"Mehr auf die Familie konzentrieren" DFB sucht Nachfolger für Sportdirektor Flick

Frankfurt/Düsseldorf · Der ehemalige Assistent von Bundestrainer Löw will sich "mehr auf die Familie konzentrieren".

Hansi Flick: Ex-Bundestrainer, Champions-League-Sieger, Weltmeister - Fotos
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Das ist Hansi Flick

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Kurz vor Weihnachten saß Hansi Flick in einem fein herausgeputzten Saal der Düsseldorfer Messe und feierte mit dem DFB-Vizepräsidenten Peter Frymuth dessen 60. Geburtstag. Die Führung des größten Sportverbands der Welt war nahezu geschlossen aufmarschiert. Und am Vorstandstisch war viel von der großen DFB-Familie die Rede.

Einen Monat später hat die große (Führungs-) Familie ein Mitglied weniger. Sportdirektor Flick scheidet aus dem Amt, das er seit 2014 innehatte, übergangsweise übernimmt der ehemalige U-21-Trainer Horst Hrubesch seine Aufgaben. In "Gesprächen mit Präsident Reinhard Grindel und Generalsekretär Friedrich Curtius" habe Flick "die Bitte hinterlegt, seinen bis 2019 laufenden Vertrag vorzeitig aufzulösen", schreibt der Verband in einer Erklärung an die Medien. Ob eines dieser Gespräche bei Frymuths Geburtstagsfeier in Düsseldorf stattgefunden hat, schreibt er nicht.

Stattdessen legen beide Seiten großen Wert auf die Feststellung, dass weder Unstimmigkeiten noch gesundheitliche Gründe oder neue berufliche Ziele eine Rolle gespielt hätten. Flick erklärt: "Es gibt aktuell weder andere sportliche Ambitionen, noch gibt oder gab es irgendwelche Probleme, der einzige Grund ist der persönliche Wunsch, mich in der nächsten Zeit mehr auf meine Familie konzentrieren zu können." Und Grindel stellt fest: "Mit seiner fachlichen Kompetenz und seiner menschlichen Qualität ist er im Verband und in der Liga gleichermaßen anerkannt. Wir lassen ihn nur schweren Herzens gehen, aber wir respektieren seinen persönlichen Wunsch."

Tatsächlich verliert der Verband einen wichtigen Mann, dessen Bedeutung öffentlich gern mal unterschätzt wurde. Flick war und ist kein großer Selbstdarsteller, und er kann es an Vortragsbegabung sicher nicht mit den Branchengrößen aufnehmen. Dafür kennt er sich in der Sache aus, und er will dafür keine Lobpreisungen erfahren. So hat er als unauffälliger und bis zur Selbstaufgabe loyaler Assistent von Bundestrainer Joachim Löw entscheidende Beiträge zum Weltmeistertitel 2014 geleistet. Darauf weist Grindel im öffentlichen Abschiedsschreiben zu Recht noch mal hin.

In der Position des Sportdirektors hat der vergleichsweise leise Flick viel dafür getan, dass Konzepte in der Nachwuchsarbeit vom Schreibtisch auf den Trainingsplatz gelangen konnten. Und er hat dabei einen sehr klugen Blick auf neue Entwicklungen in der Welt bewiesen.

Es hatte den Anschein, als sei Flick in der Rolle des Sportdirektors so richtig angekommen - anders als seine Vorgänger Matthias Sammer und Robin Dutt, die sich mit der Arbeit im Verborgenen schwertaten und bald flohen, weil es viel zu wenige Scheinwerfer gab, in deren Licht sie ihre Verdienste eindrucksvoll schildern konnten.

Deshalb gibt es nicht sehr viele Zeitgenossen, die sich von der gemeinsamen Abschiedserklärung derart überzeugen lassen, dass ihnen keine Fragen mehr einfallen. Es sind solche: War die Zusammenarbeit so harmonisch, wie beide Seiten vorgeben? Ist Flick mit seinen Vorstellungen an Grenzen gestoßen? Hatte er nicht genügend Einfluss? War sein Aufgabenbereich nicht ausreichend genau beschrieben? Gab es unterschiedliche Vorstellungen bei der inhaltlichen Planung der neuen DFB-Akademie - beispielsweise mit Teammanager Oliver Bierhoff, der das Projekt feierlich an sich gezogen hat? Ist Flick der Job über den Kopf gewachsen? Gibt es ein Angebot aus der Bundesliga? Gibt es eigentlich überhaupt jemanden, der die Rolle des Sportdirektors beim DFB länger als zwei Jahre ausfüllen kann? Und: Braucht der DFB einen Sportdirektor, wenn er schon Junioren-Trainer, Cheftrainer, Generalsekretäre und Manager beschäftigt?

Die letzte Frage beantwortet der Verband zumindest vorläufig. Generalsekretär Curtius übernimmt diese schöne Aufgabe, indem er sagt: "Wir werden jetzt in Ruhe das Profil erstellen und dann in enger Abstimmung mit der Liga den Nachfolger suchen." Dazu darf man viel Glück wünschen.

(pet)
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