DFB-Auswahl muss sich steigern Testspiel-Modus reicht nicht gegen starke Engländer

Berlin · Begeistert sah er nicht aus, der Bundestrainer. Aber das wäre "schon auch ein bisschen" überraschend gewesen, wie er das selbst sagen würde. 2:3 hatte seine Mannschaft das Testspiel gegen England in Berlin verloren. Und das ist natürlich kein Grund zur Freude.

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"Auf der einen Seite ist das ärgerlich, weil der Siegtreffer in der Nachspielzeit fällt, auf der anderen Seite muss man klar sagen, dass die Niederlage auch nicht ganz unverdient war", erklärte Joachim Löw.

Das war sie sicher nicht. Die Engländer waren die bessere Mannschaft, vor allen Dingen in der Offensive. Sie stellten das deutsche Team mit ihren schnellen Kombinationen vor große Probleme, gerieten eher zufällig in Rückstand, spielten ihren Erfolg aber unbeeindruckt davon heraus. Wenn diese Mannschaft in der Abwehr und im zentralen Mittelfeld noch ein wenig besser wird, dann hat Löw sicher Recht mit seiner Einschätzung: "Das ist ein Titelkandidat für die EM in Frankreich."

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Das ist seine Mannschaft zwar auch, aber sie konnte es in Berlin nicht unterstreichen. Es sei eine kleine Lehrstunde gewesen, fand Löw. Auf eher schmerzhafte Art kam der Bundestrainer zu jenen Erkenntnissen, die ihm, wie er vorher sagte, "ein Stück weit wichtiger sind als das Ergebnis". Einige fasste er zusammen: "Wir hatten nicht immer die Kontrolle, die Kombinationen und Laufwege haben nicht gestimmt. In der zweiten Halbzeit haben wir wahnsinnig viele Räume gegeben und in der Vorwärtsbewegung viele Fehler gemacht. Wir wissen schon, woran wir zu arbeiten haben."

Toni Kroos, der seine Mannschaft mit einem haltbaren Fernschuss in Führung gebracht hatte, urteilte: "Wir haben schlecht verteidigt." Sein Trainer ließ allerdings nicht zu, die unerfahrenen Innenverteidiger Antonio Rüdiger und Jonathan Tah dafür verantwortlich zu machen. "Wir dürfen nicht den Fehler machen, die Fehler bei der Innenverteidigung zu suchen", erklärte Löw. Und tatsächlich: Dem Anschlusstreffer ging ein viel zu zögerliches Zweikampfverhalten von Mesut Özil voraus, vor dem 2:2 ließ sich der komplette linke Flügel vernaschen, nachdem der Ball im Angriff verschludert worden war, beim 2:3 kam André Schürrle zu spät zum Kopfball. Schon vorher hatten haarsträubende Fehler von Emre Can und Sami Khedira die Gäste zum Toreschießen eingeladen. Diese Einladungen wurden noch ausgeschlagen.

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Die DFB-Auswahl hatte in ihrer gesamten Spielanlage ein wenig um diese Niederlage gebettelt. Es ging aus der Abwehr viel zu selten schwungvoll und schnell nach vorn. Das lag an Mängeln im Zusammenspiel, ganz besonders aber an fehlender Bewegung und dadurch fehlenden Anspielstationen. Thomas Müller legte den Finger in die Wunde. "Irgendwie hat man bei Testspielen selten den Eindruck, dass wir an 100 Prozent herankommen", sagte der Stürmer, "man ertappt sich auch selbst dabei, dass man vielleicht den einen oder anderen Schritt ohne Ball zu wenig macht." Das ist eine ehrenwerte Feststellung, aber auch ein bisschen alarmierend. "Das", betonte Kapitän Sami Khedira, "müssen wir gegen Italien am Dienstag und bei der EM in Frankreich besser machen." Wohl wahr.

(pet)
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