu. "Sie haben zuletzt hervorragend gespielt. Sie haben es verdient, dabei zu sein", sagte der Kapitän, der gegen die Gauchos im zentralen defensiven Mittelfeld in Bastian Schweinsteiger einen neuen Partner bekommen wird.

"Die Argentinier sind vor allem durch die Mitte brandgefährlich. Bastian spielt auf dieser Position hervorragend. Ich kann ihn mir ihm Wechselspiel mit Michael gut vorstellen", sagte Löw, der sich ansonsten zu seinen taktischen Überlegungen nicht äußern wollte.

Allerdings forderte der Bundestrainer, der dem Leverkusener Rene Adler im Tor zur Nummer eins bestimmt hat, gegen "diese Ansammlung von Individualisten Disziplin und volle Konzentration. Bei Fehlern sind sie gnadenlos. Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir nicht ins Messer laufen." Keine Mannschaft spiele aggressiveres Pressing, "wenn wir da glauben, einfach so mitzuspielen, wird es unheimlich schwer. Wir müssen taktisch enorm klug sein."

Eine entscheidende Rolle spielt laut Löw dabei sein Kapitän: "Michael ist von unglaublicher Bedeutung. Er führt die jungen Spieler hervorragend und ist immer präsent."

Bei der WM 2006 hatte sich die DFB-Auswahl im Elfmeterschießen durchgesetzt. Doch die Partie sorgte vor allem wegen der anschließenden Rangeleien auf dem Platz für reichlich Zündstoff. Dies habe auch die Mentalität der Argentinier gezeigt, verdeutlichte Ballack: "Die sind mit allen Wassern gewaschen und beherrschen das volle Repertoire. Die sind total abgewichst, wie man in der Fußballersprache so schön sagt."

Löw hat ein "gutes Gefühl, dass wir ein spektakuläres Spiel erleben. Es ist hohe Qualität und Klasse auf dem Feld." Damit hat er auch Weltfußballer Lionel Messi vom FC Barcelona gemeint, der neben Maradona die schillernde Figur bei den Argentiniern ist.

Doch Maradona zeigt durchaus auch Respekt vor den Deutschen. "Die Stärken sind die deutschen Tugenden, Spieler wie Ballack und Podolski und die Abstimmung. Die Deutschen kämpfen immer bis zur letzen Minute", sagte der exzentrische Weltmeister von 1986, der beim ersten Training in München für reichlich Aufregung gesorgt hatte, als er mit Zigarre im Mund das Torwarttraining verfolgte.

Die Reaktion von Löw folgte am Tag vor dem Spiel prompt. "Vielleicht ist das eine Voraussetzung, um argentinischer Nationaltrainer zu werden - Cesar Luis Menotti war Kettenraucher, Maradona raucht auf dem Trainingsplatz eine Zigarre," sagte der deutsche Coach und wollte sich demonstrativ zum Auftakt der Pressekonferenz Feuer geben lassen, um symbolisch eine Zigarre anzuzünden. - Die voraussichtliche deutsche Mannschaftsaufstellung:

Adler - Boateng, Mertesacker, Tasci, Lahm - Schweinsteiger, Ballack - Müller (Kroos), Özil, Podolski - Gomez (Klose). - Trainer: Löw

(SID/born)
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