EM-Qualifikation gegen Georgien Keine Experimente, keine Ausreden für den Weltmeister

Tiflis · Mit sechs zurückkehrenden Weltmeistern will die deutsche Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation in Georgien endlich in Tritt kommen.

Georgien - Deutschland: Fakten
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Foto: AFP

Keine Experimente, keine Ausreden: Bei einer lockeren Plauderrunde über den Wolken hat Vize-Kapitän Manuel Neuer keine Zweifel an der Mission der Weltmeister aufkommen lassen. "Wir stehen in der Pflicht und können uns keinen Lapsus mehr erlauben - und der Trainer weiß das auch", sagte der Nationaltorhüter in der Bordküche von Flug LH342 auf 11.000 m Höhe zwischen Frankfurt/Main und Tiflis. Dort darf sich die DFB-Elf am Sonntag (18 Uhr Live-Ticker) gegen Georgien im 900. Länderspiel der Verbandsgeschichte keinen weiteren Patzer erlauben, wenn sie die Qualifikation für die EM 2016 in Frankreich nicht ernsthaft gefährden will.

"Es ist etwas Unbekanntes für uns, deshalb wird es schwer", prophezeite das Geburtstagskind Neuer (29), "aber wir machen uns nicht verrückt. Wir haben viele erfahrene Spieler." In der Tat: Neben Neuer kehren nach dem unbefriedigenden 2:2 gegen Australien am vergangenen Mittwoch fünf ausgeruhte Weltmeister zurück in die Startelf von Joachim Löw. Die Testphase seines "Masterplans" wird der Bundestrainer erst einmal beenden. "Er kennt seine Stammelf für die wichtigen Spiele", meinte Neuer.

Schonzeit vorbei

Deshalb hatte Löw gegen die Socceroos seine Leistungsträger Neuer, Bastian Schweinsteiger, Jerome Boateng, Mats Hummels, Toni Kroos und Thomas Müller geschont. "Wir dürfen uns keine Punktverluste mehr erlauben", hatte er selbst vor dem Abflug klargestellt.

Da von den bisher vier Quali-Spielen erst zwei gewonnen wurden, lässt auch der Verbandsboss keine Ausreden mehr zu. "Wir brauchen jetzt zwei Auswärtssiege in Georgien und Gibraltar, da brauchen wir nicht drüber zu reden", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der ohne weitere Pannen in den "heißen Herbst" gehen will: "Gegen Polen, Irland und Schottland geht es dann nur mit 100 Prozent. Den 100 Prozent, die wir in Brasilien siebenmal gezeigt haben." Am Ende stand in Rio der WM-Titel.

Seitdem hakt es beim Nationalteam, und deshalb ist die Quali nun auch Kopfsache. "Das ist für uns eine etwas ungewohnte Situation", bekannte Löw, der die Reise ohne Karim Bellarabi (starke Erkältung) und Holger Badstuber (muskuläre Probleme) antrat. Löw ging dennoch gut gelaunt durch den Flieger und begrüßte weitere Gäste per Handschlag. "Panik gibt es nicht", erklärte sein Assistent Thomas Schneider: "Wir sind voller Selbstvertrauen und werden uns keinen Fehltritt leisten."

Die Georgier, laut Fifa-Weltrangliste noch hinter Liechtenstein das siebtschlechteste Team Europas (Platz 126), werden ernst genommen. Scout Urs Siegenthaler ist bereits seit Tagen vor Ort und beobachtete das vom früheren Frankfurter Bundesliga-Profi Kachaber Tschadadse trainierte Team gegen Malta (2:0).

Schneider erwartet einen echten Hexenkessel im Nationalstadion von Tiflis. "Da werden 54.000 Zuschauer sein, jeder Angriff wird euphorisch begleitet werden", berichtete er: "Darauf müssen wir uns einstellen." Lukas Podolski, gegen die Australier mit seinem Jokertor der Retter, erwartet "eine heiße Schlacht". Ilkay Gündogan glaubt, die Partie werde "vielleicht noch schwieriger als die gegen Australien, weil Georgien noch defensiver spielen wird. Aber wir haben etwas gutzumachen."

Schweinsteiger läuft als Kapitän auf

Dabei sollen die Stützen um Neuer helfen. Daran, dass die spielen werden, besteht kein Zweifel. Nicht bei Schweinsteiger, der erstmals seit dem Triumph von Rio und zum ersten Mal offiziell als Kapitän aufläuft. Und auch nicht bei Neuer, der in der Bundesliga zuletzt gegen seinen persönlichen Angstgegner Borussia Mönchengladbach patzte und zu Wochenbeginn von einer Schleimbeutelentzündung im Knie geplagt war. "Er patzt ja nur gegen Gladbach, das ist ja bekannt", meinte Schneider schmunzelnd: "Von daher gehen wir davon aus, dass er am Sonntag ein sehr, sehr gutes Spiel machen wird."

Ob in Tiflis die Dreierkette wieder zum Einsatz kommen wird, wollte Löws Assistent nicht verraten. Seine Aussagen nach dem gegen Australien zur Halbzeit abgebrochenen Experiment deuten auf eine Viererkette hin. "Der Trainer muss Dinge ausprobieren, dafür sind Testspiele da", sagte Neuer. In der Qualifikation aber sind weitere Experimente tabu, auch wenn der Welttorhüter selbstbewusst ergänzte: "Wir werden uns qualifizieren, und das wissen wir auch."

(sid)
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