Müller, Pressing, Linksverteidiger Sechs Erkenntnisse aus dem Spanien-Länderspiel

Düsseldorf · Pressing, Thomas Müller, Spaniens große Kunst: Der erste Teil des doppelten WM-Härtetests hat der deutschen Fußball-Nationalmannschaft einige Erkenntnisse gebracht.

 Bundestrainer Joachim Löw mit Assistent Thomas Schneider.

Bundestrainer Joachim Löw mit Assistent Thomas Schneider.

Foto: dpa, jai

1. Thomas Müller ist und bleibt enorm wichtig

Ups. Da ist Thomas Müller aber einer rausgerutscht. Für gewöhnlich wurschtelt er den Ball mit bisher kaum erforschten Körperteilen ins Tor, diesmal aber: ein Traumschuss im perfekten Moment, sein erster Treffer im DFB-Trikot seit einem Jahr. Spanien erinnerte kurz an den drahtigen Karateka, der Bud Spencer mit Schreien und wildesten Bewegungen herausfordert - und dann saust ihm trocken eine monströse Faust auf den Kopf. Knockout. Durch Thomas Müller.

2. Wer die Deutschen reizt, bekommt ihre Klasse zu spüren

So war es gegen Frankreich, so war es auch gegen Spanien. Diese Weltmeister sind dann am stärksten, wenn sie ernsthaft herausgefordert werden. Nicht nur Oliver Bierhoff fand die Reaktion auf die vorzügliche spanische Kurzpass-Sinfonie "beeindruckend". Das Aufraffen und Gegenhalten, das Wachsen am Gegner kann bei der WM entscheidend werden. "Wir können noch mehr", sagt Toni Kroos. Man glaubt es gern.

3. Das deutsche Pressing benötigt Feinschliff

Ohne Aggression und Konsequenz hat es keinen Zweck. Wer auf höchstem Niveau kopflos nach vorne rennt, wird gnadenlos ausgespielt, ja, vorgeführt. Sinnhaftes Verschieben, den Ballführenden in eine Situation ohne Ausweg drängen, durchzuziehen - das wird Löw seinen Spielern einschleifen müssen.

4. Die erfolgreiche Titelverteidigung ist eine historisch schwierige Mission

England, Frankreich, Spanien. Drei Härtetests. Drei Unentschieden. Die deutsche Mannschaft spielt auf Augenhöhe mit den Allerbesten - aber sie beherrscht sie nicht. Es wird eng wie nie werden in Russland, wo auch Argentinien und Brasilien nach höchster Weihe streben. Nicht umsonst sagt Timo Werner: "Bei der WM müssen wir solche Spiele eben im Elfmeterschießen entscheiden." Wenn man sich darauf verlassen möchte...

5. Löw hat die Linksverteidigerposition vergeben

Fragen kostet nichts — und bringt mitunter erstaunliche Antworten hervor. Dass Joachim Löw so bereitwillig ausplaudert, mit wem er auf der Linksverteidigerposition plant, damit hätten Matthias Opdenhövel und Thomas Hitzlsperger im ARD-Studio wohl nicht gerechnet. Doch nach den Chancen von Augsburgs Philipp Max angesprochen, offenbarte der Bundestrainer seine Pläne für die WM — und verriet, dass Jonas Hector und Marvin Plattenhardt aller Voraussicht nach mit nach Russland reisen werden.

6. Spanien ist wieder wer

Wow! Nach den Pleiten 2014 und 2016 flog die spanische Nationalmannschaft ein wenig unter dem Radar. Aber was sie in der ersten Halbzeit mit dem Weltmeister anstellte, war fabelhaft anzusehen. Bekannte Schwäche jedoch: Vorne müsste einer stehen, der am Elfmeterpunkt nicht noch drei Zuckerpässchen spielen will. Dennoch: Das war grandios! In Düsseldorf ist ein neuer WM-Favorit erwachsen.

(ak)
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