EM-Qualifikation Löw fordert seine müden Weltmeister

Frankfurt/Main · Keine Zeit: Bundestrainer Joachim Löw muss seine Weltmeister unter widrigen Umstände auf den letzten Schritt in der EM-Qualifikation einschwören.

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Das sind Joachim Löws Debütanten

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Foto: AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

Als Joachim Löw am Montag in der Villa Kennedy in Frankfurt/Main seine abgekämpften Weltmeister empfing, blickte der Bundestrainer in zahlreiche müde Augen. Gleich 17 seiner 23 Nationalspieler, die in den abschließenden Begegnungen der EM-Qualifikation am Donnerstag in Irland und am Sonntag gegen Georgien (beide 20.45 Uhr/Live-Ticker) den letzten Schritt in Richtung Frankreich machen sollen, waren am Sonntag noch im Einsatz. "Das", sagte Löw besorgt, "gab's noch nie. Vor uns liegt ein schwieriges Programm."

Dabei wirkt die Aufgabe für den Spitzenreiter der Gruppe D auf den ersten Blick einfach: Ein Unentschieden am Donnerstag beim Tabellendritten in Dublin oder ein Sieg gegen Außenseiter Georgien in Leipzig würde für das Ticket zur EURO 2016 reichen. Doch Löw will die Qualifikation "mit Stil" beenden, wie er stets betonte - und als Staffelsieger. Deshalb schwor er seine Mannschaft um Kapitän Bastian Schweinsteiger in einer der nobelsten Adressen der Mainmetropole auf eine "konzentrierte" und "seriöse" Vorbereitung ein. Dass Löw für das heiße Irland-Spiel nur zwei Trainingseinheiten bleiben, macht die Lage nicht komfortabler.

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"Zweifel habe ich keine", betonte Löw dennoch selbstbewusst im Gespräch mit dem SID, "im Gegenteil: ich habe großes Vertrauen in meine Spieler. Sie wissen, worauf es ankommt." Bei den wichtigen Siegen zuletzt gegen Polen (3:1) und in Schottland (3:2) hätten sie die Vorgaben "hervorragend umgesetzt" und "bewiesen, dass sie in der Lage ist, eine Klasseleistung abzurufen, wenn es darauf ankommt".

Da hatte Löw allerdings deutlich mehr Zeit. Jetzt bleibt ihm insgesamt nicht einmal eine Woche. Zu personellen oder taktischen Experimenten sieht Löw deshalb "keine Veranlassung, dazu sind diese zwei Spiele auch zu wichtig". Neuerungen werde es erst im November mit den Länderspielen in Frankreich und gegen die Niederlande geben. Jetzt, sagte Löw, "brauche ich Spieler, die im Rhythmus sind".

Und die hat er. Die vier Bayern-Stars Manuel Neuer, Jerome Boateng, Mario Götze und Top-Torjäger Thomas Müller kommen nach dem 5:1 gegen Borussia Dortmund mit reichlich Selbstvertrauen. Regisseur Mesut Özil zeigte beim 3:0 des FC Arsenal gegen Schweinsteigers Manchester United sein vielleicht bestes Spiel im Gunners-Trikot. "Ich bin fit und freue mich", sagte Özil dem SID. Und sogar der zuletzt über Monate schwächelnde Lukas Podolski scheint seinen Torriecher wiedergefunden zu haben.

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Doch es gibt auch Sorgenkinder wie die drei Dortmunder, den erstmals berufenen Torhüter Bernd Leno, der sich am Sonntag ein kurioses Eigentor leistete, oder "Dauerpatient" Andre Schürrle. Außerdem ist Karim Bellarabi (Schulterprellung) fraglich. Die Weltmeister Sami Khedira und Benedikt Höwedes fehlen nach überstandenen Verletzungen ebenso wie der erneut verletzte Antonio Rüdiger oder der trotz starker Auftritte bei seinem Klub erneut nicht berücksichtigte Mario Gomez.

Den Spielern, die sich am Montag bis 22 Uhr in Frankfurt einfinden sollten, gab Löw eine klare Warnung mit in die vorletzte Länderspielwoche des Jahres. "Wie gefährlich die Iren sind, wissen wir nicht erst seit dem Hinspiel", sagte er eingedenk des enttäuschenden 1:1 von Gelsenkirchen, "und in Dublin gegen Irland zu spielen, ist kein Selbstläufer." Schweinsteiger und Co. benötigten im Aviva Stadium vor 50.000 sangesfreudigen Iren "kühlen Kopf und auch Geduld". Nur dann könne der letzte Schritt nach Frankreich schon am Donnerstag gelingen.

(sid)
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